An zentralem Ort, dort, wo zuvor ein Missionskreuz an eine Volksmission erinnerte, erbauten die Einwohner der Honschaften Vennheide, Clörath, Hagwinkel, Giesgesheide und Bökel die Kapelle. Begrifflichkeiten, die heutzutage kaum noch geläufig sind, die aber große Bedeutung für die Anwohner haben. „Die Volksmission war eine außerordentliche Seelsorgemaßnahme, die zirka alle zehn Jahre von Ordensleuten durchgeführt wurde zur Erneuerung des religiösen Lebens in der Pfarre.“ So schreibt es das Willicher Stadtratsmitglied Dieter Lambertz in seinem Aufsatz „Die Missionskapelle Vennheide“, der im Heimatbuch Anrath 1986 erschienen ist. Die Honschaft wiederum war im ausgehenden Mittelalter hinaus die unterste Verwaltungseinheit auf dem Land, unter anderem am Niederrhein. Dabei handelt es sich speziell im Fall Vennheide keineswegs um eine zusammengewürfelte Zahl von Ortschaften. So sei die Kapelle insbesondere für die Bewohner der anrainenden Honschaften ein wichtiger Punkt der Identifikation mit Glaube, Sitte und Heimat, erklärt Ulrich Bons, Vorstandsmitglied des Kirchbauvereins. Auch Dieter Lambertz schreibt den Honschaftsangehörigen „schon seit Menschengedenken ein ausgeprägtes Zusammengehörigkeitsgefühl“ zu. Dies äußerte sich unter anderem in der Planung und Umsetzung von Missionskreuz und Missionskapelle samt und sonders in Eigenleistung – sogar das Grundstück wurde gestiftet – noch in demselben Jahr der Volksmission, nämlich 1869. Allein die erste Ausgestaltung nahm Monate in Anspruch.
Zur Zeit des Ersten Weltkriegs sind in der Missionskapelle wöchentliche Andachten für den Frieden gehalten worden. 1941 wurde sogar erreicht, dass die Honschaften Clörath, Vennheide, Giesgesheide, Hagwinkel und Bökel offiziell zur Rektoratsstelle ernannt wurden. Damit brauchte der junge Kaplan Leonhard Meurer als neuer Rektor mit eigener Pfarrei nicht aktiv am Krieg teilzunehmen. Im Übrigen erinnern zwei Ehrentafeln an die gefallenen und vermissten Soldaten der Region in den beiden Weltkriegen. Ein wahres Schatzkästlein gelebter christlicher Nächstenliebe ist die Kapelle – und birgt gleichzeitig auch die ein und andere Kostbarkeit. Von den 1937 erstellten vier Rundbogenfenstern wurden zwei vom Anrather Glasmaler und Kunstprofessor Wilhelm Teuwen geschaffen, die beiden anderen von seinem Schüler Hubert Schaffmeister, später ebenfalls ein renommierter Kunstprofessor. Ein anderes Kleinod fristete gar sein Dasein im Verborgenen, unterstreicht Ratsherr Dieter Lambertz. Jahrelang seien die Menschen an der Kapelle vorbeigefahren, während mehr oder weniger unbeachtet in der Dachnische eine Madonna auf die Passanten geschaut hat. Aus Gips sei sie, hätten alle – auch Lambertz selbst – gedacht. Mitnichten: Es handelt sich um eine neugotische Kreuzmadonna aus Holz. Dies sei allerdings erst festgestellt geworden, als sie im Zug von Renovierungsarbeiten näher in Augenschein genommen wurde. Frisch überarbeitet, wurde sie auf einem schweren Eichenbalken in der Kapelle diebstahlsicher montiert.
Eigentlich hatte Dieter Lambertz den Balken aus der Gibber-Mühle für eine andere Skulptur zu Hause vorgesehen. Aber sie passte perfekt. Derweil ziert nun eine weitere gestiftete Madonna die freigewordene Nische über dem Eingang. Anfang vergangenen Jahres setzten sich auf Anregung aus der Nachbarschaft Mitglieder der St.-Johannes-Schützengesellschaft von 1662, des Kirchbauvereins Anrath e. V., der Feuerwehr Clörath-Vennheide, des Martinskomitees sowie eben der Nachbarschaft an einen Tisch, um zu beratschlagen, ob überhaupt etwas zum 150. Jubiläum geschehen soll, erinnert sich Michael Paschen, Vizepräsident der Schützen und Moderator im Kreis des Jubiläumskomitees. Aus den Worten ist herauszuhören, dass dies nicht von vornherein klar war. Die Rede ist von Diskussionen, aber auch davon, dass ein Termin samt Programm bereits steht. Alles sei fertig, betont Paschen, „jetzt geht es nur noch um den Feinschliff.“ Das Fest steigt am Sonntag, 30. Juni, und startet um 10 Uhr mit einer Feldmesse im Festzelt auf dem Schaadweg. Daran schließt sich ein an frühere Pfarrfeste angelehntes Programm an: ein Frühschoppen mit musikalischer Begleitung durch die Flöthbachtaler, mittags gemütliches Beisammensein samt Austausch unter den Honschaftsmitgliedern, die obligatorische Hüpfburg für Kinder darf da auch nicht fehlen. So soll gezeigt und gelebt werden, dass die Bewohner der Honschaften sich für die Kapelle engagieren. Dass diese dabei ebenfalls nicht zu kurz kommt, dafür sorgen Präsentationen in der Kapelle zur eigenen Historie, für die Karl-Heinz Thivessen, Ehrenpräsident der Schützengesellschaft, verantwortlich ist.