Vom Leben Lernender

Klaus Lucas ist einer der wenigen männlichen Hospizbegleiter

Hospiz_Nachricht (c) Andrea Thomas
Hospiz_Nachricht
Datum:
17. Jan. 2017
Von:
Andrea Thomas
Hospizbegleitung: ein „Kümmerjob“, der „nichts für Männer“ ist? Ein Irrtum, wie Klaus Lucas meint.
Hospiz (c) Andrea Thomas
Hospiz

Es gehe um das Interesse an Menschen, die Bereitschaft, sich auf jemand anderen in einer besonderen Lebenssituation einzulassen, von ihm zu lernen und ein Stück des Weges mit ihm zu gehen. Und das tue man ja als Mensch. 

Gefühlt nehme er aus einer Begleitung mehr mit, als er da lasse. „Es ist hochinteressant, was man dabei von den Menschen lernen kann an Lebenserfahrungen und über den Umgang mit der restlichen Lebenszeit“, sagt der Mittsiebziger. Mit 60 Jahren habe er aufgehört zu arbeiten und sich gefragt „Was machst du jetzt?“ Eine gute Bekannte, die in der Hospizarbeit tätig war, habe ihn überzeugt, einen Befähigungskurs zum Hospizbegleiter zu machen. Der packte Klaus Lucas, öffnete neue Perspektiven. „Der Kurs ist wichtig als Grundlage für die spätere Arbeit, gibt einem aber auch viel für einen selbst. Sie müssen sich mit dem eigenen Leben auseinandersetzen, wie es ist, wenn man krank ist und es zu Ende geht. In der Gruppe lernt man voneinander, schaut auf dieselben Dinge, aber aus verschiedenen Blickwinkeln“, beschreibt er seine Erfahrungen. Und man merke, dass Lebenserfahrung nicht alles sei, man bis zuletzt dazulernen könne.

 

Auch das Lachen gehört zum Leben – und das Sterben ist Leben

Seit 15 Jahren ist er ehrenamtlicher Hospizbegleiter, zunächst bei den Maltesern in Aachen, später dann eine Zeitlang beim Deutschen Roten Kreuz und seit einem Jahr beim ambulanten Hospizdienst der Aachener Caritasdienste (ACD) Region Aachen. „In jüngeren Jahren war es einfacher. Die Menschen, die ich begleitet habe, waren meist älter als ich. Heute ist es oft umgekehrt. Wenn ich jemand begleite, der im Alter meiner Kinder ist, dann hat das eine eigene Note.“ Nicht nur für ihn. Das mache doch etwas mit einem Menschen, wenn da ein fitter älterer Herr kommt, und er selbst ...

Etwa 60 Menschen hat er bereits auf dem letzten Stück Lebensweg begleitet, und jede Begleitung sei anders. „Chef im Ring ist immer der Kranke. Ich mache nur, was er möchte“, sagt Klaus Lucas. Das kann reden sein oder einfach nur da sein. Er erinnert sich an eine Situation, wo er anderthalb Stunde am Bett eines Herrn gesessen habe, der ihn anscheinend gar nicht wahrnahm. „Am Ende hat er sich bedankt, dass ich da war.“ Er selbst sei katholisch geprägt, aber die Religion des Kranken spiele ebenso wenig eine Rolle wie die familiären Verhältnisse. Sein Vorteil sei, keine Biografien zu kennen und Menschen und Situationen so anzunehmen, wie sie sich darstellten. Dazu gehöre es auch, zu lachen und Freude zu teilen. „Das ist Leben, und das Sterben ist Leben.“ Wichtig sei, entspannt und frei und ohne eigene Vorstellungen und Erwartungen zu einem Kranken zu gehen. „Es geht auch nicht darum, wann ich Zeit habe, sondern wann mich jemand braucht.“ Wer Hospizbegleitung mache, wolle gerne etwas von seiner Zeit und Gesundheit an andere verschenken, aber es dürfe nur ein Geschenk sein, das der andere auch wolle.

Im Februar startet ein Befähigungskurs des ambulanten Hospizdienstes der ACD – Region Aachen, Info: Stephanie Eßer, Tel. 02404/9877423