Von Netzwerk bis Seelsorge

Zehn Jahre besteht das Ambulante Hospiz- und Palliativzentrum im Sophienhof in Niederzier

Ein starkes Team steht für die Menschen im Ambulanten Hospiz- und Palliativzentrum des „Sophienhofs“ zur Verfügung. (c) Sophienhof
Ein starkes Team steht für die Menschen im Ambulanten Hospiz- und Palliativzentrum des „Sophienhofs“ zur Verfügung.
Datum:
12. Nov. 2019
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 46/2019

Geradezu liebevoll wird die Wohnanlage „der Sophienhof“ genannt, die vor 22 Jahren in Niederzier für Senioren errichtet wurde.  Aber der Sophienhof ist noch mehr: 2009 kam das Ambulante Hospiz- und Palliativzentrum (AHPZ) dazu, in dem hauptamtliche und ehrenamtliche Helfer aus verschiedenen Disziplinen zusammen Menschen unterstützen, die Schmerzen leiden oder sich in der letzten Lebensphase befinden. Mit Geschäftsführerin Gerlinde Kremers blickt KiZ-Autorin Dorothée Schenk aus zehn verschiedenen Blickwinkeln in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Sophienhofs.

Die wichtigsten Ereignisse … 

Ganz klar gehört dazu nach Ansicht von Gerlinde Kremers die Erweiterung der bestehenden Angebote der Wohnanlage Sophienhof gGmbH um das Ambulante Hospiz- und Palliativzentrum – kurz AHPZ. Hierin sieht die Geschäftsführerin eine wichtige Ergänzung der bestehenden  Versorgungsstrukturen im Kreis Düren  im Bereich der palliativen Versorgung  für Hausärzte, Fachärzte, ambulante  Pflegedienste und stationäre Pflegeeinrichtungen. Weiterhin wichtig ist die Verankerung des AHPZ-Angebots in den bestehenden Strukturen.

 

Die schönsten Momente … 

„Die schönsten Momente sind die, wenn es uns als multiprofessionelles Team gelingt, den uns anvertrauten Menschen die Angst vor dem Sterben zu nehmen, und die vielen Momente, die im Kontext der intensiven Begegnung und Betreuung mit Patienten und Angehörigen in der jeweiligen Lebenssituation stehen“, sagt Gerlinde Kremers. Kernkompetenzen für die Arbeit  Wer als Haupt- oder Ehrenamtler im AHPZ tätig sein möchte, muss natürlich zuallererst eine hohe Fachlichkeit und Qualifizierung mitbringen. Außerdem ist unabdingbar, sich der Auseinandersetzung mit der eigenen Endlichkeit zu stellen. Neben den medizinischen, pflegerischen Fähigkeiten gilt es, den ganzheitlichen Blick auf den Patienten und seine Angehörigen in den Fokus zu stellen. Die Arbeit setzt eine hohe Fähigkeit zur Empathie und hohe soziale Kompetenzen voraus. „Es ist ein Spagat zwischen Nähe und Distanz“, bringt es Gerlinde Kremers auf den Punkt. Selbstverständlich müssen die Mitarbeitenden auch teamfähig sein; ebenso ist eine psychische Stabilität Grundvoraussetzung.

 

Der „Zehnt“ 

Die Frage nach der Finanzierung ist ganz nüchtern zu beantworten: „Sie geschieht ausschließlich über die Krankenversicherung der Patienten (SGB-V-Leistung). Leistungen der Pflegeversicherung (SGB XI) bleiben davon unberührt.“

 

Zehn – biblische Zahl der menschlichen Verantwortung 

Wer nach der „Verantwortung“ fragt, wird gleich auf der Internetseite der Anlage fündig, in der 400 alte und kranke Menschen zu Hause sind. Da steht zu lesen: Grundlage des Handelns ist das Leitbild auf der Basis einer christlichen Glaubensüberzeugung. Darüber hinaus ist der Leitgedanke, „die Wünsche und Bedürfnisse der uns anvertrauten Menschen in ihrer Individualität zu erkennen, anzunehmen und ein würdevolles Sterben in ihrer gewohnten Umgebung zu ermöglichen“, formuliert es Geschäftsführerin Gerlinde Kremers.

 

Die wichtigsten Menschen …

Da möchte Gerlinde Kremers niemanden ausschließen: „Alle beteiligten Menschen von Beginn an bis heute, im Besonderen unser Stifterehepaar Sophie und Viktor Schroeder, die mit ihrem hohen sozialen und finanziellen Engagement die Entstehung des AHPZ ermöglicht haben“, sieht sie als die wichtigsten an. Was ist unerlässlich, damit das AHPZ  „funktioniert“?  An erster Stelle stehen die Kompetenz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich auf ein funktionierendes Netzwerk stützen können, und das Zusammenwirken aller Beteiligten. Ein wichtiger Baustein ist die „Unterstützung“ in den unterschiedlichen Beziehungen. Da sind einerseits die Unterstützung und Begleitung der Angehörigen und die Unterstützung des Teams durch Angehörige andererseits sowie die Unterstützung der Pflegekräfte unter anderem durch Leitung und Supervision. Dieses Zusammenspiel und eine medizinische und pflegerische Versorgung auf höchstem Niveau gehören nach Aussage der Geschäftsführung zur Funktionstüchtigkeit des komplexen Gebildes Ambulantes Hospiz- und Palliativzentrum.

 

Gründe, warum sich Menschen für das AHPZ entscheiden sollten …

An einer Hand abzählen kann Gerlinde Kremers die guten Gründe fürs AHPZ: Geboten werde eine ganzheitliche Betreuung und Begleitung durch ein professionelles Team, das den Wunsch für ein Leben und Sterben zu Hause ermöglicht und unterstützt. Rund um die Uhr ist hier ein Rückhalt geboten, der von Pflege und Ärzten gewährleistet wird. Zu der hospizlichen Begleitung kommt selbstverständlich die seelsorgerische Begleitung hinzu.

 

Die größten Veränderungen …

Auch am Sophienstift geht die Digitalisierung natürlich nicht vorbei. Als eine einschneidende Veränderung beschreibt die Geschäftsführerin die Umstellung auf ein EDV-gestütztes Dokumentationssystem. Eine Herausforderung ist auch personeller Art: Das Wachstum des Teams und die Erweiterung des Netzwerks um den Bereich der Seelsorge gehören zu den größten Veränderungen der vergangenen zehn Jahre. Strukturell ist ebenfalls der Wechsel des Hauptgesellschafters der Wohnanlage Sophienhof gGmbH zu nennen: Heute gehört sie zur Stiftung der Cellitinnen zur heiligen Maria.

 

Wünsche für die Zukunft …

Für diesen Punkt muss Gerlinde Kremers nicht lange überlegen: „Ich wünsche mir, immer genügend Mitarbeiter im Bereich der palliativen Pflegefachkräfte  und der Palliativärzte rekrutieren zu können.“

 

Der Festakt …

Das kleine Jubiläum feiert die Gemeinschaft des Ambulanten Hospiz- und Palliativzentrums am Mittwoch, 20. November, Am Weiherhof 23 in Niederzier, gemeinsam mit Freunden und Unterstützern.