Zur Ehre Gottes zieht ein Mann den Hut

Der Aachener Dom ist eine Kirche, kein Museum. Hier muss man sich an gewisse Regeln halten

Gelegentlich begehren so viele Menschen Einlass in den Dom, dass sich Warteschlangen bilden. (c) Domkapitel Aachen/Andreas Steindl
Gelegentlich begehren so viele Menschen Einlass in den Dom, dass sich Warteschlangen bilden.
Datum:
16. Feb. 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 07/2022 | Ruth Schlotterhose

„Benehmen ist Glückssache“, lautet ein geflügeltes Wort. „Aber Glück hat nicht jeder“, lautet nach einer Pause der Nachsatz. Ist gutes Benehmen wirklich notwendig? Und wer bestimmt eigentlich, was gutes Benehmen ist?

Ein Anschlag am Domeingang weist auf die wichtigsten Benimm-Regeln hin. Die vollständige Hausordnung finden Sie hier: www.aachenerdom.de. (c) Domkapitel Aachen
Ein Anschlag am Domeingang weist auf die wichtigsten Benimm-Regeln hin. Die vollständige Hausordnung finden Sie hier: www.aachenerdom.de.

Respekt, Rücksichtnahme, Dankbarkeit und Verständnis sind Werte, ohne die keine Gesellschaft in Frieden leben kann. Gute Manieren werden von jedem verlangt, aber eigentlich gibt es keinen Regelkatalog. In einer Kneipe nimmt keiner Anstoß an lässiger Kleidung oder lautem Gelächter, beim Wiener Opernball dagegen trägt man Frack, und in Gotteshäusern sollen Männer ihre Kopfbedeckung abnehmen.

Was aber ist eigentlich so schlimm an Kopfbedeckungen in einer Kirche? „Aus der Tradition der katholischen Kirche heraus werden Männer gebeten, beim Betreten des Gotteshauses als Zeichen des Respekts ihre Kopfbedeckung abzunehmen. Ausnahmen gibt es für gesundheitlich erforderliche oder religiöse Kopfbedeckungen“, erklärt Dompropst Rolf-Peter Cremer, der sich grundsätzlich über das Interesse von Besucherinnen und Besuchern aus aller Welt freut.

Für ein gelingendes Miteinander

Nach einer inoffiziellen Strichliste betraten kürzlich innerhalb von sechs Stunden 156 männliche Besucher den Dom mit Mütze. Vielleicht vergessen manche Touristen einfach, dass es sich hier um ein Gotteshaus und nicht um ein Museum handelt. Hinzu kommt, dass viele Menschen nicht mehr katholisch oder christlich erzogen werden und deshalb mit den Benimm-Regeln in einer Kirche nicht sonderlich gut vertraut sind.

Damit es bei dem häufig großen Besucherandrang nicht zu Störungen im Aachener Dom kommt, gelten jedoch noch weitere Regeln. „Wir bitten darum, dass im Dom nicht gegessen, getrunken und telefoniert wird. Außerdem sollten die Besucherinnen und Besucher sich aus Rücksicht auf Andacht suchende Gläubige leise verhalten“, fährt der Dompropst fort.

Ebenso wird darum gebeten, eine der Würde des Doms angemessene Kleidung zu tragen. Ärmellose Hemden oder tief ausgeschnittene Tops sind unangebracht. Was gemäß der Hausordnung erlaubt ist oder nicht, darauf weisen Piktogramme am Eingang des Doms hin. Auch die Domschweizer, die die Einhaltung der Regeln in der Bischofskirche im Auge behalten, helfen gern weiter, wenn sich jemand unsicher darüber ist, was erlaubt ist oder nicht. Wenn jeder sich ein wenig Mühe gibt, kann es für alle, Andacht Suchende und Touristen, ein gelingendes Miteinander geben.

Im Übrigen suchen die Domschweizer ständig Verstärkung. Männer – und Frauen!, die sich für den Dienst interessieren, wenden sich bitte unter Tel. 02 41/47 70 91 20 an die Domverwaltung.