Kleine Leute groß machen und diejenigen, die am Rande der Gesellschaft stehen, in deren Mitte holen: Das sind die Ziele einiger Vereine und Initiativen in Mönchengladbach und Heinsberg, die sich um obdachlose und langzeitarbeitslose Menschen kümmern. Aber die Arbeit kostet Geld, das durch Zuschüsse und Spenden reingeholt werden muss. Hier hilft die Stiftung Volksverein.
In diesen Tagen wird es so deutlich wie nie im Jahr: Der Markt für Spenden ist umkämpft. Jeden Tag flattern Spendenaufrufe von verschiedenen Vereinen und Organisationen ins Haus. Es geht um Hilfe für Kinder und das Altenheim nebenan, es geht darum, arme Familien zu unterstützen, Kriegsflüchtlinge und kranke Menschen. Auch die Vereine, die Obdachlosen helfen, werben nun wieder um Geldzuwendungen. Aber während die Vorstellung strahlender Kinderaugen die Herzen eher erreichen, gelten Obdachlose und Langzeitarbeitslose oft als gesellschaftliche Zumutung.
Die Stiftung Volksverein macht sich trotzdem unermüdlich auf, sich dieser Aufgabe zu stellen. Dabei geht es nicht nur um das Spendensammeln, sondern vor allem auch um politische Arbeit. Ende Oktober lud sie den Armutsforscher Christoph Butterwegge und den Millionär Josef Rick in die Citykirche Mönchengladbach ein, um darüber zu diskutieren, wie die Schere zwischen Arm und Reich die Gesellschaft spaltet und damit der Demokratie schadet.
Die Stiftung Volksverein ist ein Netzwerk mehrerer Vereine, die auch in ihren Projekten oft zusammenarbeiten. Gegründet wurde sie im Februar 1997. Neben dem Volksverein Mönchengladbach haben sich auch das Katharinenstift Mönchengladbach, der Verein Wohlfahrt, das Katholische Gesellenhaus, die Katholische Hauptpfarre St. Mariae Himmelfahrt, die Region Mönchengladbach im Bistum Aachen sowie die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung im Bistum Aachen unter dem Stiftungsdach zusammengeschlossen.
Die Projekte, die die Stiftung finanziell unterstützt, sind vielfältig. Ein Bereich ist die politische Arbeit. Die ist der Schwerpunkt des Bündnisses für Menschenwürde und Arbeit. Mit Aktionen macht das Bündnis auf die Situation der Menschen, die in Armut leben, aufmerksam. Dazu gehören Diskussions- und Aufklärungsveranstaltungen. Wichtiger Punkt dabei: Die Betroffenen übernehmen einen aktiven Part. So wird nicht über die Menschen und ihre Situation diskutiert. Die Betroffenen sind Teil der Diskussionen, sie schildern ihre Situation, machen Vorschläge für politische Lösungen.
Ein Prinzip, dem auch die Arbeit im Treff am Kapellchen (TaK) folgt. Bildung und Begegnung sind hier die beiden Hauptthemen. Beim gemeinsamen Kochen und Essen, in kulturellen Veranstaltungen und bei Ausflügen kommen Menschen aus unterschiedlichen sozialen Schichten zusammen. Arm und Reich können sich hier gemeinsam an einen Tisch setzen – ohne Standesdünkel. Auch Weiterbildungswochenenden gehören dazu. Die Stiftung Volksverein fördert solche Aktionen.
Eine wesentliche Aufgabe der Stiftung ist der Erhalt der Brandts-Kapelle direkt neben dem TaK. Die Stiftung trägt die Betriebskosten und die Kosten für den Erhalt der kleinen Kirche, in der regelmäßig Gottesdienste stattfinden. Die Kapelle wurde von Franz Brandts, einem Textilunternehmer und Mitbegründer des historischen Volksvereins, gestiftet. 1896 wurde die Kapelle geweiht, die an den mit 21 Jahren verstorbenen Sohn von Brandts, Rudolf, erinnert. In der Gruft unter der Kapelle hat neben dem Stifter Franz Brandts auch Edmund „Eddi“ Erlemann, der Mitgründer des neuen Volksvereins und der Stiftung Volksverein, seine letzte Ruhe gefunden.
In Mönchengladbach und Heinsberg sind die Orte, an denen sich die von der Stiftung unterstützten Vereine engagieren, verteilt. In den Werkstätten des Volksvereins werden Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen sowie Beratung für Langzeitarbeitslose angeboten. Dazu gehören neben Kursen auch der praktische Einsatz in den Secondhand-Geschäften, in der Schreinerei und der Hauswirtschaft. Beschäftigung, Bildung und Beratung sind auch die Eckpunkte der Arbeit des Vereins Amos in Heinsberg, mit dem die Stiftung ebenfalls kooperiert. Die Diskussionsveranstaltung mit dem Millionär ist dafür ein Beispiel.