„Zelt Gottes“ in Verberg

Ursprünglich war die Kirche St. Hubertus als Provisorium geplant. Heute ist sie ein besonderer Schatz

Gemeinderatsmitglied Richard Kamper zeigt die Kunstwerke der Kirche St. Hubertus. (c) Dirk Jochmann
Gemeinderatsmitglied Richard Kamper zeigt die Kunstwerke der Kirche St. Hubertus.
Datum:
25. Juli 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 30/2023 | Chrismie Fehrmann

Die Kirche St. Hubertus in Krefeld-Verberg ist ein Hingucker, ein Kleinod, im wahrsten Sinn des Wortes. Sie ist anders, hat viele Alleinstellungsmerkmale. Sie entspricht nicht den prachtvollen riesig großen gotischen oder barocken Gotteshäusern, denn sie ist klein, kommt wie ein Zelt daher – daher auch der Name Zeltkirche – und ist demontierbar. Letzterem zum Trotz steht sie seit 1959 an einem Fleck und wurde noch in jungen Jahren zum Denkmal erklärt. Im Innern birgt sie interessante Kunstwerke.

Wie ein Band umgeben die Spierling-Fenster die Kirche. (c) Dirk Jochmann
Wie ein Band umgeben die Spierling-Fenster die Kirche.

„Auffällig sind die Fenster des berühmten Glaskünstlers Hubert Spierling, dem ‚Meister des Lichts’, der zu Lebzeiten in der Gemeinde wohnte. Sie leuchten nicht wie sonst üblich hoch im Mauerwerk, sondern bilden ein umlaufendes Band“, berichtet Gemeinderatsmitglied Richard Kamper beim Rundgang. „Es beginnt am Boden, ist eingespannt zwischen Erde und Dach. Es schirmt den Raum ab und lässt ihn zugleich offen.“

Von außen ein wenig unscheinbar entfalten die Fenster innen, wenn Licht und Sonne hindurchscheinen, ihre ganze Pracht, legen farbige Flecken auf den steinernen Boden. Hubert Spierling tauchte den kompletten Kirchenraum von St. Hubertus durch die Wahl variierender überwiegend blauer und weißer Glasfenster in ein flutendes Licht.

Die Blautöne des mundgeblasenen Echt-Antik- sowie Opal-Glases wechseln dabei zwischen Kobalt- und Ultramarin-Blau sowie Türkis, heißt es in einer Beschreibung.
Durch die Überlagerung von zwei Glasscheiben ist ein meist verschwommen anmutendes Fensterband entstanden, das keine direkte Durchsicht erlaubt und demnach auch keine ablenkenden Faktoren von außen gestattet.

„Was der Betrachter erst sieht, wenn er genau hinsieht: Die Fenster sind zweimal zu sehen, befinden sich spiegelbildlich angebracht im Band schräg gegenüber“, erklärt Kamper und lächelt.

Aus massivem Basaltbeton ist die Marienstatue mit Jesuskind. (c) Dirk Jochmann
Aus massivem Basaltbeton ist die Marienstatue mit Jesuskind.

Die Marienstatue rechts vor dem Altarraum könnte wohl nicht so leicht versetzt werden. „Es ist eine große und kompakte Skulptur aus dunkelgrauem Basaltbeton des Krefelder Bildhauers Johannes Trittien. Mit Blattgold und Silber überzogene Formen lassen die Mutter erkennen, die das Jesuskind auf dem Arm trägt. Der aufbrechende Beton wirkt wie ein Mantel. Aus ihm schauen angedeutete Gesichter von Gläubigen – großen, kleinen und alten – zu ihr empor“, heißt es in der Beschreibung der Gemeinde. Die kleinen Augen passen gut zur nebenan liegenden Kita und dem nahen Schulzentrum.

Die Skulptur habe nichts Individuelles, heißt es weiter. Sie sei kein Abbild, sondern vielmehr Ausdruck eines alten Glaubens, der so alt ist wie das Christentum: „Maria ist die Mutter, zu der wir uns in Not und Bedrängnis wenden.“ Johannes Trittien hat ebenso das Weihwasserbecken am Eingang der Kirche geschaffen.

Ein weiteres Kleinod ist der Tabernakel an der Seitenwand des Altarraumes. Er stammt vom Kölner Goldschmied und Bildhauer Hein Wimmer. Der Künstler gehört zu den bedeutendsten Künstlern der Sakralkunst des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Sein umfangreiches Werk, entstanden in der Zeit von 1927 bis in die 1980er Jahre, zeugt von einer gestalterischen und kunsthandwerklichen Ausnahmepersönlichkeit. Dies ist in seinen Gold- und Silberschmiedearbeiten deutlich zu erkennen, so auch im Tabernakel der Zeltkirche.

 

Das Taufbecken in der West-Apsis des Gotteshauses ist ebenso wie der große Kerzenleuchter ein Werk des Krefelder Keramikers Karl-Heinz Modigell.

Die transportable Zeltkirche St. Hubertus gehört heute zur GdG St. Christophorus. Sie wurde 1959 vom Viersener Architekten Heinz Döhmen erbaut. Das Gotteshaus lag sehr nahe an einer ebenfalls in Planung befindlichen Nordtangente und sollte versetzt werden, was aber nie geschah.

Kunstschätze in St. Hubertus

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