Zum Tod Papst em. Benedikts

Bischof Helmut Dieser: „Er war auch einer der größten Theologen unserer Zeit.“

(c) Bistum Aachen/Carl Brunn
Datum:
4. Jan. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 01/2023

In einer persönlichen Würdigung hebt Bischof Helmut Dieser die Bedeutung des verstorbenen Papstes em. Benedikt XVI. hervor. Lesen Sie hier die ganze Würdigung.

Die Nachricht vom Tode des früheren Papstes Benedikt XVI. löst in mir spontan das Gefühl tiefen Respektes vor seiner Lebensleistung aus. Er hat Christus geliebt und ihm in seiner Kirche sein ganzes Leben geschenkt in seinem Wirken als Priester, als Bischof, schließlich als Papst. Er war auch einer der größten Theologen unserer Zeit. Immer neu werden noch viele künftige Generationen aus seinen Texten maßgebliche theologische und geistliche Einsichten und Inspirationen schöpfen.

Auch ich erfreue mich an seinen Texten und gewinne durch sie stets Anregung, Bestärkung und neue Einsichten: Immer neu zeigen sie auf, dass der Glaube vor dem Verstand nicht nur bestehen kann, sondern die Rationalität des Menschen mitnimmt in das Glaubensgeschehen hinein und ihn so voll umfassend menschlich macht. Zuletzt haben mich die großen Enzykliken des verstorbenen Papstes über die Liebe, die Hoffnung und den Glauben tief beeindruckt und beschenkt.

Der Verstorbene war nicht nur ein denkender und glaubender, sondern auch ein betender Mensch. Seine innere Vertrautheit mit Jesus, dem Herrn, und durch ihn mit Gott, dem Vater, und die Haltung der Erwartung für das Wirken des Heiligen Geistes sind bei ihm durchgehend spürbar.

Als er 2005 zum Papst gewählt wurde, war ich Pfarrer in der Pfarreiengemeinschaft Adenau und erinnere mich gut, wie wir den neuen Papst damals gemeinsam begrüßt und seine ersten Schritte miterlebt haben. Unvergessen bleiben die Eindrücke von den Weltjugendtagen mit ihm in Köln und in Sydney, an denen ich als Pfarrer mit Jugendlichen aus meinen Gemeinden teilgenommen habe. Es war dann auch Papst Benedikt XVI., der mich am 24. Februar 2011 zum Weihbischof in Trier ernannte. 

Schon im gleichen Jahr durfte ich ihm persönlich begegnen im Rahmen eines Einführungskurses für neu ernannte Bischöfe in Rom und dann wieder bei seinem Deutschlandbesuch im folgenden Jahr in Freiburg.

Auch das Datum seines Rücktrittes vom Petrusamt behalte ich in dauernder Erinnerung. Am 28. Februar 2013 endete sein Pontifikat, und ich nahm aus diesem Anlass für das Bistum Trier an einem Gedenkgottesdienst der Deutschen Bischofskonferenz in der Hedwigskathedrale in Berlin teil.

Papst em. Benedikt hat sein Leben mit allen seinen großen Begabungen für Christus und seine Kirche gegeben. Das verdient unser aller Respekt und Dankbarkeit. Beten wir nun gemeinsam für ihn, dass der Herr ihn voll Liebe zu sich ruft und für alle erkennbar macht, wie er mit den ihm gegebenen Talenten für das Reich Gottes gewirkt und sie vermehrt hat.  
Unser Herr sei ihm ein gnädiger Richter und gebe allen die Hoffnung, dass er als unser Erlöser auch ausgleicht und versöhnt, was im langen Leben des Verstorbenen nicht gelungen war oder gefehlt hat.