Mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht endete am 8. Mai 1945 der Zweite Weltkrieg in Europa. Dieser Tag markiert den politischen und militärischen Untergang des verbrecherischen NS-Regimes in Deutschland, das die Welt während seiner zwölfjährigen Terrorherrschaft in den Abgrund gestürzt hatte. Der Hürtgenwalder Friedensweg hält seit vielen Jahren das Gedenken an den 8. Mai als Tag der Befreiung wach. Mehr als 100 Menschen hatten sich kurz vor Sonnenuntergang auf den Weg von der Kleinhauer Hürtgenwald-Gedächtnis-Kapelle zum Marienbildstock am Hoppenhardter Weg gemacht. Betend, singend – um Frieden in der Welt bittend und für acht Jahrzehnte Frieden in der eigenen Heimat dankend.
Im dritten Jahr des Ukraine-Krieges und angesichts vieler anderer Kriegs- und Krisenschauplätze in der Welt war die Zahl der Teilnehmenden in diesem Jahr noch einmal angestiegen. „Heute ist ein geschichtsträchtiger Abend“, begrüßte Pfarrer Georg Neuenhofer die Prozessionsteilnehmerinnen und -teilnehmer an der Kapelle. Dabei hatte er nicht nur den 80. Jahrestag des Kriegsendes in Europa vor Augen, sondern auch die an diesem Abend noch ganz frische Wahl von Kardinal Robert Francis Prevost zum neuen Oberhaupt der katholischen Kirche. Als Papst führt der US-Amerikaner, der zwei Jahrzehnte in Südamerika tätig war, den Namen Leo XIV.
„Ich habe gehört, der neue Papst ist ein Brückenbauer“, sagte Neuenhofer voller Zuversicht. Eine Eigenschaft, die auch dem Namensvorgänger des neuen Papstes, Leo XIII, zugeschrieben wird, der vor 100 Jahren die Kirche für eine neue Zeit öffnete und Brücken zwischen Gesellschaft und Kirche sowie zwischen Tradition und Moderne baute. Es stimme hoffnungsvoll, dass die ersten Worte des neuen Papstes ein Friedensgebet waren. Neuenhofer: „Möge Leo XIV Impulse für das Miteinander und für den Frieden in dieser zerrissenen Welt geben.“ Der Hürtgenwalder Friedensweg sei auch in diesem Jahr ein Zeichen der Solidarität mit allen Menschen gewesen, die unter Krieg, Terror und Zerstörung leiden und den Frieden herbeisehnen.
Die 1970 in Kleinhau unter dem Leitsatz „Frieden erhalten“ eingeweihte Gedächtniskapelle dient seit 2014 als symbolträchtiger Startpunkt des Prozessionsweges. Auch die „Hoppenhardt“ hatte im Zweiten Weltkrieg eine besondere Bedeutung für die Bewohner des Ortes. Dort kommt der Wald dem Dorf ganz nah. Dorthin flohen die Menschen, wenn Alarm gegeben wurde. Nach dem Krieg errichtete die Kleinhauerin Maria Sandmann zum Gedenken an ihren im Zweiten Weltkrieg in Norwegen gefallenen Sohn Wolfgang und für alle in ihren Wäldern im Forstrevier Gieschhardt im Kriegswinter 1944/45 gefallenen deutschen und amerikanischen Soldaten einen Marienbildstock.
„Friede ist das wichtigste Gut der Welt. Ich wünsche mir, dass alle Menschen, die gerade unter Krieg und Unterdrückung leiden, endlich Frieden bekommen“, sagte Teilnehmerin Heidi Töpfer. Der Ursprung echten Friedens liege schon im täglichen Miteinander, im gegenseitigen Respekt aller Menschen. „Ich habe leider das Gefühl, dass Politik in vielen Ländern der Welt nicht mehr für Menschlichkeit steht“, hofft sie auf ein Umdenken, ein Umsteuern. „An Frieden müssen wir immer bauen. Wer Frieden im Herzen trägt, hat eine Chance auf Frieden im Größeren“, sagte Schwester Lucia Maria Bergrath SND, die hinzufügte: „Mich hat schon berührt, dass so viele Menschen heute mitgemacht haben, auch jüngere.“
„Krieg heißt Tod. Frieden heißt Leben. Aber Frieden ist nicht selbstverständlich“, rief Pfarrer Josef Wolff „eine der wichtigsten christlichen Haltungen“ in Erinnerung: die Dankbarkeit. „Wir sollten dankbar sein für den Frieden, in dem wir leben. Und uns täglich für den Frieden einsetzen“, betonte er. Denn in einer Zeit, in der zunehmend „das Fordernde im Vordergrund steht“, werde Dankbarkeit schon einmal vergessen. Das polnische Wort „Pokój“ könne Frieden, aber auch Zimmer in einem Gebäude bedeuten. Er appellierte an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, Frieden stets einen Raum im Leben zu geben.