Wege des Evangeliums

Bischof Helmut Dieser beauftragt am 27. August die Mitglieder des Pastoralkurses 2018

Wege finden, das Evangelium mit anderen zu leben. Wie die aussehen, davon haben die „Neuen“ im Dienst des Bistums eine Idee, sind aber auch offen für das, was kommt. (c) www.pixabay.com
Wege finden, das Evangelium mit anderen zu leben. Wie die aussehen, davon haben die „Neuen“ im Dienst des Bistums eine Idee, sind aber auch offen für das, was kommt.
Datum:
4. Aug. 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 31/2021 | Andrea Thomas

Die sieben neuen Pastoral- und Gemeindereferentinnen und -referenten des Bistums treten ihren Dienst in keiner leichten Zeit an. Im Gespräch blicken sie auf Wege, das Evangelium zu leben und zu bezeugen, was ihnen dabei wichtig ist und was sie aus 
ihrer Ausbildung und Assistenzzeit dazu in ihren Rucksack packen. 

 Weggemeinschaft

Auf den Weg machen sich zukünftig als Gemeindereferentinnen und -referenten:
Markus Toelstede (GdG Willich), Birgit Schmidt (GdG Rheydt-West), Daniel Scherer (Pfarrei Christ König Erkelenz), Beatrix Freudenmann (Pfarrei St. Nikolaus Krefeld-Ost), Katharina Rexing (Pfarrei St. Jakob Aachen), Sylke Seefeldt (Pfarrei St. Servatius Selfkant) sowie als Pastoralreferent: Simon Hesselmann (GdG Hellenthal/Schleiden).

 Wegweisend 

Von links: Katharina Rexing, Sylke Seefeldt, Markus Toelstede, Beatrix Freudenman, Birgit Schmidt, Daniel Scherer und ihre Kurs-Wegbegleiterinnen, Monika Wiedenau und Sabine Kock. Es fehlt Simon Hesselmann. (c) Andrea Thomas
Von links: Katharina Rexing, Sylke Seefeldt, Markus Toelstede, Beatrix Freudenman, Birgit Schmidt, Daniel Scherer und ihre Kurs-Wegbegleiterinnen, Monika Wiedenau und Sabine Kock. Es fehlt Simon Hesselmann.

Motivation in den pastoralen Dienst zu gehen, ist für sie, ihren Glauben mit anderen zu teilen. „Ich habe mich dafür entschieden, weil ich Menschen Jesus näherbringen möchte. Mit meiner Person und dem, was ich tue, möchte ich Jesus ein Gesicht geben“, sagt Sylke Seefeldt. Ihrer Kollegin Birgit Schmidt ist eine Arbeit wichtig, „die Sinn stiftet und in die ich meinen Glauben einbringen kann.“ „Glaube ist etwas Dynamisches, was den Beruf so spannend macht“, beschreibt es Katharina Rexing. In Bewegung sein zu dürfen, empfindet sie als Geschenk und sie wünscht sich, dass Kirche diese Beweglichkeit als Chance nutzt.

Der Glaube war schon in der Jugend prägend für Beatrix Freudenmann. Über ehrenamtliches Engagement hat sie zum Beruf der Gemeindereferentin gefunden: „Ich habe gemerkt, wie viele Möglichkeiten der Beruf bietet, Wege zu finden und zu schaffen, Menschen zu begegnen.“ Für Markus Toelstede ist der Glaube, was ihn trägt. „Ich möchte Menschen auf dem Weg begleiten, ihnen helfen, ihren Glauben leben zu können in all den Verwerfungen, die es derzeit gibt.“ Daniel Scherer hatte nach „klassisch katholischer Sozialisation“ einen gewissen Abstand zur Kirche, wie er erzählt. Gute Begegnungen in der Gemeinde hätten seinen Glauben und seine Begeisterung dafür neu entfacht. Was er nun weitergeben möchte. Für Simon Hesselmann bedeutet Christsein „die je individuelle Verantwortung ernstzunehmend sich für die Armen, Schwachen und Ausgegrenzten einzusetzen – und darunter fasse ich nicht nur Menschen, sondern die gesamte Schöpfung. Im pastoralen Dienst kann ich dieser Verantwortung und diesem Auftrag besonders viel Raum in meinem Leben einräumen, ich werde ja sozusagen genau dafür sogar beschäftigt und bezahlt.“

 Wegbegleiter

Allen ist es wichtig, Wegbegleiter für die Menschen zu sein, auf die sie auf ihren „Dienstwegen“ nach der Beauftragung treffen werden. „Persönliche Begegnungen sind das Tragende, was Kirche ausmacht“, bringt es Daniel Scherer für sich und den Kurs auf den Punkt. Markus Toelstede findet es wichtig zu schauen: „Was sind die Bedürfnisse der Menschen, mit denen ich unterwegs bin, was treibt sie an und bewegt sie?“ Er sieht sich als jemand, der „mit auf dem Weg ist“, nicht als der, der den Weg schon kennt. „Wichtig ist, denke ich, sich treu zu bleiben, authentisch zu sein und seinen Glauben zu leben, egal wohin der Weg einen auch führt“, sagt Sylke Seefeld. Orientierungspunkte sind für Katharina Rexing da, wo Kirche zur Lebenswirklichkeit der Menschen passt, sie wahrnimmt und anerkennt, dass Leben auch Veränderung ist. Besonders wichtig ist ihr in der Assistenzzeit das Thema „Schöpfung“ geworden. Eine Kompetenz, mit der sie nun wuchern möchte.

„Wir werden in eine besondere Zeit hinein beauftragt“, sagt Beatrix Freudenmann. Der Weg der Kirche sei unklar. Das heiße aber auch, viel gestalten zu können, neue Wege zu finden, um mit Menschen in Kontakt zu kommen. Darin sieht auch Birgit Schmidt eine große Chance. „Kirche lebt davon, dass sie vor Ort unterwegs ist. Das lässt sich auf so vielfältige Weise gestalten, wenn wir Menschen mitnehmen, die da sind, Situationen wahrnehmen und uns vernetzen.“ Die letzten Jahrzehnte hätten besonders deutlich gemacht, dass das „Wissen“ über die „richtigen Wege“ keineswegs bei der Kirche und denen, die für sie arbeiten, liege, erklärt Simon Hesselmann. Genau dieser Irrtum gehöre mit zu den Ursachen für schrecklichen Missbrauch und schwere Fehler. Für die gemeinsame Wegsuche mit anderen sind ihm daher Achtsamkeit und Wertschätzung für die verschiedenen Beteiligten und ihre Perspektiven wichtig. Und Farbe zu bekennen und Widerstand zu leisten, „wenn es zu Ausgrenzung, Diskriminierung, Gewalt oder zu jeglich anderer Form der Missachtung der Würde eines Geschöpfs – ganz gleich ob Mensch oder natürliche Mitwelt – kommt.“

Wegzehrung

„Ich nehme die Bestärkung aus der Gemeinde mit, die mir Mut gemacht hat, Dinge auszuprobieren auch mal anders als üblich“, berichtet Beatrix Freudenmann. Für Sylke Seefeldt sind es „viele schöne Begegnungen gerade in den zuletzt schwierigen Zeiten“. Das habe herausgefordert, aber irgendwie auch zusammengeschweißt. Birgit Schmidt hat 
„Begegnungen mit Menschen, die sehr unterschiedliche Arbeitsweisen und Charaktere haben, und gemeinsam etwas Tolles zu erreichen“ in ihrem Gepäck. Sie habe gelernt, die Talente anderer „wachsen und blühen“ zu lassen. Gerade in der Krise habe es geholfen, eigene Pfade noch einmal neu zu bedenken und anzuschauen. „Ich habe so viel an persönlicher Energie erlebt, wo Menschen für den Glauben einstehen. Zu sehen, was möglich ist mit einer Haltung, die über das Handeln hinausgeht“, berichtet Markus Toelstede.

Daniel Scherer nimmt „Erinnerungen an Situationen und Begegnungen, wo Menschen sich angenommen und verstanden gefühlt haben,“ mit. Rückmeldungen und Austausch, die ihm Kraft gegeben haben, auch aus dem Kurs und durch die Kursbegleitung.
Die intensivsten Lernerfahrungen habe er in der Praxis und durch die Reflexion derer gemacht, die ihn dabei begleitet haben, sagt Simon Hesselmann. „In der Nationalparkseelsorge habe ich in vielfältiger Weise erfahren, wie zukunftsfähige Formen pastoraler Angebote gestaltet sein können. In meiner Mitarbeit in der Berufsgruppenvertretung und im 'Heute bei Dir'-Prozess habe ich tiefe Einblicke in die Herausforderungen auf Bistumsebene sowie die institutionellen und organisatorischen Ebenen gewinnen dürfen und so ein Verständnis für die komplexen Zusammenhänge und die globaleren Dimensionen der Kirchenentwicklung erlangt.“

Katharina Rexing weiß vor allem, was sie nicht mitnehmen will: Floskeln wie „jemanden einladen“. Es brauche eine eigene Sprache mit Blick auf die Menschen, mit denen man unterwegs ist, sonst könne man viel kaputt machen.