Vom Loch, in das man fallen kann

Jugendinitiative „Prima Klima“ möchte eine Kirche, die sich auch politischen Fragen stellt

Richtungs- weisend: Louis Kampshoff als einer der Initiatoren erläutert vor Ort die Hintergründe. (c) Dorothée Schenk
Richtungs- weisend: Louis Kampshoff als einer der Initiatoren erläutert vor Ort die Hintergründe.
Datum:
15. Sept. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 38/2020 | Dorothée Schenk

Es geht um den Balken vor dem eigenen Auge, der die Sicht auf das Wesentliche versperrt. Es geht um Schuldzuweisung und Erkenntnisgewinn. Das Tagesevangelium Lk 6,39 bot eine gute Brücke, über die das Team „Prima Klima“ beim Aktionstag am Braunkohletagebau Inden mit anschließendem Gottesdienst und Gedankenaustausch mit Bischof Helmut Dieser mühelos gehen konnte.

Das Trio hat nicht nur den Gottesdienst organisiert, sondern auch mitgestaltet: Luis, Larissa und Daniel bei der Dialog-Predigt in St. Peter Merken. (c) Dorothée Schenk
Das Trio hat nicht nur den Gottesdienst organisiert, sondern auch mitgestaltet: Luis, Larissa und Daniel bei der Dialog-Predigt in St. Peter Merken.

Dialogisch und eindrücklich führten Luis Kampshoff, Larissa Räuchle und Daniel Schmitz vor Augen, wie die Frage um Umwelt und Nachhaltigkeit nicht nur eine Frage des Weltklimas ist, sondern auch eine Frage des sozialen Klimas, des gesellschaftlichen. Da kann man im übertragenen Sinne durchaus schon mal in „ein Loch“ fallen, das dem Tagebau nicht unähnlich ist.

Die drei stellten beim Jugendgottesdienst in St. Peter Merken eine Gesprächssituation innerhalb einer Familie nach, in der es vor allem um Verantwortung ging: „Heißt das jetzt, ich bin schuld?!“ Bei jedem Einzelnen beginnt die Verantwortung für die Zukunft, ist die Erkenntnis des Trios, das die Initiative „Klima Prima“ ins Leben gerufen hat.  Eine „Küchentischentscheidung“ nennt Luis schmunzelnd die Gründung und 
formuliert die Motivation: „Gesellschaft sollte nicht gegeneinander, sondern miteinander gehen und für Lösungen sorgen, die für alle gut sind.“ Warum das ein Thema für Kirche ist? Politischer, so wünschen sich die jungen Erwachsenen, sollte sich die Kirche einmischen, weil die Zerstörung des Klimas für alle Menschen von Relevanz sei.

Bischof Helmut Dieser sprach die Jugendlichen und Erwachsenen auf Augenhöhe an: „Es geht euch um eure Zukunft.“ Um eine für alle gute Entscheidung herbeizuführen, sei es notwendig, die Blickrichtung des Gegenübers einzunehmen, auf seine Seite zu wechseln, um ihn zu verstehen: die Angst der Menschen vor Ort, jener, die von Umsiedlung, und jener, die von Arbeitsplatzverlust bedroht sind; die Haltung der Menschen im Einsatz für ihre Umwelt und die der Unternehmer, deren Denken wirtschaftlich bestimmt ist. 
Aber auch kritisch äußerte sich der Aachener Bischof. In einem nachdrücklichen Appell an die Politik forderte er, das Kohleausstiegsgesetz noch einmal zu überprüfen. Das betreffe besonders drei Anliegen der Leitentscheidung des Landes Nordrhein-Westfalen: Der CO2-Ausstoß müsse rascher und stetiger vermindert werden. Der Umfang des Kohleabbaus müsse stärker begrenzt werden. „Und über die Zukunft der Erkelenzer Dörfer muss noch einmal mit den Menschen vor Ort gemeinsam beraten werden“, betonte Helmut Dieser.
Dass der Bischof sich für „Prima Klima“ Zeit nahm, freut die Initiatoren, die Unterstützung bei der Kirchlichen Jugendarbeit in den Regionen Düren und Eifel gefunden haben und gemeinsam den Aktionstag und Gottesdienst planten. Einmal grundsätzlich, aber auch, weil sie wissen: „Der Bischof ist für uns medienwirksam, wir haben dadurch eine Stimme.“ Sie ist gehört worden an diesem Aktionstag. 

Gesucht werden weiter Ideen und Mitstreiter. Kontakt aufnehmen kann man über die Jugendreferentin Sabine Bischof unter Tel. 0 24 21/ 28 02 37 oder das Instagram-Profil prima.klima.official.