Zu Besuch bei „Mama“ Maria

Im Mai pilgern die Kitas Liebfrauen und St. Josef aus Krefeld zum Wallfahrtsort Kevelaer am Niederrhein

In Kevelaer angekommen, feiert die Gruppe eine kurze Andacht vor der Gnadenkapelle. (c) Kita Liebfrauen Krefeld
In Kevelaer angekommen, feiert die Gruppe eine kurze Andacht vor der Gnadenkapelle.
Datum:
22. Mai 2024
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 21/2024 Kathrin Albrecht

Der Mai ist in der katholischen Kirche der Gottesmutter Maria gewidmet. Es ist außerdem der Monat, in dem die Wallfahrtssaison beginnt. Auch das Familienzentrum mit der Kindertagesstätte (Kita) Liebfrauen in Krefeld macht sich jedes Jahr auf den Weg nach Kevelaer, um dort bei Maria um Fürsprache zu bitten. Darauf werden die kleinen Pilgerinnen und Pilger gut vorbereitet. 

Bevor es nach Kevelaer geht, wird gebastelt. (c) Kita Liebfrauen Krefeld
Bevor es nach Kevelaer geht, wird gebastelt.

Am 22. Mai ist es soweit, dann machen sich die Kinder, die in diesem Jahr in die Schule kommen, auf den Weg in den niederrheinischen Wallfahrtsort Kevelaer. Dafür haben sie Kreuze gebastelt, an denen ein Strauß Rosen befestigt ist. Ein Bild zeigt Maria, wie sie schützend ihre Arme über einer Gruppe von Kindern ausbreitet. Ein roter Faden, versehen mit Knoten, windet sich um das Kreuz. Der Faden bildet das Schwerpunktthema in diesem Jahr, erklärt Sanda Bergmann, Kinderpflegerin in der Kita Liebfrauen. Sie bereitet die Wallfahrt mit vor. „Die Knoten stehen für Sorgen, die die Kinder möglicherweise gerade beschäftigen. Wenn sie diese vor Maria bringen, kann sie helfen, diese Knoten zu lösen.“ Die Kinder durften sagen, was ihre Knoten bedeuten, sie durften aber auch einfach still ihre Knoten machen.

2018 pilgerten die „Schulkinder“ der Kita zum ersten Mal an den Niederrhein. Die Wallfahrt ist ein Ergebnis des Qualitätsmanagements, das das Bistum Aachen regelmäßig in den Kitas durchführt. „Es hat uns dazu angeregt, uns zu fragen, wie wir das, wofür wir stehen – unser christliches Menschen- und Weltbild – mehr in unser Zusammenleben integrieren können“, erzählt Christel Krocker-Heyne. Sie leitet das Familienzentrum im Herzen Krefelds.

Das Viertel um das Familienzentrum in Trägerschaft von „Horizonte“ ist multikulturell geprägt. „Der Anteil an Alleinerziehenden ist hoch, finanziell ist es für die Familien nicht immer einfach“, sagt Christel Krocker-Heyne. Durch das Familienzentrum, aber auch durch die Innenstadtpfarrei St. Johannes XXIII. ist die Kita gut vernetzt, auch mit Hilfs- und 
Beratungsangeboten vor Ort, wie der Initiative „Das tägliche Brot“ oder dem Kleiderladen von St. Josef. Kinder 16 verschiedener nationaler Herkünfte besuchen die Kita, 45 Prozent der Kinder sind katholisch getauft. 

Den nicht-katholischen Kindern steht die Teilnahme an der Wallfahrt frei. Und auch, wenn am Ende „nur“ die Großen auf Wallfahrt gehen, machen alle Gruppen bei der Vorbereitung mit. Die beginnt schon Wochen vorher. In Geschichten erfahren die Kinder, wer Maria ist und was sie so besonders macht.  

Kindertagesstätten sind definitiv  ein Ort von Kirche

Aus dem Bild, dem Faden und den Blumen soll ein Pilgerkreuz  entstehen, das mit nach Kevelaer genommen wird. (c) Kita Liebfrauen Krefeld
Aus dem Bild, dem Faden und den Blumen soll ein Pilgerkreuz entstehen, das mit nach Kevelaer genommen wird.

Die Geschichten setzen die Kinder oft als Rollenspiele um. Außerdem erfahren die Kinder, was ein Wallfahrtsort ist und warum es diese besonderen Orte gibt.

„Der Mama-Gedanke bleibt hängen, bei den Kleinen, wie bei den Großen“, reflektiert Christel Krocker-Heyne. Bei den größeren Kindern spielt auch die Geschichte zum Wallfahrtsort eine Rolle. In Kevelaer geht die Gruppe daher verschiedene Stationen ab, besucht unter anderem auch die Statue des Kaufmanns Hendrik Busmann in der Fußgängerzone des Ortes, mit dem die Geschichte der Kevelaer-Wallfahrt beginnt.

Die Rollenspiele helfen den Kindern, empathisch zu werden. Dass sie sich mit den Geschichten auch danach noch beschäftigten, erkenne man oft daran, dass sie diese mit Playmobil-Figuren nachstellten, erzählt die Kita-Leiterin: „Wir möchten den Glauben erlebbar und fühlbar machen.“ Unterstützung erhält das Team dabei auch aus der Gemeinde St. Johannes XXIII., genauer von Gemeindereferentin Michelle Engel, die auch die Wallfahrt mit vorbereitet, aber auch durch das gesamte Kirchenjahr hindurch immer wieder Projekte mit den Kindern macht und dem Team immer wieder mit Rat und Tat zur Seite steht.

„Das Bistum legt den Fokus darauf zu schauen, wo wir Kirche lebbar machen können, wo Orte von Kirche sind. Kindertagesstätten gehören definitiv dazu“, unterstreicht Christel Krocker-Heyne. Glaube, das ist für sie mehr als Beten in der ersten Kirchenbank, er äußert sich darin, gemeinsam Werte zu leben im gegenseitigen Austausch: „Wir lernen viel voneinander, und das Personal wächst genauso mit da rein.“

Wenn man die strahlenden Kinderaugen sieht, weiß man, wofür man das macht

Die Geschichten ziehen sich wie ein roter Faden durch das Kirchenjahr – beispielsweise, wenn in den Hochbeeten das Gemüse und der Salat zu wachsen beginnen, gibt es dazu Geschichten zur Schöpfung. In der Fastenzeit haben verschiedene Gruppen verschiedene Geschichten vorbereitet, die sie untereinander, aber auch für alle Gruppen vorspielen. Auch die Geschichten des Alten Testaments hat das Team dabei für sich wiederentdeckt.

„Die Geschichten sind ja oft gerade für jüngere Kinder eher schwierig“, sagt Sandra Bergmann. Doch der tapfere Daniel, der auf Gott vertrauend in die Löwengrube stieg und nicht verletzt wurde, hat bei den Kindern einen tiefen Eindruck hinterlassen. Auch die Geschichten von Mose, vom blinden Bartimäus, dem verlorenen Schaf oder dem barmherzigen Samariter wurden von den Gruppen aufgegriffen. 

Den Wallfahrtstag selbst führt die Kita in Kooperation mit der benachbarten Kindertagesstätte St. Josef, ebenfalls in Trägerschaft von „Horizonte“, durch. 47 Kinder fahren aus der Kita Liebfrauen mit, ungefähr 20 kommen aus der Kita St. Josef dazu. 
Für die Kinder ist dieser Tag spannend und aufregend. Ihre Erlebnisse tragen sie später in die Gruppen weiter, aber auch in ihre Familien zu Hause. „In gewisser Weise ist das eine Umkehr von Glaubensvermittlung“, sagt Christel Krocker-Heyne. Der Glaube gerate im Alltag oft ins Hintertreffen. Denn es gebe andere Dinge zu klären. „Kinder erleben das zu Hause so nicht mehr. Es ist schön zu sehen, was bei ihnen passiert, wenn sie sehen, dass es das, was sie aus den Geschichten gehört haben, wirklich gibt, dass wir ihnen keinen ‚vom Pferd‘ erzählt haben.“ Und auch bei den Eltern springe oft der Funke über dadurch, dass sie ihre Kinder so begeistert bei der Sache erleben.

„Es ist schön zu erleben, wenn wir die Kinder und auch ihre Eltern so abholen können mit dem, was wir anbieten“, freut sich Christel Krocker-Heyne.

„Die strahlenden Augen bei den Kindern zu sehen, das ist toll, man weiß, wofür man das gemacht hat“, fügt Sandra Bergmann hinzu. Sie weiß: Die Erlebnisse bleiben den Kindern lange im Kopf. „Das merken wir, wenn wir die ehemaligen Kita-Kinder noch im Familienzentrum treffen und sie von der Wallfahrt erzählen. Da weiß man, dass man alles richtig gemacht hat.“