Wie dem anderen begegnen?

Schulprojekt aus Israel auf Einladung des Kindermissionswerkes zu Gast im Geschwister-Scholl-Gymnasium

Am Aachener  Geschwister-Scholl-Gymnasium gehören verschiedene Nationalitäten und Kulturen zum Schulalltag. (c) Andrea Thomas
Am Aachener Geschwister-Scholl-Gymnasium gehören verschiedene Nationalitäten und Kulturen zum Schulalltag.
Datum:
22. Mai 2018
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 21/2018 | Andrea Thomas
Israel, der Gaza-Streifen und das Westjordanland sind seit Jahrzehnten ein Pulverfass, mit derzeit mal wieder trauriger Aktualität.
Inas Deeb berichtet von ihren Erfahrungen. (c) Andrea Thomas
Inas Deeb berichtet von ihren Erfahrungen.

Bei einem Besuch in Aachen stellten die beiden Lehrerinnen Inas Deeb und Ayelet Roth gemeinsam mit ihrem deutschen Partner, dem Kindermissionswerk „Die Sternsinger“, das Schulprojekt „Hand in Hand – Center for Jewish-Arab Education in Israel“ vor. Ein Beispiel für interkulturelles Lernen auch bei uns.

Das Geschwister-Scholl-Gymnasium liegt nicht nur in einem von verschiedenen Kulturen, Religionen und Nationalitäten geprägten Stadtteil von Aachen und in direkter Nachbarschaft zur neu eröffneten Yunus-Emre-Moschee, es ist auch selbst eine multikulturelle Schule. Über 60 Nationalitäten sind an der Schule vertreten, viele der Kinder und Jugendlichen haben arabische oder osteuropäische Wurzeln, die meisten türkische. Im Alltag sei das für ihre Schüler „normal“, sagt Marina Mesic, die hier Pädagogik und Sozialwissenschaften unterrichtet. „Die Kleinen gehen damit noch recht unreflektiert um. Für die Älteren in der Oberstufe ist es selbstverständlich, dass hier so viele Nationalitäten unterrichtet werden. Viele schätzen diese Vielfalt, weil sie hier nichts Besonderes sind.“ Was nicht heißt, dass es nicht auch hier zu Konflikten kommt. Gerade bei aktuellen und politischen Themen stößt das gute Miteinander schon mal an seine Grenzen. Denn die Kinder und Jugendlichen bekommen natürlich mit, wenn es in den Heimatländern ihrer Familien zu heiklen und schwierigen Situationen kommt und wie das ihre Eltern belasten kann. Die Kunst liegt darin, das nicht in den Schulalltag hineinzutragen und den Umgang mit Freunden und Mitschülern davon nicht beeinträchtigen zu lassen.

 

Die Kunst, aktuelle Konflikte und Vorurteile außen vor zu lassen

Wie das funktionieren kann, davon konnten Inas Deeb, Leiterin des Bildungsbereiches an den „Hand-in-Hand“-Schulen in Israel, und ihre Kollegin Ayelet Roth, Leiterin des inzwischen sechs Schulen umfassenden Netzwerkes, einiges berichten. Sie waren auf Einladung des Kindermissionswerks zu Gast im Geschwister-Scholl-Gymnasium, wo sie sich mit Schülern aus der Einführungsphase der Oberstufe austauschten. Das Besondere an „Hand in Hand“: Hier lernen jüdische und arabische Kinder und Jugendliche gemeinsam (mehr dazu auch auf unserer Seite17, „KiZ für Kids“). Das Schulprojekt nährt damit die Hoffnung, dass auch in einem Land mit einem so tief verwurzelten und von Hass und Gewalt geprägten Konflikt Friede möglich ist. Im Mittelpunkt stand die Frage nach dem „anderen“ und wie die Jugendlichen ihm begegnen. So wie sie an ihrer Schule aufwüchsen, gebe es „den“ anderen nicht, erklärt Lilian (16), nur Menschen mit anderer Herkunft oder anderer Meinung. Über die Schule lernten sie sich zu akzeptieren und zu tolerieren. Das ist auch Denzel (17) wichtig, der südafrikanische Wurzeln hat. „Ich finde das israelische Projekt sehr interessant“, sagt er. Die Aussage der Gäste „Niemand wird als Rassist geboren“ können beide unterstreichen. Natürlich begegne ihnen auch Rassismus, wie wohl jedem schon mal in der ein oder anderen Form. Dem müsse man sich entgegenstellen, sachlich und mit Argumenten. Auch die beiden Lehrerinnen aus Israel motivieren die Schüler; schon kleine Dinge im Umgang miteinander könnten helfen und auch, Vielfalt als etwas Positives anzusehen.