Volle Stadt, gute Stimmung

Mit der Verschließungsfeier und einem Abend mit Öcher Platt endete die Aachener Heiligtumsfahrt

Die vier Heiligtümer sind bereits wieder in ihre Seidentücher verpackt worden. (c) Domkapitel Aachen/Andreas Steindl
Die vier Heiligtümer sind bereits wieder in ihre Seidentücher verpackt worden.
Datum:
21. Juni 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 25/2023 | Kathrin Albrecht

Nun liegen sie wieder in ihrem Schrein, die vier Heiligtümer, um die sich in den vergangenen zehn Tagen alles drehte. Um 19.29 Uhr waren die letzten Schrauben am Marienschrein festgedreht, die Heiligtumsfahrt 2023 ging damit offiziell zu Ende. 

„Die ganze Stadt war gelöster, lockerer, und die Herzen der Menschen, nicht nur äußerlich die Haut, waren viel sonniger als sonst“, sagte Bischof Helmut Dieser in seiner Predigt, in der er Bezug nahm auf einen Chanson des Sängers Reinhard Mey, „Ende der Hochsaison“. Rückblickend auf die Heiligtumsfahrt fügte er hinzu: „Ja, wir haben die Aachener Heiligtumsfahrt genossen wie eine Hochsaison, die wir lieben.“

Die Verschließungsfeier wurde als Dankgottesdienst mit einer Eucharistiefeier begangen, musikalisch gestaltet vom Mädchenchor am Aachener Dom und Domorganist Michael Hoppe. Auch auf dem Katschhof hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, die Kommunion zu empfangen. Wie bei der Erhebungsfeier folgte auch die Verschließung einem offiziellen Protokoll, das Aachens Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen zum Schluss verlas. Es wurde geprüft, dass die Heiligtümer wieder ordnungsgemäß verpackt und versiegelt waren, bevor sie von Birgitta Falk, Leiterin der Aachener Domschatzkammer, wieder im Schrein platziert wurden. Zum ersten Mal in der über 700-jährigen Geschichte der Heiligtumsfahrt war es eine Frau, die die vier Tuchreliquien aus dem Marienschrein entnahm und wieder zurücklegte.

Dann brachten die Goldschmiede Thomas Zintzen und Georg Comouth die innere Verkleidung des Schreins und das Schloss an. Es ist eine Stiftung des emeritierten Aachener Bischofs Heinrich Mussinghoff. Ein Regenbogen symbolisiert die Vielfalt der Kulturen und Religionen. Es ist mit Smaragden aus Kolumbien besetzt, die die kolumbianischen Bischöfe als Zeichen der Freundschaft gestiftet hatten. Bischof Helmut Dieser verabschiedete in diesem Zusammenhang Bischof Omar Alberto Sánchez Cubillos OP, stellvertretender Vorsitzender der Kolumbianischen Bischofskonferenz für seinen Besuch und versprach einen Gegenbesuch.

Noch einmal fast voll war der Katschhof zur Verschließungsfeier der Heiligtumsfahrt. (c) Kathrin Albrecht
Noch einmal fast voll war der Katschhof zur Verschließungsfeier der Heiligtumsfahrt.

Das Schloss wurde mit Blei versiegelt und der Schlüssel in zwei Teile zersägt. Ein Teil wird vom Rat der Stadt aufbewahrt, der andere Teil vom Domkapitel, wo er in einer Ausstellung mit den Resten der übrigen Schlösser des Schreins zu sehen ist. Am Morgen hatte es im Dom schon eine kleine Verschließungsfeier gegeben. 200 Schülerinnen und Schüler der Bischöflichen Schulen hatten ihre Wünsche für die Zukunft in einer Schatzkiste deponiert, die zur kommenden Heiligtumsfahrt wieder geöffnet werden soll.

Zum Abschluss wurde es noch einmal voll: Im Dom und auf dem Katschhof wohnten insgesamt 2500 Menschen der Verschließungsfeier bei. Dass sich auch der Katschhof noch einmal fast füllen würde, hatte selbst Pfarrer Christoph Stender, der die Feier auf dem Katschhof kommentierte, überrascht. 110000 Menschen besuchten die Domstadt, um die Heiligtümer zu sehen. Damit wurde die Besucherzahl von 2014 noch übertroffen. Für Pfarrer Stender ein Zeichen, „dass die Heiligtumsfahrt immer noch viele Menschen bewegt.“

Fast nahtlos ging die geistliche Feier in den Abschiedsabend über, organisiert von Markus Krings (Aachener Domchor und Capella a Capella) und moderiert von Bernd Büttgens. Es kamen noch einmal (fast) alle zu Wort, die während dieser zehn Tage eine Rolle gespielt haben. Dompropst Rolf-Peter Cremer freute sich über die Quantität, aber vor allem auch daüber, dass die Heiligtumsfahrt in guter Atmosphäre stattgefunden hat. OB Sibylle Keupen erlebte eine „volle Stadt, gute Stimmung und die Freude der Menschen, hierher zu kommen.“ In der aktuellen Zeit sei die Heiligtumsfahrt ein Angebot, einen Anker in stürmischen Zeiten zu finden. Nadine Braun organisierte mit 26 Jahren zum ersten Mal die Heiligtumsfahrt und bedankte sich bei allen Helferinnen und Helfern für die Unterstützung.

Luisa Kolkenbrock vom Mädchenchor am Aachener Dom erklärte noch einmal, wie der Chor eine unerwartete Medienaufmerksamkeit erlangte. Ein Teil des Chors wollte bei der Pilgermesse am Sonntag, die ursprünglich von Kardinal Rainer Maria Woelki zelebriert worden wäre, nicht singen, weil er nicht einverstanden war mit der Art der Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln und seiner Haltung. „Es ist wichtig, dass auch junge Menschen über so etwas sprechen, und dass es gut gelingt, trotz unterschiedlicher Meinungen eine Gruppe zu bleiben“, sagte sie und erhielt unterstützenden Applaus. Auch Moderator Büttgens fand, die Art, wie zwischen Chor und Bistum über das Thema gesprochen wurde habe Sympathien für die Kirche gebracht. Musikalisch gestalteten die Gruppen „Capella a Capella“ und „Titze Lejjenad“ den Abend mit Öcher Liedern, die Volksbühne Erholungsgesellschaft Eilendorf blickte humoristisch auf die Heiligtumsfahrt zurück.

Punkt 21.52 Uhr erklang „Wenn over Öche de Sonn ungerjeäht“ zum Sonnenuntergang. Der Blumenschmuck konnte für 25 Euro je Kasten erstanden werden, es gab Bier und Sprudel zum Ausklang. Dann war wirklich Schluss – bis 2028. Als ehrenamtliche Helferin oder Helfer können sich Interessierte schon jetzt bewerben. 

So waren die Verschließungsfeier und der Abschlussabend

10 Bilder