Mönchengladbach. Es ist nicht überliefert, wie lange Abt Theodericus (1256 -1295) darüber nachdachte, eine neue Chorhalle zu bauen. Vielleicht hat er lange mit der Entscheidung gehadert, vielleicht ist er eines Morgens mit der Gewissheit „Ich mach das jetzt.“ aufgewacht. Jedenfalls hat er für sein Vorhaben einen der berühmtesten Fachmänner der Kirchenbaukunst gewonnen: Meister Gerhard, Kölner Dombaumeister. Das Duo schuf eine Chorhalle, wie es sie bisher nur in Frankreich gab. Tageslicht fiel durch die Fenster und erhellte den Raum auf geradezu göttliche Weise. Für die Gläubigen, die bis dahin nur dunkle Kirchen kannten, war das eine Sensation. Am 28. April 1275 wurde die neue Chorhalle des Mönchengladbacher Münsters mit Altar und Sakristei von Albertus Magnus geweiht.
Mit mehreren Veranstaltungen wird das Jubiläum gefeiert. Ein großer Festgottesdienst eröffnet am Sonntag, 27. April, um 11 Uhr die Feierlichkeiten. Zwei Tage später berichtet Barbara Schock-Werner, ehemalige Dombaumeisterin in Köln, über Meister Gerhard und seinen zukunftsweisenden Bau, zu dem er sich in Frankreich inspirieren ließ. „Meister Gerhard und Albertus Magnus waren viel in Europa unterwegs und Visionäre ihrer Zeit“, sagt Propst Peter Blättler. Die Abtei, zu deren Komplex das Münster gehört, gilt als Keimzelle von Mönchengladbach. Entsprechend wird auch das Münster von der Stadtgesellschaft als „ihr“ ökumenisches Wahrzeichen geschätzt. Das schlägt sich auch im Jubiläumsprogramm nieder. Eine evangelische Religionsklasse aus dem benachbarten Stiftisch-Humanistischen Gymnasium übersetzt in der Ausstellung „Bibelfenster 2.0“ die Darstellungen des Originals in die Gegenwart. Am Samstag, 3. Mai, laden die evangelischen und katholischen Gemeinden zum Ökumenischen Pilgertag ein. Startpunkt ist um 16 Uhr die Evangelische Hauptkirche in Rheydt, Ziel ist die Münster-Basilika.
Ein Höhepunkt wird auch die „Magische Orgelnacht“ am Freitag, 23. Mai, mit drei verschiedenen Konzerten ab 20 Uhr sein. Mit dabei ist die Ausnahme-Künstlerin Dariia Lytvishko. Alle drei Konzerte werden von einer Illumination der Kirche begleitet. Mit einem Abschlusshochamt am Sonntag, 15. Juni, sowie einem Mittelaltertag an diesem Wochenende werden die Jubiläumsfeierlichkeiten abgeschlossen. Die Broschüre mit dem vollständigen Programm liegt in der Münster-Basilika und der Citykirche aus und ist online abrufbar: https://pfarre-sankt-vitus.de/aktuelles/750/