Wechsel an der Spitze

Pfarrer Toni Straeten gibt den Staffelstab im Verein für Lebens- und Trauerhilfe weiter

Symbolträchtig: Die Trauerweide bietet auch ein schützendes „Dach“. (c) pixabay.com
Symbolträchtig: Die Trauerweide bietet auch ein schützendes „Dach“.
Datum:
10. Jan. 2024
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 02/2024 | Stephan Johnen

Es lässt sich durchaus so formulieren: Die Gründung und Weiterentwicklung des Dürener Vereins Lebens- und Trauerhilfe ist Teil des Lebenswerks von Pfarrer Toni Straeten. 24 Jahre lang stand der Seelsorger und langjährige Diözesanbeauftragte für die Trauerpastoral im Bistum Aachen an der Spitze des Vereins. 

„Der Stabwechsel ist für mich ganz wichtig“, bedankt sich Toni Straeten

„Mit Frauenpower startet die Lebens- und Trauerhilfe nun ins neue Jahr“, stellt der 76-Jährige den neuen Vorstand vor, der aus sieben Frauen besteht. Marlene Breuer, Helga Porschen-Freihoff und Ellen Quast teilen sich gleichberechtigt den Vorsitz. Martina Schütz-Berg, Christa Lingenberg, Sonja Cornely und Christiane Winkler komplettieren den Vorstand.
„Der Stabwechsel ist für mich ganz wichtig“, bedankt sich Toni Straeten bei den ehrenamtlichen Vorstandsfrauen für die Bereitschaft, den Verein als Team zu leiten. „Ich merke, dass ich körperlich und seelisch an die Grenzen meiner Belastbarkeit stoße“, beschreibt der Seelsorger, dass er durchaus mit einem lachenden und einem weinenden Auge beschlossen hat, nicht mehr erneut für das Amt zur Verfügung zu stehen und seine Aufgaben an „Power-Frauen zu übergeben“.
Doch auch Toni Straeten geht nicht so ganz, bleibt er dem Verein als Ehrenvorsitzender doch erhalten. „Der Wechsel an der Spitze war ein Prozess. Die Arbeit des Vereins ist ein wichtiger Teil seines Lebens. Wir benötigen und wollen seine Unterstützung weiterhin in vielen Dingen, versuchen aber auch, autonom zu werden“, sagt Helga Porschen-Freihoff. 

Helga Porschen-Freihoff, Toni Straeten, Ellen Quast, Martina Schütz-Berg und Christa Lingenberg (v. l.) stellten die Neuaufstellung vor. (c) Stephan Johnen
Helga Porschen-Freihoff, Toni Straeten, Ellen Quast, Martina Schütz-Berg und Christa Lingenberg (v. l.) stellten die Neuaufstellung vor.

Als eine der drei neuen Vorsitzenden gehört sie zu den langjährigen Mitgliedern. Sie ist unter anderem in der Ausbildung der neuen Trauerbegleiterinnen und Trauerbegleiter aktiv. Andere Vorstandsmitglieder wie Martina Schütz-Berg, die als langjährige Leiterin des Papst-Johannes-Hauses neben der Annakirche keine Unbekannte ist, sind recht neu mit an Bord. 
Im neuen Vorstand kommen unterschiedliche Berufsgruppen zusammen, wird viel Berufs- und Lebenserfahrung kumuliert. Wer beispielsweise wie Martina Schütz-Berg aus der Kinder- und Jugendarbeit kommt, weiß, dass die Arbeit mit Trauernden und die Verarbeitung von Trauer in jeder Altersgruppe ein wichtiges Thema sein kann und es ganz oft viele offene Fragen gibt. Das neue Führungsteam will die ebenso wertvolle wie erfolgreiche Arbeit der vergangenen Jahre fortsetzen, aber auch andere und neue Schwerpunkte setzen, beispielsweise neue Wege in der Ansprache jüngerer Menschen finden, die die Einzel- und Gruppenangebote womöglich gar nicht kennen und eher mit Google Rat und Unterstützung im Trauerfall suchen. 

Zur Zeit der Vereinsgründung war Trauerbegleitung etwas grundsätzlich Neues. Mittlerweile gebe es eine schier unübersichtliche Flut von Angeboten, Apps, Chaträumen und Foren. „Wir müssen weiterhin nicht alles machen, aber noch einmal das herauskristallisieren, was wir besonders gut können, und diese Angebote mit gewohnt hoher Qualität weiterentwickeln“, sagt Helga Porschen-Freihoff.
Dass mit dem Ausstieg Toni Straetens aus der Vorstandsarbeit kein Theologe mehr zum Führungsteam gehört, ist für ihn kein Manko. „Die Dimension von Hoffnung ist das Entscheidende in der Arbeit mit trauernden Menschen. Wir spenden als Gesprächspartner Trost und Hoffnung – da bringen wir uns alle selbst ein, jeder auf seine Weise. Dieses Dasein für Trauernde, das Mit-Aushalten von Schmerzen und Verlust, die Suche mit den Trauernden nach Trost und Hoffnung für ihren weiteren Weg machen die Arbeit aus. Dafür muss ich kein Theologe sein, sondern vor allem ein Mensch“, sagt er.

Sein Abschied vom Amt ist auch für ihn persönlich eine Suche. Er werde neue Freiräume suchen, beispielsweise um Menschen zu besuchen, Dinge zu unternehmen oder wieder mehr zu lesen. Straeten: „Ich bleibe auch weiter leidenschaftlich Seelsorger, trete in Beziehung zu trauernden und leidenden Menschen. Das bleibt ja weiter meine Berufung.“ Nur wolle er es auf keinen Fall wie Uli Hoeneß machen und als Graue Eminenz im Hintergrund die Strippen ziehen, betont Straeten und muss lachen. 
Das neue Vorstandsteam, davon ist er überzeugt, werde schauen, was nötig ist, und wo er als Person helfen könne. Der Verein, dessen Angebote seit der Gründung immer für alle trauernden Menschen über alle Religionsgrenzen hinweg offen stand, wird auch in Zukunft ein Kooperationspartner des Bistums und der Regionalstelle sein. „Für mich ist der Verein Lebens- und Trauerhilfe auch ein Ort von Kirche, der von vielen Menschen gelebt, getragen und besucht wird“, unterstreicht Toni Straeten.

Perspektiven für das Jahr 2025 sind schon ausgelotet Aktuell hat der Verein rund 20 ausgebildete Trauerbegleiterinnen und Trauerbegleiter. Die Ausbildung umfasst etwa 80 Stunden. Der Verein übernimmt die anfallenden Kosten für die Ausbildung.
Neben Trauerhilfegruppen in Düren und Jülich und einer individuellen Trauerbegleitung und Beratungsmöglichkeiten bietet die Lebens- und Trauerhilfe mehrere Projekte der Gruppenarbeit wie das Trauercafé, das in die Marienkirche zurückkehrt, und Trauerspaziergänge an. Anfang 2025 wird die neue „kleine Trauerausbildung“ starten, die etwa ein halbes Jahr dauert.
Die Nachfrage nach Unterstützungsmöglichkeiten sei ungebrochen hoch. Wer Interesse an einer Mitarbeit hat, ist jederzeit herzlich im Verein willkommen.

>> INFO

Der Verein für Lebens- und Trauerhilfe ist telefonisch (02421/280256) über das Büro der Regionalen Kontaktstelle für Trauerpastoral und Trauerbegleitung in Düren zu erreichen. Bürozeiten sind montags von 15 bis 17 Uhr, mittwochs von 10 bis 12 Uhr und freitags von 9 bis 12 Uhr. Danach läuft ein Anrufbeantworter, der regelmäßig abgehört wird.
Per E-Mail ist der Verein unter trauer-hilfedn@bistum-aachen.de zu erreichen. Alle Informationen zu den Angeboten gibt es auf der Homepage www.trauerhilfe-dueren.de