Zeitlos und hochaktuell

16 Werke von Otto Pankok werden als Dauerleihgabe in der ehemaligen Ordensburg Vogelsang gezeigt.

Fotos: Nationalparkseelsorge Pastoralreferent Georg Toporowsky bringt die Kunstwerke in den Dialog. (c) Nationalparkseelsorge
Fotos: Nationalparkseelsorge Pastoralreferent Georg Toporowsky bringt die Kunstwerke in den Dialog.
Datum:
27. Nov. 2024
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 48/2024 | Dorothée Schenk

Der Mensch steht im Vordergrund der Kunst von Otto Pankok. Der Mensch, der nicht vollkommen ist, der leidet, der eine Haltung hat – eben so, wie der Künstler selbst gelebt hat. 16 Werke von Otto Pankok sind in der ehemaligen Ordensburg Vogelsang ausgestellt. Er, der unter der Terrorherrschaft der Nationalsozialisten als „entartet“ gebrandmarkt wurde, setzt anschaulich einen Kontrapunkt zur Blut-und-Rasse-Kunst.  

„Christus zerbricht das Gewehr“ von Otto Pankok ist ein Symbolbild der Friedensbewegung. (c) Nationalparkseelsorge
„Christus zerbricht das Gewehr“ von Otto Pankok ist ein Symbolbild der Friedensbewegung.

„Die Werke von Otto Pankok sind zeitlos aktuell“, stellt Georg Toporowsky fest. Das ist keine Plattitüde des Pastoralreferenten, Kopf der Seelsorge im Nationalpark Eifel, die in der ehemaligen Ordensburg Vogelsang beheimatet ist. Die Zeiten, in denen unsagbar Völkisches salonfähig zu werden scheint und die Welt durch fühlbar nahe Kriege und Machtübernahmen durch Despoten erschüttert ist, bieten Pankoks Werke im besten Sinne einen Spiegel oder eine Möglichkeit zur Auseinandersetzung im Heute.

„Christus zerbricht das Gewehr“ ist vor dem Hintergrund des Vietnamkrieges entstanden, „Ringela“, die Roma als Maria, vor dem Hintergrund des Rassismus der Nazis. Die Bilder sind in ihrer Zeitlosigkeit hochaktuell.

Am Täter-Ort Vogelsang gehe es um die Abgrenzung zum nationalsozialistischen Menschenbild, das das Recht des Stärkeren propagierte, den Wert des Menschen an äußere und innere Voraussetzungen knüpft. „Dem stellen wir ja das pankokische Menschenbild entgegen“, verdeutlicht Toporowsky. So tritt etwa dem Herrerassen symbolisierenden Fackelträger der „Gute Hirte“ gegenüber – im Wortsinn. Laminierte Kopien des Bildes nimmt der Pastoralreferent bei den Führungen im Gelände Vogelsang mit und ermöglicht so die Gegenüberstellung.

Nach diesem inhaltlichen Kriterium sei die Auswahl der 16 Holzschnitte getroffen worden, die kurz vor Corona als Dauerleihgabe der Otto Pankok Stiftung nach Schleiden kamen. Der Zeitpunkt der Übergabe ist auch ein Grund, warum erst jetzt die offizielle Eröffnung stattgefunden hat und der Wunsch, erst ein Konzept zu entwickeln. „Pankoks Kunst und sein Mut zu seiner Zeit müssen auch uns heute mutig machen!”, formulierte Bischof Helmut Dieser zur Vorstellung von Kunst und Programm die Aufforderung, in den konstruktiven Dialog zu treten. 

Bestimmung Menschlichkeit

„Bestimmung Menschlichkeit“ heißt das Angebot zur Ausstellung, das offene Führungen, inhaltliche Seminare, Besinnungstage und auch Kreativworkshops in Kooperation mit der Bleiberger Fabrik bietet. Interessierte melden sich telefonisch 0 24 44/5 75 99 87 oder per Mail an info@nationalparkseelsorge.de.
Alle Details zum Programm unter www.nationalparkseelsorge.de.