Zukunft für Kinder

Ein Bericht über den Besuch bei Hilfsprojekten in Kolumbien

Über Sorgen und Träume miteinander zu reden, hilft, erstere zu lösen und letztere zu realisieren. (c) Aktion Friedensdorf
Über Sorgen und Träume miteinander zu reden, hilft, erstere zu lösen und letztere zu realisieren.
Datum:
10. Okt. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 41/2023 | Franziska Suffenplan-Göbels und Garnet Manecke 

Seit über 50 Jahren unterstützt die „Aktion Friedensdorf Mönchengladbach“ Projekte in Entwicklungsländern. Über fünf Millionen Euro hat der kleine Verein ehrenamtlich Engagierter gesammelt, um Schulen aufzubauen, Menschen mit Behinderung eine Berufsausbildung zu ermöglichen und ihnen eine Perspektive zu geben. Die Vereinsvorsitzende Franziska Suffenplan-Göbels berichtet über den Besuch eines Projekts in Kolumbien.

In einer Lehrbäckerei bekommen die Kinder und Jugendlichen eine Ausbildung. (c) Aktion Friedensdorf
In einer Lehrbäckerei bekommen die Kinder und Jugendlichen eine Ausbildung.

„Gemeinsam wachsen – gemeinsam stark“: Dieses Motto ist die kristallisierte Erfahrung zahlreicher bewegender Begegnungen während meiner achttägigen Reise in Kolumbien. Erleben zu dürfen, wie wirksam unsere Unterstützung Kindern und Jugendlichen ermöglicht, in einer Atmosphäre von Freundschaft und Liebe, Selbstwirksamkeit und Zuversicht aufzuwachsen, gleichzeitig die Solidarität der Menschen innerhalb der Projekte wahrzunehmen und ihre Dankbarkeit für unsere Unterstützung entgegenzunehmen, ist ein besonderes Geschenk.

Bei Besuchen verschiedener Wirkungsstätten des von uns seit 24 Jahren geförderten Vereins „Fundacion Creciendo Unidos“ (Verein Gemeinsam wachsen) in Bogotá und dem benachbarten Soacha wurde die Vielfalt der Aktivitäten zugunsten von Kindern und Jugendlichen deutlich. Diese Kinder sind darauf angewiesen, zu arbeiten, um ihr eigenes Überleben oder auch das ihrer Familie zu sichern.

In den Betriebsstätten der „Fundacion Creciendo Unidos“ (FCU) unterstützen zahlreiche haupt- und ehrenamtliche Kräfte die jungen Menschen, damit sie weiter zur Schule gehen können und möglichst einen Schulabschluss erwerben. In Lehrwerkstätten absolvieren Kinder und Jugendliche eine niederschwellige Ausbildung in den Bereichen Bäckerei, Schreinerei, Schneiderei und Lederbearbeitung. So bekommen sie die Grundlage, um eine würdige und einigermaßen gut bezahlte Arbeit ausüben zu können.

Neben der reinen Schul- und Berufsausbildung sollen die Kinder aber auch weitere Möglichkeiten erhalten, ihre Talente zu entdecken und zu entwickeln. Bei gemeinschaftlichen künstlerischen, musikalischen, sportlichen oder auch besinnlichen Aktivitäten haben sie dazu die Möglichkeit. Bei diesen Aktivitäten finden sie Freunde, mit denen sie ihre teils traumatisierenden Erfahrungen und alltäglichen Sorgen wie auch ihre Träume und Hoffnungen teilen können. Das eröffnet ihnen neue Perspektiven und die Chance, Wege zur Verwirklichung ihrer Träume zu finden. Ein ganz wichtiger Aspekt der Arbeit des FCU ist es, die Kinder und Jugendlichen über ihre Rechte aufzuklären. Sie werden dabei unterstützt, für die Durchsetzung dieser Rechte einzutreten.

Starkes Selbstbewusstsein, Lebensfreude und achtsamer Umgang miteinander

Franziska Suffenplan-Göbels ist Gast bei der Schulspeisung in Caimito. (c) Aktion Friedensdorf
Franziska Suffenplan-Göbels ist Gast bei der Schulspeisung in Caimito.

Besonders beeindruckt haben mich die große Offenheit und das enorme Selbstbewusstsein, mit der mir viele Kinder und Jugendliche gegenübergetreten sind, die Lebensfreude und die achtsame Art und Weise, miteinander umzugehen. Das vor dem Hintergrund dessen, was viele dieser Kinder und Jugendlichen bereits an Gewalt, Flucht, Diskriminierung, Hunger und Ungewissheit erfahren haben. Sie haben in ihrem kurzen Leben schon viel durchstehen müssen.

An der von Flüssen durchzogenen pazifischen Küstenlandschaft im Süden Kolumbiens unterstützen wir in der Region Guapi bereits seit den 1980er Jahren ein Schulspeisungsprojekt in einigen Flussdörfern. In dem von der Politik seit Jahrzehnten völlig vernachlässigten und zudem von rivalisierenden Gewaltakteuren dominierten Küstenstreifen leben fast ausschließlich Afro-Kolumbianer, die Nachfahren schwarzer Sklaven sind. In derzeit fünf Flussdörfern erhalten die Kinder an jedem Schultag eine gesunde, warme Mahlzeit.

Einige junge Erwachsene sind in Projekten groß geworden und helfen jetzt Kindern 

Simon (r.), ein „Kind“ des FCU, engagiert sich heute ehrenamtlich. (c) Aktion Friedensdorf
Simon (r.), ein „Kind“ des FCU, engagiert sich heute ehrenamtlich.

Die Väter organisieren die Beschaffung der Lebensmittel, während die Mütter das Kochen und die Essensausgabe koordinieren. Regelmäßig besucht Schwester Shobha die Menschen in den Dörfern. Für viele Bewohner ist sie eine sehr wichtige Bezugsperson, denn sie hat immer ein offenes Ohr für Sorgen und Nöte. Gemeinsam mit den Müttern erarbeitet sie Lösungsmöglichkeiten für alltägliche Probleme. Die älteren Jugendlichen unterstützt sie bei ihrer Vorbereitung auf ein eigenständiges Leben in privater und beruflicher Hinsicht.

Zwei der Dörfer, die unserem Schulspeisungsprojekt angehören – Caimito und San Vicente am Rio Guapi – konnte ich gemeinsam mit Schwester Shobha besuchen und war überwältigt von dem überaus herzlichen Empfang, dem kreativen Programm und der großen Dankbarkeit für unsere langfristige, kontinuierliche Unterstützung.

Bei den Besuchen des „Fundacion Creciendo Unidos“ wie auch in Guapi habe ich mehrere junge Erwachsene kennengelernt, die in dem jeweiligen Projekt im wahrsten Sinne des Wortes groß und stark geworden sind und sich nun ihrerseits dort engagieren, um Kindern und Jugendlichen einen besseren Start ins Leben zu ermöglichen. 

www.aktion-friedensdorf-mg.de