Warten auf eine Entscheidung

Was wird aus der Krefelder Kirche St. Johann Baptist? Gemeinde und Vorstand sind uneinig

Fordert vom Bistum Aachen eine Entscheidung zur zukünftigen Nutzung: Jan Lange. (c) Dirk Jochmann
Fordert vom Bistum Aachen eine Entscheidung zur zukünftigen Nutzung: Jan Lange.
Datum:
9. März 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 10/2022 | Chrismie Fehrmann

Die Zeitungsredakteure schrieben 1894: „Der Stadtteil im Umkreise der Kirche bis zur Neusser Straße in Krefeld hin war reich mit Fahnen und Grün geschmückt, der Weg zur Kirche mit Tannenbäumchen besetzt.“ Der Anlass für den üppigen Straßenschmuck war die Konsekration, die Einweihung des neuen Gotteshauses. In nur zwei Jahren wurde St. Johann Baptist errichtet. In diesen Tagen befindet sich das Sakralgebäude auf dem Prüfstand, ist seine Zukunft ungewiss.

Die Kirche St. Johann Baptist ist die mit 1792 Quadratmetern größte in Krefeld und besitzt mit 97 Metern den höchsten Kirchturm im Bistum. Sie hat darüber hinaus noch andere besondere Eigenschaften: „Sie ist Zentrum einer so intakten und wachsenden Kirchengemeinde, wie es sie heute nur selten gibt, da die Kirchen im Regelfall eher leerer werden“, sagt Jan Lange, der unter anderem Vorsitzender des Gemeindeausschusses und Mitglied des GdG-Rates ist. „Wir wollen das Gotteshaus nicht aufgeben.“
Dagegen spricht Pfarrer Frank-Michael Mertens, der Leiter der GdG-Süd, zu der die Kirche gehört. Der Priester – auch von Maria Frieden – würde eine baldige Entscheidung des Bistums über die Zukunft des Gotteshauses sehr begrüßen.

Denn: „In diesen Tagen beschäftigt sich bereits der dritte Bischof mit dem Thema. Wir, der Kirchenvorstand der Pfarrei Maria Frieden, haben die Entwidmung 2016 beschlossen. Der Antrag steht, die Kirche nicht mehr als Gotteshaus zu nutzen. Der Kirchenvorstand hat keine andere Meinung als damals. Nun warten wir auf die Antwort des Generalvikars mit der Un-terschrift des Bischofs von Aachen. Wir möchten nicht weitere sechs Jahre warten.“
Letzterer müsse die Urkunde zur Profanierung unterschreiben, erklärt Mertens weiter. Dann müsse auch überlegt werden, um welchen Altar sich die Gemeinde um Pfarrer Schwarzmüller künftig zum Gottesdienst versammeln wird. Hinzu komme die Überlegung, wie die entwidmete Kirche dann genutzt wird.

Zur Vorgeschichte: Im Zuge des Kirchlichen Immobilien-Managements (KIM) wurde St. Johann Baptist auf „Rot“ gestellt. Das heißt, das Bistum fördert das Gotteshaus seitdem nicht mehr. Da die „Gemeinschaft der Gemeinden“ (GdG) ein Drittel der Gebäudekosten fürs Bistum reduzieren musste, hatte sie St. Johann Baptist zur Einsparung und Entwidmung vorgeschlagen. Bisher ist nichts passiert, außer dass sich die Gemeinde weiterentwickelt hat. Es geht jetzt um nichts weniger als die Zukunft des Gotteshauses – vor allem auch ums Geld. 

Brief des Aachener Generalvikars brachte neue Bewegung in die Diskussion

St. Johann Baptist, die größte Kirche Krefelds, steht vor einer ungewissen Zukunft. (c) Dirk Jochmann
St. Johann Baptist, die größte Kirche Krefelds, steht vor einer ungewissen Zukunft.

Initialzündung für das nun aktuell gewordene Problem war ein Brief des Generalvikars des Bistums, Andreas Frick. Darin fordert er von mehreren Personen Stellungnahmen über den Fortbestand der Kirche. Lange: „Es gibt drei Alternativen: Verkauf oder Umnutzung des Kirchengebäudes über einen Investor, eine mittelfristige weitere Nutzung durch die Gemeinde St. Johann Baptist und neue Überlegungen nach zehn Jahren oder eine langfristige Entwicklung der Kirche als zentraler Kirchort und geistiges Zentrum für die Stadt und die Region.“

Die beiden letzten Vorschläge hält Lange für die besten. Er erläutert die Gründe: „Hier lebt die Zukunft“, sagt er kämpferisch. „Unsere Wochentagsmessen mit Pfarrer Joachim Schwarzmüller besuchen 40 bis 60 Gläubige. Sonntags kommen 130 Menschen aus der gesamten Region, Tendenz steigend. Unsere Kirche ist immer offen, der Leib Christi in der Monstranz stets sichtbar.“ Trotz Corona sei die Gemeinde gewachsen; die Leute hingen an der Kirche. „Wir haben darüber hinaus eine Jugendgebetsgruppe und kümmern uns um rund 40 Bedürftige, die gerne die Andacht besuchen und ihr tägliches Brot bei uns bekommen.“

Lange bemängelt, dass die finanziellen Berechnungen für das neogotische Gotteshaus mit den mittelalterlichen Figuren und Altären nicht stimmten. „Wir hören vom Kirchenvorstand der Pfarrei Maria Frieden stets, dass kein Geld für eine Sanierung vorhanden sei und diese Sanierung des Gebäudes mehr als zwei bis drei Millionen koste. Wir haben eine Bausachverständige zu Rate gezogen, die – auch nach Drohnensichtung – einen Betrag von rund 300000 Euro berechnet. Ebenso können die Reparaturen sukzessive ausgeführt werden. Dies erhöht auch die Realisierbarkeit der Finanzierung.“

Was erleichternd hinzu komme, sei, sagt Lange, dass der Förderverein über nicht geringe Mittel verfüge und die Spendenbereitschaft in der Gemeinde im sechsstelligen Bereich liege. „Außerdem haben wir bei der Fusionierung der Pfarrei 350000 Euro eingebracht.“
Er bemängelt auch, dass Vorgaben des Bistums, die Reparaturen von Heizung und die Glocken-Sicherheit betreffend, nie umgesetzt wurden. Dass die Kirche seit einigen Jahren eingezäunt sei, kann der 22-Jährige auch nicht verstehen. „Damals ging es dem Kirchenvorstand darum, dass die unterschiedlich hohen Bodenplatten Stolperfallen seien. Die haben wir als Ehrenamtler in Eigenleistung beseitigt. Der Zaun blieb.“

Sollte Bischof Helmut Dieser gegen die Profanierung entscheiden, dann liefe alles so weiter, sagt Mertens. „Über wie viel Geld der Förderverein von St. Johann Baptist verfügt, weiß ich nicht.“