„Wir bieten im Stundentakt Personen nach Voranmeldung und Registrierung einen Kontakt zu uns an. Es muss genau Buch geführt werden. Wir schauen jede Woche, dass wir all jenen, die zu uns Kontakt halten möchten, ein kleines Angebot machen können“, berichtet Klaus Pentzlin, Gründungsmitglied und Vorsitzender des Vereins „Arbeitslosenzentrum Düren e. V.“. Um die Arbeit von Arbeitslosenzentren und Beratungsstellen wie das Dürener zu unterstützen, sind die Gläubigen immer am ersten Sonntag im Mai zur Solidaritätskollekte aufgerufen.
Der Verein, der bis vergangenes Jahr das Arbeitslosenzentrum Düren als Begegnungs- und Beratungsstätte unterhalten hat, wurde 1983 mit den juristischen Mitgliedern Caritasverband, Katholische Arbeitnehmer-Bewegung und dem Büro der Regionen gegründet. Nach der Entscheidung aus dem Landesarbeitsministerium, ab 2021 keine Arbeitslosenzentren mehr zu fördern, drohte die Schließung. „Wir haben uns nur retten können, indem der Verein in einem Trägerverbund mit der evangelischen Gemeinde zu Düren die neue Beratungsstelle ,Arbeit in Düren‘ – BAiD – beantragte, die wir auch bewilligt bekommen haben“, sagt Klaus Pentzlin.
Die inhaltliche Arbeit in der Begegnung und Fachberatung hat der Verein in diese neue Beratungsstelle eingebracht. Jetzt lebt man Tür an Tür mit der Fachberatung des kirchlichen Partners. Hier wird zu Wegfall von Beschäftigung, Kurzarbeitergeld oder der Frage „Wie komme ich jetzt an die erleichterten Leistungen für Hartz IV?“ von Fachberatern für Leistungsunterstützung beraten.
Problematisch ist natürlich, dass durch Corona seit März letzten Jahres das Kerngeschäft des Vereins, die Begegnung, erheblich gelitten hat. „Alle Gruppenangebote sind der Coronaschutzverordnung anheim gefallen.“ Ersatzweise werden jetzt an den Terminen montags, mittwochs, freitags persönliche Eins-zu-eins-Gespräche angeboten. „Die Personen sind unendlich dankbar, dass sie hier einen Kontakt haben. Ein großer Teil unserer Ratsuchenden sind alleinstehende Menschen. Denen fällt zu Hause die Decke auf den Kopf“, berichtet der Vorsitzende von Menschen, die mit Tränen in den Augen kämen, „auch wenn wir nicht mehr anbieten können als den Austausch mit der Fachkraft oder in der Betreuung. Aber das ist schon etwas: Bei einer Tasse Kaffee und Gesichtsmaske noch mal reden zu können.“ Was fehle, sei die Berührung, die Menschen an der Hand oder auch in den Arm zu nehmen. Viele der Ratsuchenden kennen die Fachkräfte der Arbeitslosenberatung bereits über sechs, acht und mehr Jahre.
Die Anfragen nach Bewerbungshilfen und Integrationshilfen in Einzelgesprächen ist die zweite Ebene, auf der sich der Verein engagiert. „Das Angebot haben wir auch über das Jahr offen gehalten.“ Hier gebe es einen gewissen Zuwachs an Nachfragen. Es gebe mehr telefonische Anfragen, als im Stundentakt vergeben werden können. Das Problem: Die Integrationsbemühungen seien langwieriger, enttäuschender, weil mehr Menschen auf den Arbeitsmarkt drängten, als der Arbeitsmarkt aufnehmen könne. Wer in der Gastronomie oder im Einzelhandel einen Minijob hat, dem fehle jetzt die Perspektive. „Da entsteht Mutlosigkeit.“ So käme zu den Einzelberatungen eine psychosoziale Beratung mit Fragen „Wie geht es mir? Was kann ich noch machen?“ hinzu.
Neben der Situation der Arbeitslosigkeit kommen als Problemfelder die Belastung durch beengten Wohnraum hinzu, fehlendes Geld für digitale Endgeräte für Kinder im Distanzunterricht, und neue Wohnungssuchen gestalteten sich in Coronazeiten ebenfalls schwierig. Die Nerven lägen vielfach blank, und es gebe keine Möglichkeit, um „aufzutanken“. „Da sind die Ressourcen bald verbraucht“, blickt Klaus Pentzlin wenig optimistisch in die Zukunft. „Der Glaube an die soziale Gerechtigkeit geht verloren.“
Für seinen Verein und dessen Fortbestand setzt der Vorsitzende einige Hoffnung in die Solidaritätskollekte. „Sie ist es, die unseren Eigenanteil als Vereine stärkt. Es gibt ja keine staatliche Förderung ohne Eigenanteilsnachweis.“ Die Grundfinanzierung sichern das Land NRW und der Europäische Sozialfonds, „aber ohne die ergänzenden Hilfen der Kirchen hätten wir das über die Jahre nicht stemmen können“. Der Spielraum sei kleiner geworden durch weniger Präsenzgottesdienste, ist Pentzlin klar. Wenn aber nicht bereits 2014 die Kirchen den Rettungsschirm aufgespannt hätten, das Bistum und die evangelische Kirche nicht durch einen vermehrten Zuschuss aus Solidaritätsmitteln wie aus Kirchensteuermitteln eingesprungen wären, hätte die Einrichtung schon vor sechs Jahren schließen müssen. Fazit von Klaus Pentzlin: „Das ist existenziell.“
Weitere Informationen rund um die Solidaritätskollekte und ein Link zur Online-Spende unter www.bistum-aachen.de/Solidaritaetskollekte