Gleich zwei Angebote macht das Referat für Kirchenmusik im Bistum Aachen Laienmusikern: Im September beginnen eine Kantorenschulung und ein einjähriger Qualifizierungslehrgang „Christliche Popularmusik“. Diözesankirchenmusikdirektor Michael Hoppe erläutert die Hintergründe.
Für Kirchenmusiker gibt es regelmäßig Qualifizierungslehrgänge. An wen wenden sich die aktuellen Angebote?
In der Kantorenschulung wollen wir Gemeindemitglieder animieren, Vorsänger-Psalme mit zu übernehmen. Das müssen keine Chorleiter sein, das können einfach interessierte Sängerinnen und Sänger einer Gemeinde übernehmen. Das zweite Angebot ist ein Qualifizierungslehrgang für christliche Popularmusik, für den die Teilnehmer einen Eignungstest absolvieren müssen. Auf dem Klavier oder der Gitarre soll ein Gospel oder ein Popsong vorgespielt werden. Anhand dessen können wir sehen, was der Bewerber mitbringt. Das ist aber mit einem Musikhochschul-Vorspiel nicht zu vergleichen!
Warum jetzt? Gab es eine Initialzündung?
Der Kantorendienst als solcher ist bei uns im Bistum unterrepräsentiert. Wir Kirchenmusiker müssen uns da auch an die eigene Nase fassen – um solche Kräfte muss man sich kümmern. Mit den drei Workshop-Angeboten in Neersen, Kloster Steinfeld und Burtscheid wollen wir den Kantorendienst aufwerten und wieder in den Fokus rücken. Wir überlegen im Nachklang, wenn sich Leute interessieren und den Dienst regelmäßig übernehmen wollen, einen Anreiz zu schaffen, etwa durch Gesangsunterricht in bestimmten Abständen. Damit sie auch das Gefühl haben, dass sie betreut sind, an die Hand genommen und qualifiziert werden.
… und die Popularmusik?
Anfang diesen Jahres haben wir einen Workshop gemacht zu Popularmusik in Kirche mit unterschiedlichen Angeboten wie Beschallung, Literatur, Arrangement, Pop-Piano. Daraus ist die Idee zum Qualifizierungslehrgang entstanden. Zwei- wöchentlich wird es Einzelunterricht im Hauptfach Gitarre oder Klavier und auch zweiwöchentlich Gesangsunterricht in Aachen geben. Dazu kommen fünf Blockseminare mit den Bereichen, wie sie im Workshop vorkamen, und – es werden sich nicht nur Bewerber melden, die jeden Sonntag in die Kirche gehen – ein Crash-Kurs zu liturgischen Abläufen. Am Ende des Jahres gibt es eine kleine Prüfung. Die Teilnehmer werden ein neues geistliches Lied oder einen Gospel selbst arrangieren und vortragen.
Stellen Sie durch Ihre Angebote eine Belebung der Kirchenmusik in den Gemeinden fest?
Sie können es nicht an den Teilnehmerzahlen sehen. Was wir feststellen können, ist, dass die Teilnehmer hochmotiviert in die Gemeinden zurückgehen. Sie sagen: „Das war ein tolles Event!“ Und der zweite Satz ist oft: „Wann macht Ihr das nochmal?“ Das erlebe ich sowohl bei den Kinderchortagen, bei den Jugendchor- und Kirchenchortagen. Wir sind natürlich auch Spiegelbild der Gesellschaft, da spielt Kirche immer weniger eine Rolle. Aber wenn man sieht, wie viele Menschen wir über Kirchenmusik immer noch erreichen, sind das immens viele. Ich verstehe die Chortage als Motivationsschub und als Dankeschön für die, die tätig sind. Den gesellschaftlichen Trend, dass Kirche immer weniger Bedeutung hat, werden wir damit nicht stoppen können.
Autor Erik Flügge meint: „Kirchliche Musik muss immer klingen wie die Charts.“ Ist das ein Ansatz ?
Es ist viel differenzierter. Die eine Musik gibt es nicht – weder in der Kirche noch in der Gesellschaft. Mein Credo in der Kirchenmusik ist: Wir müssen uns vielseitig aufstellen. Wichtig ist, dass wir Qualität anbieten. Wir müssen nicht gleich auf jeden Karren aufspringen und uns anbiedern. Vor anderthalb Jahren beispielsweise war ein großes Thema, dass das Bistum Essen Popkantoren eingestellt hat. Mittlerweile habe ich sie bei einem Multiplikatorentreffen in Nordrhein-Westfalen gehört. Das war musikalisch auf ganz hohem Niveau, aber die große Offenbarung war das nicht. Es hat mir gezeigt, dass wir mit Vielseitigkeit, Qualifizierungsangeboten und Betreuung eigentlich ganz gut fahren.
Das Gespräch führte Dorothée Schenk.
Mehr Infos unter http://kirchenmusik-im-bistum-aachen.de