Was braucht es für eine gute Beziehung – als Paar oder als Familie? Ist alles im Alltag gut ausgewogen wie bei einem gut gewürzten Gericht? Oder fehlt etwas, ist manchmal sogar etwas zu viel? Fragen, die die Arbeitsgemeinschaft für katholische Familienbildung (AKF) in ihrer Fastenaktion „7 Wochen gut gewürzt“ aufgreift. Die KirchenZeitung hörte nach, wie die Aktion bei Teilnehmenden im Bistum ankommt.
Patricia und Christian Klüner aus Aachen machen gemeinsam mit ihrer eineinhalbjährigen Tochter als Familie mit – auch wenn diese bestimmte Impulse noch nicht so bewusst wahrnehmen kann. „Sie ist noch ein bisschen jung, aber für Kinder ab dem Grundschulalter sind die Impulse in jedem Fall empfehlenswert“, meint Patricia Klüner. Die Biologielaborantin ist derzeit in Elternzeit. Christian Klüner ist beim Bischofsvikariat für kirchliches Verwaltungsrecht des Bistums Aachen angestellt.
Vier sogenannte Impulsbriefe haben sie bislang von der AKF erhalten. „Versalzen“ lautet das Thema der vierten Woche. Dabei geht es nicht nur um eine versalzene Speise, sondern darum, wie in Konfliktsituationen vielleicht ein anderer Weg als der übliche helfen kann, die Situation zu lösen.
„Ein sehr guter Impuls für die Woche“, meinen beide, denn im Alltag komme das Aufeinanderhören doch manchmal zu kurz. Christian Klüner hat auch der zweite Brief besonders angesprochen. Da ging es um eine fehlende Zutat, obwohl eigentlich alles da ist. Die Anregung, nach besonderen Momenten, den „Edelsteinmomenten“ zu suchen, hat er für sich so interpretiert: „Ich begleite meine Tochter zu einem Musikkurs. Da versuche ich, die gemeinsame Zeit bewusst wahrzunehmen, aber auch darüber hinaus mir bewusst Zeit für solche Edelsteinmomente zu nehmen“.
Nach „7 Wochen achtsam“, „7 Wochen lassen“, „7 Wochen neue Sicht“ und „7 Wochen leichter“ ist dies die fünfte Fastenaktion der Arbeitsgemeinschaft mit Sitz in Bonn, bei der die Erzbistümer und Bistümer mit ihren Fachstellen sowie auch Verbände, Organisationen oder Einrichtungen, die auf Bundesebene oder überregional Träger von Familienbildung und -pastoral und/oder konzeptionell hierfür verantwortlich sind. Neben den wöchentlichen Impulsbriefen gibt es weiterführende Tipps, die per QR-Code abgerufen werden können.
Bei der Familienaktion können Teilnehmende außerdem im gemeinsamen Padlet ihre Lieblingsgerichte miteinander teilen. Die Bettkantenimpulse geben Anregungen, beispielsweise für gemeinsame Gebete. Patricia und Christian Klüner kennen die Fastenaktion, haben auch schon als Paar teilgenommen. „Einmal auch als Paar und als Familie, das war dann doch zu viel“, erzählt Patricia.
Die Fastenzeit nutzt Patricia Klüner gerne als Vorbereitung auf Ostern hin, sich bewusst Zeit für ein Stück mehr Gott im Alltag zu nehmen. Der Verzicht, den viele in dieser Zeit üben, beispielsweise auf Schokolade, Alkohol oder Kaffee, steht für sie weniger im Vordergrund. Auch Christian Klüner hat Erfahrungen mit dem Verzicht beim Fasten. „Da kommt immer etwas dazwischen“, sagt er, wie der Geburtstag der Oma zum Beispiel, und dann sei es vorbei mit den Vorsätzen.
„Da verstehen wir die Fastenzeit auch falsch“, meint Ruth Ikier. Sie ist Gemeindereferentin in der Pfarrei St. Petrus Übach-Palenberg und dort auch für die Familien-Generationen-Kirche St. Mariä Heimsuchung im Ortsteil Marienberg zuständig. Sie verfolgt die Aktion, um sich zum einen Anregungen zu holen, aber auch um eventuell bei Fragen Rat geben zu können. In der aktuellen Fastenzeit biete die Pfarrei am Samstagmorgen die Laudes mit anschließendem Frühstück an.
Eigentlich sei die Zeit vor Ostern eine österliche Bußzeit, eine Zeit der Umkehr. „Es geht darum, einen neuen Blick auf die Dinge zu bekommen, quasi einen inneren Hausputz zu machen,“ erläutert Ruth Ikier. Da könne ein Verzicht unterstützen. Doch: „Wenn man sich selbst dabei knechtet, verfehlt man das Ziel. Das Fasten soll zwar herausfordern, aber gut tun.“ Und so ist es für sie auch kein Widerspruch, wenn die Aktion als Impuls empfiehlt, etwas bewusst zu genießen, Brot zum Beispiel, „etwas, das wir alltäglich haben“, oder das Lieblingsgericht einmal anders mit einer neuen Zutat oder durch Weglassen einer Zutat zuzubereiten. „Auch das kann eine Herausforderung sein, wenn es plötzlich anders schmeckt als gewohnt“, meint die Gemeindereferentin.
Ihr gefällt gut, dass sich Paare und Familien über die Woche immer wieder aus den Briefen Anregungen holen können, selbst bestimmen können, wie sie die Impulse in den Alltag einbauen. Tagesimpulse seien oft schwer umzusetzen. Dazu binden Beruf, Familie und Freizeit dann doch zu sehr ein.
Auch für Patricia und Christian Klüner ist der Wochenimpuls ideal. Bewusst haben sie sich auch für die postalische Zustellung entschieden – obwohl die Briefe auch online abrufbar sind oder per E-Mail versendet werden. Bei E-Mails bestehe die Gefahr, dass sie im Postfach „versacken“, meint Christian Klüner. „Wir freuen uns immer, wenn der Brief zugestellt wird“, erzählt Patricia Klüner. Das gemeinsame Lesen ist dann schon ein erstes festes Ritual. Nicht jeder Brief spreche einen auf Anhieb an, aber jede Familie sei auch anders. Dass die Aktion auch darauf eingeht, finden die Klüners gut.
Viele Anregungen aus der Aktion begleiten die Familie über die Fastenzeit
hinaus. „Einige Impulse habe ich auch schon für meine Kleinkindgottesdienstvorbereitung verwendet“, erzählt Patricia Klüner. Und auch aus der aktuellen Aktion hoffen sie, bestärkt herauszugehen.