Sie bieten einen kleinen Überblick über die Entwicklung der Krankenpflege zur modernen Medizin, deren Anfänge oft in Klostergärten wurzeln.
Der Plan zeigt den großen Garten, der das Krankenhaus St. Maria Hilf Mönchengladbach einst umgab. Hier bauten die Franziskanerinnen das Gemüse und Obst an, aus denen die Mahlzeiten für die Ordensschwestern und die Patienten zubereitet wurden. Auch Heilkräuter gehörten in jeden Klostergarten, eine Tradition, die in Klöstern seit dem 10. Jahrhundert gepflegt wurde. Denn die medizinische Versorgung der Kranken lag zwischen dem 10. und 13. Jahrhundert überwiegend in den Händen von Mönchen und Nonnen, die Heilkräuter sammelten und anbauten, sie anwendeten und ihre Wirkung erforschten. Auch in den Klöstern im Bistum Aachen gehörten die Gärten mit Heilkräutern selbstverständlich dazu. Im ehemaligen Kreuzherrenkloster Haus Hohenbusch bei Erkelenz erinnert ein moderner Kräutergarten an diese Anfänge in der Medizin. Bis 1891 die ersten Ärzte eingestellt wurden, versorgten in Mönchengladbach vor allem Ordensschwestern die Kranken. 1930 wurde eine eigene Apotheke mit Laboratorium und Kräuterkammer eingerichtet.
Mit der kleinen Dauerausstellung, die eigentlich die Geschichte der Kliniken Maria Hilf in Mönchengladbach dokumentiert, wird auch erzählt, wie sich die Krankenpflege von einer kirchlichen und karitativen Aufgabe zu einer gesellschaftlichen entwickelt hat. Prägten noch vor 40 Jahren Schwestern im schwarzen Habit das Bild in der Klinik, sieht man nur noch wenige Vertreterinnen der Franziskanerinnen in der Klinik. Ihre Aufgaben liegen nicht mehr in der Pflege, sie geben Besuchern und Patienten in den weitläufigen Gängen Orientierung, hören zu und haben für jeden ein freundliches Wort.
Die Wurzeln der Kliniken Maria Hilf reichen bis in das Jahr 1854, als zwei Franziskanerinnen aus den Niederlanden nach Mönchengladbach kamen, um das katholische Waisenhaus zu übernehmen. Zwei Jahre später kümmerten sich die Ordensschwestern auch um die Krankenpflege bedürftiger Menschen. Aus diesem Engagement entstand 1860 das Krankenhaus Maria Hilf, nach dem die Kliniken Maria Hilf benannt sind. 1875 geben die Schwestern das Waisenhaus auf und konzentrieren sich auf die Krankenpflege.
Nicht nur die Franziskanerinnen in Mönchengladbach begründen mit ihrem Engagement im Bistum Aachen ein Krankenhaus. Heute gibt es im Bistum noch 21 Krankenhäuser, die von Klöstern, Geistlichen oder Ordensschwestern und
-brüdern gegründet wurden. Mit der Klostermedizin der Anfänge hat das Geschehen an den Krankenbetten, in den Behandlungszimmern und Operationssälen nur noch das Ziel gemeinsam: den Kranken zu heilen oder zumindest seine Lebensqualität zu verbessern.Dabei sind viele Standards von heute Errungenschaften, die noch relativ jung sind. Erst 1876 gelang es Robert Koch, die Entstehung einer Krankheit durch einen Erreger lückenlos zu dokumentieren. Sechs Jahre später entdeckte er den Erreger der Tuberkulose. Die Patienten, die die blaue „Taschenflasche für Hustende“ um 1904 zum ersten Mal nutzten, hatten noch keine Hoffnung auf Impfung. Erste Erfolge mit Impfstoffen feierte man 1906. Bis aber eine wirksame Therapie mit An-tibiotika möglich wurde, sollten noch 37 Jahre vergehen.
Auch gestrickte Verbände, wie sie in den 1950er Jahren im Klinikalltag benutzt wurden, sind heute nicht mehr denkbar. Das Bewusstsein, dass in der Klinik Hygiene Krankheiten vorbeugt, ist noch nicht so alt. In den Operationssälen von Lehrkrankenhäusern der Universitäten waren Operationen vor Studenten, die in ihrer Straßenkleidung dem Chirurgen bei der Arbeit zusahen, noch Ende des 19. Jahrhunderts üblich. Zwar hat Ignaz Semmelweis schon 1848 in Wien erkannt, dass die Desinfektion der Übertragung von Erregern vorbeugt. Aber in Ärztekreisen wurden seine Erkenntnisse nicht ernst genommen. Heute findet sich an nahezu jeder Tür in den Kliniken ein Spender mit Desinfektionmittel. Mit der „Aktion saubere Hände“ wird seit 2008 die Notwendigkeit ihrer Nutzung immer wieder in das Bewusstsein von Krankenhauspersonal und Besuchern gebracht.
Manche Instrumente in den Vitrinen der Ausstellung muten an wie Folterinstrumente. Die Narkosemaske und die daneben stehende Chloroformtropfflasche, die 1910 in Gebrauch waren, würde man heute nur noch in einem Horrorfilm einsetzen. Dass Chirurgen einmal minimalinvasiv operieren würden, konnten damals die Ärzte im Maria Hilf Mönchengladbach nicht ahnen.