Wie die Glocke verstummte

Heimatforscher Charly Foncken möchte das historische Geläut von St. Margareta aus dem Dunkel holen

Charly Foncken hat zur Geschichte der kleinen Glocke in St. Margareta geforscht. (c) Dirk Jochmann
Charly Foncken hat zur Geschichte der kleinen Glocke in St. Margareta geforscht.
Datum:
1. Sep. 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 35/2022 | Chrismie Fehrmann

Die kleine Glocke in St. Margareta in Krefeld-Linn läutet zu keinem Gottesdienst mehr. Sie ist geborsten und steht in einer dunklen Ecke rechts neben dem Eingang. Das Geläut stammt aus dem 13. Jahrhundert, ist eine der ältesten Glocken in Krefeld und hat eine bewegte Geschichte. 

Charly Foncken, engagierter Mann aus dem Stadtteil und zudem Heimatforscher und Autor, hat sich auf die Suche gemacht und einige Details über sie herausgefunden. Er will die Bronze jetzt aus dem Schattendasein neben dem Portal befreien.

„Die Glocke muss wenigstens vernünftig hängen“, meint er. Derzeit steht sie auf zwei Bausteinen. Sie ist 75 Zentimeter hoch und hat einen Durchmesser von 89 Zentimetern. „Auf ihrem oberen Rand steht: ‚o:rex.g.orif.veni.cum.pace. xrc.imperat.xrc.regnat‘. Die Schrift ist in prächtigen gotischen Majuskeln gehalten, also in Großbuchstaben, wie sie im 13. bis 14. Jahrhundert üblich waren. So ist ihre Entstehungszeit gut eingegrenzt“, sagt Foncken. Damit sei sie wohl die älteste Glocke in Nordrhein-Westfalen oder mindestens am Niederrhein, ist er sicher.

Ebenso belegt sind einige Stationen des kleinen Geläutes: „Die Glocke hat die Gläubigen zuerst in der ‚Alde Kerk im Feld‘ im heutigen Greiffenhorst-Park zum Gebet gerufen. 1279 wurde das Gebäude von den Rheinfluten überschwemmt und vernichtet. Die Glocke kam dann für rund 500 Jahre in die neue Kirche auf dem Margaretenplatz“, berichtet Foncken. 
Um 1700 kamen zwei weitere Glocken hinzu. Sie wurden am 6. Juli vom Kölner Weihbischof Godefrid Ulrich Freiherr de la Margelle und Eysden eingeweiht. Von diesem Gebäude ist heute nur noch der Grundriss erhalten. „Denn die alte Pfarrkirche stand auf schlechtem Baugrund, wurde beim nächsten Hochwasser 1814 unterspült und stürzte ein. Der neue Standort wurde an der damaligen Rheinstraße, der heutigen Rheinbabenstraße, gefunden“, weiß Foncken.

Eine weitere Glocke wurde 1926 durch Dechant Schwamborn aus Krefeld geweiht. Wenig später stiftete der Linner Rektor Horn eine zusätzliche kleine Glocke. In Kriegszeiten wurde das gesamte Geläut abgehängt und sollte für die Rüstungsindustrie eingeschmolzen werden. „Das passierte glücklicherweise nicht. Das Geläut wurde gefunden und zurückgebracht“, berichtet Foncken. Bei diesem Prozedere ist die kleine Glocke, die neben dem Eingang steht, wohl geborsten. Für immer stumm, aber für ewig zur Kirche gehörend.
Ein weiteres Ausstattungsstück mit Geschichte ist das Linner Kreuz mit dem „Lenn’sche Herrgott“, das im 14. Jahrhundert in Köln hergestellt worden sein soll. Laut Volksmund soll es auch in der ‚Alde Kerk im Feld‘ gehangen und beim Hochwasser bis zum Linner Sandberg gespült worden sein.

Dort fand es ein Bauer, der es allerdings mit seinem Pferdefuhrwerk nach Uerdingen transportieren wollte. „Das Pferd war störrisch und ließ sich nicht lenken“, weiß Charly Foncken. Es lief mit dem Kreuz nach Linn, so lautet die Sage.