Und die Kathedrale ist ihm ans Herz gewachsen. Fachwissen und Liebe sprechen gleichermaßen aus seinem aktuellen Buch. Dort lässt er das Bauwerk und dessen wechselvolle Geschichte lebendig werden, erzählt Geschichten und Geheimnisse. Ganz tief gegraben hat er, bei Goethe, Baumeistern, Förderern. Ganz nah herangegangen ist er, bei Symbolen, Schätzen, skurrilen Details wie einem speziellen Register der Orgel, dem „Loss jon“, bei dem der Karnevalshit „Mer losse d’r Dom in Kölle“ zu Ehren kommt. Viel Witz steckt in dem Band, Kölscher Frohsinn und kirchliche Tiefe. Die aus Aachener Sicht ausgesprochen lange Bauzeit der Nachbarkathedrale kannte viele Wendungen, Boecker benennt sie. Zu den tollen Anekdoten, die man beim Schmökern entdeckt, gehören auch Geschichten rund um die Diebstähle, die immer wieder das Gotteshaus heimsuchten. Der Ausruf eines Kaplans, „Ich fürchte, Herr Pastor, wir sind bestohlen“, gab dem Band den Titel. Amüsant auch, wie eine Unterweltgröße eine entwendete Reliquie ausfindig machte und zurückgab mit den Worten: „Den Dom beklaut man nicht.“ Ehre, wem Ehre gebührt: Das gilt auch für die grandiosen Fotos, mit denen Robert Boeker sein Buch illustriert – zu einem Großteil eigenhändig geschossen.
Zentral-Dombau-Verein zu Köln (Hg.)/Robert Boecker: Ich fürchte, Herr Pastor, wir sind bestohlen. Kölner Dom – Geschichten und Geheimnisse, 128 Seiten, J. P. Bachem-Verlag, Köln 2016, Preis: 24,95 Euro