Was mir heilig ist

Gemeinschaftsaktion in St. Sebastian Würselen im Vorfeld der HeiFa

Beim Kita-Pilgertag haben die Kinder die Kirche St. Sebastian und ihre heiligen Orte entdeckt. (c) Andrea Thomas
Beim Kita-Pilgertag haben die Kinder die Kirche St. Sebastian und ihre heiligen Orte entdeckt.
Datum:
14. Juni 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 24/2023 | Andrea Thomas

„Was ist mir heilig?“ Mit dieser Frage haben sich zur Vorbereitung auf die Heiligtumsfahrt in Aachen und Kornelimünster ganz unterschiedliche Gruppen in der Würselener Pfarrei St. Sebastian beschäftigt. Seit Ostern haben sie ihre Antworten gemalt, fotografiert und aufgeschrieben und in die Kirche mitgebracht, wo sie gesammelt und ausgestellt worden sind.

Die Kleinsten aus den Gemeinden haben gemalt, was oder wer ihnen besonders wichtig ist. (c) Andrea Thomas
Die Kleinsten aus den Gemeinden haben gemalt, was oder wer ihnen besonders wichtig ist.

Mehrere Meter ist die Stoffbahn lang, die sich über die Stufen bis hoch zum Altar in St. Sebastian zieht. Darauf zu sehen ist eine bunte Mischung aus Kinderzeichnungen, Fotos und kurzen Texten. Verewigt haben sich hier mit ihren persönlichen „Heiligtümern“ unter anderem die Jugendlichen aus dem Jugendtreff der Kleinen offenen Tür (KOT), Mitglieder des GdG-Rats und des Kirchenvorstands, die liturgischen Dienste, die Firmlinge sowie die katholischen Grundschulen. „Es ist schön zu sehen, wie die Vielfalt wächst. Es war uns wichtig, viele Gruppen aus der Pfarrei anzusprechen und das ist gelungen“, sagt Gemeindereferentin Anna Jünger. Pfarrer Karl-Josef Pütz ergänzt: „Und jede Generation interpretiert das auf ihre eigene Weise.“

Wobei sie schon festgestellt hätten, je älter die Menschen, die sich beteiligt haben, desto mehr Bedenkzeit hätten sie bei der Beantwortung der Frage „Was ist mir heilig?“ gebraucht. Pastoralreferentin Ursula Weisgerber schildert ihre Erlebnisse als sie das Projekt in den GdG-Rat getragen hat. „Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken gemacht, was über Heilige hinaus noch für mich heilig ist“, sei die Reaktion eines Mitglieds gewesen. Darüber seien sie in einen sehr angeregten Austausch gekommen. Ausgehend davon, was „heilig“ überhaupt bedeutet. „Alles, was an den Himmel heranreicht“, erläutert Ursula Weisgerber. Daraus ergibt sich die Überlegung, was denn eigentlich bleibt, wenn das Irdische zu Ende geht: der Glaube.

Was Menschen in ihrem Leben gerade jetzt „heilig“ ist, ist ganz unterschiedlich, doch es sind fast immer Menschen. Für viele der Jugendlichen aus der KOT ist es der Jugendtreff und die dortige Gemeinschaft. Für die Erwachsenen sind es der Ehepartner (ein Ehepaar, dass seit Jahrzehnten verheiratet ist, hat seine Eheringe fotografiert) oder Kinder und Enkelkinder (präsent unter anderem durch ein Foto kleiner Kinderhände).

Auf Tuchfühlung gegangen

Den Erwachsenen sind Partner und Kinder „heilig“, den Jugendlichen Freunde und Gemeinschaft. (c) Andrea Thomas
Den Erwachsenen sind Partner und Kinder „heilig“, den Jugendlichen Freunde und Gemeinschaft.

Für die Kinder der katholischen Kitas, die einmal im Jahr zur Kirche St. Sebastian pilgern, ist „heilig“ ein Begriff, der ihnen noch nicht viel sagt. „Da haben wir dann gefragt, was ist dir wichtig“, berichtet Anna Jünger. Das haben die Kinder gemalt und beim Pilgertag vorgestellt, bevor es auf Entdeckung durch die Kirche ging. Mama, Papa, Oma, Opa, die Geschwister, das Haustier oder Lieblingsstofftier sind ihre „Heiligtümer“.

All das hat Platz auf der Stoffbahn gefunden, die an Fronleichnam Teil der Prozession war. Auch der Leinenstoff, passend zu den Aachener Heiligtümern und dem Gedanken mit ihnen und dem Glauben bei der Heiligtumsfahrt „auf Tuchfühlung“ zu gehen, ist ein besonderer. „Der Leinenballen ist von der Oma von Pfarrer Gattys. Den hat sie auf der Flucht mitgenommen“, erzählt Ursula Weisgerber. Ein Erinnerungsstück, das, wenn „heilig“ vielleicht zu hoch gegriffen ist, so doch von Bedeutung für ihn ist, weshalb der Stoff perfekt gepasst hat. Am ersten Samstag der Heiligtumsfahrt ist die Pfarrei dann gemeinsam nach Aachen.