Wo Kirche Gott ausschließt

In Mönchengladbach ergriff am Tag der Predigerinnen Burga Gripekoven in der Eucharistiefeier das Wort

Burga Gripekoven predigte am Tag der Predigerinnen in der Münster-Basilika Mönchengladbach. (c) Garnet Manecke
Burga Gripekoven predigte am Tag der Predigerinnen in der Münster-Basilika Mönchengladbach.
Datum:
31. Mai 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 21/2023 ] Garnet Manecke

Das Predigen ist nur geweihten Personen vorbehalten. Frauen sind damit ausgegrenzt: Ihnen sind Weiheämter verwehrt – unabhängig davon, wie sehr sie glauben oder theologisch gebildet sind. Einmal im Jahr setzen sich Frauen über das Verbot hinweg. Unter dem Titel „Frauen predigen“ hat die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD) Frauen dazu aufgerufen, zu predigen. In Mönchengladbach ergriff Burga Gripekoven das Wort.

Gut, es gibt im Kirchenrecht Ausnahmen. So können Frauen zum Beispiel für Wortgottesfeiern mit einer Beauftragung durch den Bischof predigen. Aber: Eine Predigt in einer Eucharistiefeier ist ihnen verwehrt – unabhängig, ob sie die Beauftragung haben oder nicht. Burga Gripekoven ist als Predigerin Teil einer Bewegung, die mehr Einfluss, Sichtbarkeit und Rechte der Frauen in der katholischen Kirche fordert. Jahr für Jahr stellen sich Frauen am Wochenende rund um den Tag der Apostelin Junia, dem 17. Mai, vor die Gemeinden und predigen. In diesem Jahr fiel der Predigerinnentag auf den 14. Mai, in diesem Jahr auch Muttertag.

Gripekoven ist eine Frau, die, gemessen an den Verhältnissen der Kirche, sehr weit gekommen ist. Noch von Bischof Hemmerle hatte Burga Gripekoven einst ihre Beauftragung bekommen und die Erlaubnis, predigen zu dürfen. Nun also ergriff sie in einer Eucharistiefeier das Wort, während der Zelebrant auf seinem Platz saß und zuhörte. Die Trostworte Jesu an die Jünger aus dem Johannesevangelium waren Thema ihrer Predigt.

„Gott ist auch ein Verb“, sagte Gripekoven. „Ein Tätigkeitswort, wie Eddi Erlemann gesagt hat. Gott will getan werden.“ Wo Mitarbeiterinnen in den stationären Einrichtungen des Sozialdienstes katholischer Frauen Kindern und Jugendlichen immer zeigten, dass sie zu ihren Fehlern stehen könnten und Unterstützung bei den Konsequenzen des Wiedergutmachens bekämen, sei Gott im Spiel. Bei ihrer Arbeit im Frauenhaus täten die Mitarbeiterinnen Gott. In der Schwangerschaftskonfliktberatung erfahren die hilfesuchenden Frauen durch die Beraterinnen Gott. In der Arbeit mit Obdachlosen täten die Frauen Gott. „Wenn Frauen der KFD für Gleichberechtigung der Frauen eintreten, um der Vielfalt Gottes in der Kirche eine Einheit zu geben, geben sie auch Gott eine Einheit. Überall, wo Menschen füreinander da sind und der Liebe Raum verschaffen, da ist durch sie Gott im Spiel“, sagte Gripekoven.

Gott sei nicht zwangsläufig an Orten der Kirche zu finden. Gripekoven legte in ihrer Predigt den Finger in die Wunde und zeigte auf, wo die Kirche mit ihrer Haltung Gott ausschließt. Zum Beispiel, wenn die Kirche Frauen und Männern verbietet, in der Eucharistiefeier zu predigen, weil sie Laien sind. Hier werde Gott von der Kirche begrenzt. Wo Wohnungen und Autos gesegnet werden dürften, damit sie den Menschen gut tun, aber die Segnung der Lebensgemeinschaft gleichgeschlechtlicher Paare verboten sei, da werde Gott verboten. Wenn christliche Gemeinschaften sich gegenseitig beim Abendmahl ausschließen müssten, seien sie gezwungen, Gott auszuschließen.

Alle seien aufgerufen, der Liebe Gottes Raum zu verschaffen. Diese Liebe sei eine Kraft, die vieles verändern könne und der die Menschen mit Gott verbunden seien. Sie müsse eine Haltung in der katholischen Kirche werden. Um das zu erreichen, werde ein langer Atem gebraucht. Oder, wie Gripekoven einen Slogan zitierte: „Es gibt viel zu tun, packen wir’s an.“