Was Ordnung bewirkt

Ilka Bresges hilft Menschen, die Schwierigkeiten mit dem Aufräumen haben

Ilka Bresges gibt Kurse darüber, wie man Ordnung schafft und sie anschließend auch hält. (c) Ilka Bresges
Ilka Bresges gibt Kurse darüber, wie man Ordnung schafft und sie anschließend auch hält.
Datum:
28. Jan. 2025
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 05/2025 | Garnet Manecke

Wie konnte es passieren, dass der Kleiderschrank, das Zimmer oder gar die ganze Wohnung unordentlich wurden? Wo fängt man an, wenn überall etwas liegt und steht? Was kann man machen, damit sich nicht noch mehr ansammelt und wie wird man mit dem vorhandenen Chaos fertig? Ilka Bresges weiß auf diese Fragen Antworten. Die 51-Jährige ist Ordnungscoach und gibt in Kursen wertvolle Tipps.

Meist widerwillig macht man sich an die Arbeit, wenn das Chaos  wieder das Kommando in der Wohnung übernommen hat. Hat man es einmal geschafft, alles an seinen Platz zu legen und das Zimmer liegt sauber und ordentlich vor einem, kommt der Vorsatz: „So bleibt es jetzt.“
Aber es dauert nicht lange und das Chaos hat wieder übernommen. Warum ist Ordnung denn so wichtig, wenn sie doch offenbar nicht bleiben will? „Weil es nicht nur um das Äußerliche, also die Ordnung im Raum, geht“, sagt Ilka Bresges. „Das Aufräumen hilft auch, sich im Kopf zu strukturieren.“ 

Viele Menschen, die nicht ordentlich sind, hätten eigentlich ein ganz anderes Problem. „Sie können sich zum Beispiel nicht von Leuten trennen, die ihnen nicht gut tun. Oder sie hängen an Erinnerungen fest.“
Dabei ist Ordnung für jeden etwas anderes. Es gibt Menschen, die brauchen in ihrer Wohnung viele freie Flächen, andere empfinden das als steril und fühlen sich nur wohl, wenn hier und da etwas steht oder liegt.
„Unordnung beginnt da, wo es anfängt, einen zu stören“, sagt Bresges. „Wenn ich zum Beispiel immer aufräumen muss, um Besuch reinzulassen.“
Das Störgefühl ist auch ein sicheres Zeichen dafür, wenn es mit der Unordnung auf Dauer zu viel wird. Nicht wissen, wo man anfangen soll, und immer wieder das Aufräumen aufzuschieben, sind ebenfalls Signale, dass es zu viel wird.
Vom ständigen Stressgefühl bis hin zu Einschränkungen im Alltag reicht das Spektrum der Hinweise, dass es Zeit wird, zu handeln. 

Durch Fernsehsendungen hat das Aufräumen den Charakter der Selbstoptimierung bekommen

„Wenn man dann wirklich mal aktiv wird und dieser Stress fällt weg, merkt man, dass nun Ressourcen für etwas anderes da sind“, ist die Erfahrung von Bresges. Als Mutter von drei Kindern weiß die 51-Jährige, dass es ein ständiger Balance-Akt ist, Ordnung zu halten.
Aber als Ordnungscoach weiß sie auch, dass es manche ohne Hilfe nicht schaffen. Die aber anzunehmen, fällt vielen schwer. „Viele haben Angst, in der Nähe des Messietums zu stehen“, sagt Bresges. 
Daran haben auch Aufräumsendungen im Fernsehen nichts geändert. Zwar seien die Betroffenen heute offener, aber durch die Sendungen habe das Aufräumen auch etwas von Selbstoptimierung. Das gebe denen, die es nicht richtig schaffen, dann ein Gefühl des Versagens.
Dabei muss das nicht so sein. Rituale helfen, Ordnung zu schaffen und zu halten. Morgens nach dem Aufstehen zuerst das Bett machen und lüften, bevor man ins Bad geht zum Beispiel. Oder nach der Arbeit zu Hause die ersten zehn Minuten dem Aufräumen zu widmen. „Ohne Ablenkung, das Handy wird weggelegt“, rät Bresges.
„Zuerst braucht es dafür Disziplin, aber wenn es eingeübt ist, macht man es einfach.“ 
Dass Ordnung ein immer größeres Thema wird, liegt auch an den vielen Ablenkungen der Gegenwart. „Meine Mutter zum Beispiel hatte das früher nicht. Sie konnte ihren Tag in Ruhe angehen“, sagt Bresges.
Heute falle es den Menschen schwerer, sich auf etwas zu fokussieren. Auch die Tatsache, dass man rund um die Uhr einkaufen kann, mache es nicht einfacher, die Wohnung übersichtlich zu halten. Stück für Stück sammelt sich in den Wohnungen so einiges an. Hier setzt Bresges an. Wer Ordnung schaffen will, muss mit Ausmisten beginnen. Kleidungsstücke, die kaputt sind, die ewig nicht mehr getragen wurden oder die nicht mehr passen, können entsorgt werden. „Egal, was es mal gekostet hat“, sagt Bresges. „Das etwas mal teuer war, ist oft ein Argument, es zu behalten. Aber das Geld war schon weg, als es über den Ladentisch ging.“
Dasselbe gilt auch für Geschirr oder Küchenutensilien. „Küchenmaschinen, die nur einen einzigen Zweck haben, sind meist überflüssig“, weiß die Expertin und nennt als Beispiel eine Poffertjes-Pfanne.

Bei den wenigsten geht es um die ganze Wohnung, sie wollen Ordnung im Kleiderschrank oder im Keller

Manchmal ist es nur eine unordentliche Schublade, manchmal ein ganzes Zimmer, in dem Ordnung geschaffen werden muss. (c) IMAGO/ Dreamstime
Manchmal ist es nur eine unordentliche Schublade, manchmal ein ganzes Zimmer, in dem Ordnung geschaffen werden muss.

Es hilft vielen, wenn sie die Sachen verschenken oder in Sozialkaufhäuser geben und sich vorstellen, dass andere Menschen sich darüber freuen. „Dann sind die Leute glücklich und können sich leichter davon trennen“, sagt Bresges.
Aber nicht nur für einen selbst wird das Leben leichter, wenn man aufräumt. Auch Angehörige entlastet man damit. Ältere Menschen können mit weniger ihren Alltag besser bewältigen. „Wenn Menschen in ein Pflegeheim müssen und die Kinder wissen schon, was die Lieblingsstücke sind, kann man das Zimmer viel besser einrichten“, sagt Bresges.
Auch für häusliche Pflegekräfte ist ein aufgeräumtes und schönes Zimmer angenehmer. „Wer sich wohl fühlt, pflegt besser.“  Wobei es in Bresges’ Beratungspraxis bei den wenigsten um die ganze Wohnung geht. Es gibt Menschen, die haben nur mit ihrem Kleiderschrank ein Problem oder mit der Küche.
Andere schaffen es nicht, Struktur in ihre Papiere zu bringen. Egal, worum es geht, immer beginnt es damit, sich von Überflüssigem zu trennen und das Wichtige systematisch zu strukturieren.
Das bringt Ilka Bresges auch den Teilnehmenden ihrer Kurse bei, die sie themenspezifisch im Katholischen Forum für Erwachsenen- und Familienbildung in Mönchengladbach und den Volkshochschulen Mönchengladbach, Korschenbroich, Viersen und Grevenbroich gibt.

DIE KURSE

Katholisches Forum Bettrather Straße 22, 41061 Mönchengladbach: „Von der äußeren zur inneren Ordnung“  am Freitag, 31. Januar, und Freitag, 7. Februar, jeweils von 17 bis 19.15 Uhr;
„Alles geregelt – Ordnung im Alter“ am Freitag, 7. März, 15 bis 16.30 Uhr, Anmeldung: https://forum-mg-hs.de

Volkshochschule Viersen Industriering Ost, 47906 Kempen: „Ordnung im Kleiderschrank“ am Donnerstag, 10. März, 18 bis 19.30 Uhr;
„Ordnung im Papierkram“ am Donnerstag, 17. März, 18 bis 20.30 Uhr; „Ordnung im Alter“ am Donnerstag, 24. März, 18 bis 19.30 Uhr, Anmeldung unter https://www.kreis-viersen-vhs.de