„Zeugen für Christus“

Prälat Helmut Moll forschte zu Märtyrern des 20. Jahrhunderts. Auch in der Region Krefeld

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Datum:
29. März 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 13/2023 | Chrismie Fehrmann

Jesus Christus starb als Märtyrer. Gleichzeitig hat er sein Leben freiwillig gelassen. Menschen, die für ihren Glauben sterben, gibt es bis heute und gab es ganz besonders in der Zeit des Nationalsozialismus.

Im Hinblick auf das Osterfest berichtet der Kölner Prälat Helmut Moll über seine umfangreiche Arbeit für zwei Bücher mit insgesamt über 2000 Seiten und den darin beschriebenen Märtyrern, die mit Krefeld in Verbindung stehen.

Prälat Moll ist Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für das Mar-
tyrologium des 20. Jahrhunderts. Der Geistliche hat viel recherchiert und nachgeforscht und das Thema in den Werken „Zeugen für Christus“ veröffentlicht.
„Ich war bereits einige Male in Krefeld und habe zuletzt eine Predigt in der Stadtpfarrkirche St. Dionysius gehalten. Sie hatte die zahlreichen mit Krefeld verbundenen christlichen Gewaltopfer aus der NS-Zeit zum Inhalt“, sagt der Prälat. „Sie müssen vor dem Vergessen bewahrt werden.“ Moll hat im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz recherchiert. Papst Johannes Paul II. nannte die Märtyrer einst „unbekannte Soldaten der großen Sache Gottes“.

Moll hat mit seinen vielen Helfern eine immense Mühe auf sich genommen. Mit spiritueller Leidenschaft und wissenschaftlicher Akribie sei Moll mit Experten aus den Diözesen Deutschlands, Ordensgemeinschaften und vor allem Zeitzeugen allen Wegen nachgegangen, um Leben und Sterben mit möglichst vielen Daten der Märtyrer zu erfahren, steht im Geleit zu den Büchern „Zeugen für Christus“. Eine umfangreiche schriftliche Quellenkunde sei ebenfalls betrieben worden.
Hier eine Auflistung von Helmut Moll über die mit Krefeld in Verbindung stehenden bedeutenden Märtyrer:

Matthias Eickels (c) Archiv Prälat Moll
Matthias Eickels

„Der 1887 in Wegberg geborene Reichsbahn-Assistent Matthias Eickels wurde von 1935 bis 1938 nach Krefeld-Linn strafversetzt, weil er sich gegen die Ideologie des Nationalsozialismus ausgesprochen hatte. Er wohnte im Vorort Hohenbudberg. Vor allem konnte er seinen Sohn vor der Mitgliedschaft in der Hitlerjugend bewahren. Da der Familienvater im Kampf gegen die Gestapo nicht nachgab, kam er in das Konzentrationslager Dachau, in dem er 1942 starb.

Pater Stanislaus (Franz) Loh SCJ (c) Archiv Prälat Moll
Pater Stanislaus (Franz) Loh SCJ

Der Provinzial der Herz-Jesu-Priester Pater Stanislaus (Franz) Loh geriet 1936 in einen Devisenprozess, der in Krefeld stattfand und der ihm Zuchthausstrafen und Ehrverlust einbrachte. In der Folge wurde der Ordensmann in das Düsseldorfer Gefängnis überstellt, in dem er 1941 verstarb. Das Urteil wurde im Jahre 1961 in Krefeld aufgehoben.

Seliger Pater Anizet Koplin (c) Archiv Prälat Moll
Seliger Pater Anizet Koplin

Kapuzinerpater Anizet (Adalbert) Koplin war von 1913 bis 1918 im Kapuzinerkloster in Krefeld-Inrath ansässig und vor allem für die seelsorgliche Betreuung der Polen bis in das Ruhrgebiet tätig. In der Zeit nach 1933 aber war Polenseelsorge streng verboten. So geriet der Ordensmann in die Fänge der Geheimen Staatspolizei und wurde im Jahre 1941 im Konzentrationslager Auschwitz vergast. Papst Johannes Paul II. hat ihn am 13. Juni 1999 seliggesprochen.

In Krefeld wurde 1903 Dionysius (Heinrich) Zöhren geboren. Nach dem Abitur trat er in den Orden der Kapuziner in Krefeld-Inrath ein. Wegen Vergehens gegen das Lebensmittelgesetz wurde Pater Dionysius, wie er im Orden hieß, verhaftet und in das Konzentrationslager Da-chau überwiesen. Dort starb er 1943. Die Urne wurde in Krefeld beigesetzt.

Pater Werner Barkholt (c) Archiv Plälat Moll
Pater Werner Barkholt

In Krefeld aufgewachsen und zur Schule gegangen ist Werner Barkholt. Der spätere Jesuitenpater zeigte sich entschlossen gegen die Ideologie des Nationalsozialismus und starb im Jahre 1942 im Konzentrationslager Dachau. Ihm und Pater Zöhren zu Ehren wurde im Turm der Kirche St. Martin eine Gedenktafel errichtet.

Kuno Kamphausen (c) Archiv Prälat Moll
Kuno Kamphausen

Kuno Kamphausen, 1900 in Krefeld geboren und aufgewachsen, besuchte in Krefeld und Mönchengladbach die Oberschule bis zum Abitur. Der spätere Stadtbaumeister im niederschlesischen Waldenburg wurde Opfer der Röhm-Affäre am 30. Juni 1934.

Die Jüdin Emmy Bendix, Jahrgang 1888, mit dem Juden Salomon Leman Speijer seit 1923 verheiratet, war Mutter der am 24. Oktober 1912 in Krefeld geborenen Tochter Luise. Nach ihrer Konversion wurde sie nach dem Hirtenschreiben der niederländischen Bischöfe vom 26. Juli 1942 in den Niederlanden verhaftet, im Lager Westerbork registriert und am 9. August 1942 im KZ Auschwitz ermordet.“

Franz Leuninger (c) Archiv Prälat Moll
Franz Leuninger

Die in Krefeld lebende Zeitzeugin Ruth Lindner geborene Kühnemann konnte wichtige Erinnerungen an den Geistlichen Studienrat Georg Hertel beisteuern. Letzterer wurde am 24. Januar 1945 im oberschlesischen Oppeln getötet.

Theologiestudent war Hanns Georg von Heintschel- Heinegg (1919–1944), der als Mitglied der Österreichischen Freiheitsbewegung im Jahre 1940 verhaftet wurde. Sein Leidensweg führte 1941 in das Gefängnis Anrath, dann nach Krefeld. Vorzeitig starb er in Wien.

Der Gewerkschafter Franz Leuninger war zwischen 1922 und 1927 Verbandssekretär mit Sitz in Krefeld. Der Familienvater gehörte zu den Mitinitiatoren der Verschwörung gegen Adolf Hitler. Nach dem fehlgeschlagenen Attentatsversuch vom 20. Juli 1944 wurde er 1945 im Gefängnis Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Was die Missionen anbelangt, wurde der im Jahre 1911 in Krefeld-St. Johann Baptist geborene und aufgewachsene Karl-Heinz Holzum nach seinem Theologiestudium bei den Franziskanern und seiner Priesterweihe in die Mission nach China entsandt. Pater Augustin wurde am 1. Januar 1947 in China grausam ermordet. Die 1884 in St. Tönis geborene Elisabeth Schofs arbeitete nach ihrer Schulentlassung bei drei verschiedenen Familien in Krefeld, bevor sie Steyler Missionsschwester wurde. Auf die Philippinen entsandt, erlitt sie dort 1945 das Martyrium.

 

Prälat Helmut Moll promovierte in Regensburg beim späteren Papst Benedikt XVI. Er gab die beiden Bände „Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts“ im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz im Schöningh-Verlag heraus.