Seit 2023 ist Zivilcourage ein Unterrichtsfach an der Bischöflichen Marienschule in Mönchengladbach. Was die Mädchen und Jungen in dem Fach lernen.
Manchmal geht es für die Schülerinnen und Schüler ans Eingemachte. Zum Beispiel, wenn Gefühle angesprochen werden. Eigentlich werden die Mädchen und Jungen an der Bischöflichen Marienschule zusammen unterrichtet. Bei Latein, Physik und Erdkunde ist das auch kein Problem. Bei „Gefühlen“ aber wollten die Jugendlichen lieber getrennt sein: Die Mächen unter sich und die Jungen eben auch. „Sie können dann freier sein, denn man macht sich dabei auch verletzlich“, sagt Roman Förster.
Der Lehrer für Englisch und Biologie hat zusammen mit seinen Kolleginnen Nadine Rosen-Küppers (Deutsch, katholische Religion), Barbara Boonen (Biologie, Deutsch) und Isabelle Roos (Englisch, Sozialwissenschaften) das neue Unterrichtsfach „Zivilcourage“ entwickelt. „Bei vielen Gelegenheiten fehlt Zivilcourage“, ist dem Lehrerteam aufgefallen. „Aber sie erfordert auch Wissen und eine Haltung.“
Genau das sollen die Schülerinnen und Schüler bekommen. Es geht um Grundlagen, wie Erste Hilfe geleistet wird, wie der Körper funktioniert, und was zu tun ist, wenn es brennt. Also Kenntnisse und Fähigkeiten, die jeder lernen kann und die bestimmten Regeln folgen. Dafür wird innerhalb des Kurses zum Beispiel ein Erste-Hilfe-Kurs absolviert, der auch später für die Zulassung zur Führerscheinprüfung gilt.
Aber es geht auch um Haltung und Persönlichkeitsbildung. Deshalb bietet der Kurs, der in der 9. Klasse angeboten wird und insgesamt zwei Schuljahre läuft, auch Einheiten, die sehr persönlich sind. Zum Beispiel über das Thema „Angst“. Was sind Ängste, woher kommen sie, und welche Funktion hat der Drang, zu flüchten? In Übungen setzen sich die Kursteilnehmer mit ihren eigenen Ängsten auseinander.
Das geht nicht im Frontalunterricht. Für „Zivilcourage“ lädt das Lehrerteam auch externe Menschen ein. So sind die Schülerinnen und Schüler mit kunsttherapeutischen Methoden ihren Ängsten auf den Grund gegangen. Ein Theaterpädagoge hat die Übungen mit den 14- bis 16-Jährigen gemacht.
Exkursionen sind fester Bestandteil des Kurses. So führte eine Exkursion in ein Krankenhaus, in dem die Jugendlichen von einem Arzt die Funktion des Herzens, die Symptome und Risikofaktoren für Herzkrankheiten lernten.
Im dritten Halbjahr geht es um das Individuum und die Gesellschaft. Hier werden Rassismus, Extremismus sowie der Umgang mit alten Menschen, Kranken und Behinderten thematisiert. Im vierten Halbjahr kümmern sich die Schüler um eigene Projekte. „Wir möchten, dass sich jeder auf den Weg macht, etwas eigenes Größeres auf die Beine zu stellen“, sagt Förster. Zivilcourage braucht eben auch Selbstbewusstsein.