Zur Zukunft der Villa Buth

Der Abrissantrag ist gestellt und führt zur Diskussion: die Industriellen-Villa, die zum „Judenhaus“ wurde

Der Projektkurs des Heilig-Geist-Gymnasiums Würselen hatte 2019 die aufgearbeitete Geschichte um die Villa Buth öffentlich gemacht. (c) PukBSuS Archiv
Der Projektkurs des Heilig-Geist-Gymnasiums Würselen hatte 2019 die aufgearbeitete Geschichte um die Villa Buth öffentlich gemacht.
Datum:
31. Jan. 2024
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 05/2024 | Dorothée Schenk

Seit gut vier Monaten liegt bei der Stadt Jülich der Antrag auf Abriss der Villa Buth vor. Kurz vor Weihnachten sickerte die Nachricht auch in die Öffentlichkeit. Seither laufen im Hintergrund viele Gespräche und Vorbereitungen – von den Initiatoren, die die Villa Buth erhalten wollen, und über weitere Schritte des Eigners und der Behörden, um eine Rechtssicherheit des Antrages herzustellen.

Es ist gerade in diesen Tagen rund um den Gedenktag für die Opfer des Holocausts ein sensibles Thema: Die Villa Buth in Kirchberg ist nicht nur ein Denkmal. Sie ist der zentrale Ort, an dem über 100 Menschen jüdischen Glaubens im Jülicher Land für die bevorstehende Deportation in die Vernichtungslager gebracht wurden.

Ein wichtiger Erinnerungsort für die jüdische Tradition im Jülicher Land und für die Verbrechen der deutschen Nazidiktatur 1933–1945, wie die Jülicher Gesellschaft gegen das Vergessen und für die Toleranz e.V., der Jülicher Geschichtsverein 1923 e.V., der Bürgerbeirat Historische Festungsstadt Jülich e.V. und die Joseph-Kuhl-Gesellschaft e.V. es in einer Pressemitteilung formulieren. Gemeinsam haben sie sich mit einer Petition an den Landtag NRW gewandt, mit der Bitte, beim Erhalt zu helfen. Bei der Villa Buth spielt ein Fakt eine besondere Rolle. Sie ist nicht im öffentlichen Besitz. Das Gebäude gehört der Unternehmerfamilie Eichhorn und steht auf Betriebsgelände in direkter Nachbarschaft zur Produktionsstätte. Nach dem Krieg hat die Familie die Villa nicht mehr genutzt. Arbeiter der Papierfabrik waren dort untergebracht.

Schulprojekt hat die dunkle Geschichte des Gebäudes aufgearbeitet

Seit 20 Jahren, so heißt es in der Petition, stehe die Villa leer. Sie verfällt zusehends. Wegen der maroden Bausubstanz ist ein Betreten des Gebäudes gefährlich. Die Zugänge wurden mit Brettern verschlossen. Dass sich der Unternehmer der Verantwortung der Geschichte des Hauses stellt, zeigte 2019 Hellmuth Eichhorn, als er ein Schulprojekt am Heilig-Geist-Gymnasium Würselen mitfinanzierte. Ein Geschichtskurs befasste sich mit der Aufarbeitung der Geschichte der Villa und beschäftigte sich mit den Menschen, die dort bis zu ihrer Deportation leben mussten. Die Schülerschaft erstellte eine 315 Seiten starke Dokumentation, ein 3D-Modell und einen 41-minütigen Dokumentarfilm. Aus der Projektarbeit wurde ein Buch, das vom Jülicher Geschichtsverein herausgegeben wurde.

Schon lange vor der detailreichen Aufarbeitung war klar, dass eine Sanierung des 120 Jahre alten Baus Millionen verschlingen würde. Mit 9 Millionen Euro sind die Kosten derzeit beziffert. Eine Sanierung sei wirtschaftlich nicht darstellbar, lautet das eingebrachte Argument von Unternehmerseite. Derzeit läuft das sogenannte Erörterungsverfahren bei der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Jülich. In der Petition der Vereine an den Landtag heißt es: „Notfalls muss das Eigentum auf einen Dritten (ggf. eine Stiftung) übertragen werden. Wir sind bereit, einen Förderverein zu diesem Zweck zu gründen.“

Unklar bleibt, ob es über das Ziel, den Abriss der Villa Buth zu verhindern, weitere Maßnahmen geben soll. Unklar ist auch, wie eine Finanzierung gesichert werden könnte. Das gilt sowohl für den Erhalt, eine Sanierung als auch die Installation einer Nachfolgenutzung von der Konzeption bis Ausstattung. Keine Erwähnung finden die zu erwartenden Folgekosten wie Unterhaltung des Gebäudes, Personalkosten und Instandhaltung der geplanten Gedenkstätte.