Kommunionunterricht? Melanie Thelen rollt mit den Augen. Dann muss sie lachen. „Früher hieß das so, stimmt. Wir machen aber keinen Frontalunterricht“, sagt die Gemeindereferentin der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) St. Lukas, die in Kooperation mit Kolleginnen ein neues Konzept für die Erstkommunion-Vorbereitung für die Region Düren entwickelt hat.
Die Vorbereitungswege werden insgesamt an vielen Orten flexibler und vielfältiger, die wöchentlichen, festen Gruppenstunden, die vermutlich zur Entstehung des Wortes „Kommunionunterricht“ beigetragen haben, gibt es zwar zum Teil immer noch, aber hinzu gekommen sind ganz neue, flexible und eher projektbezogene und auch spielerische Angebote, bei denen es nicht ums „Auswendiglernen“ von Inhalten geht, sondern um das Erfahren, Begreifen und Ausprobieren.
„Wir möchten, dass die Kinder Spaß und Freude dabei haben, Glaubensthemen zu entdecken, und wir versuchen, über Emotionen einen Zugang zu wecken. Pflicht und Muss sind bei uns gestrichen“, sagt Melanie Thelen. Im Vordergrund der Kommunionvorbereitung steht die Einladung, am Glaubens- und Gemeindeleben teilzunehmen und teilzuhaben. Denn die Verankerung des Glaubens im Alltag ist alles andere als selbstverständlich. „Wenn wir bei uns auf die Schulen schauen, ist nur rund ein Viertel der Kinder katholisch getauft“, sagt Melanie Thelen. Getauft sein heiße aber nicht, dass Kinder auch religiös erzogen oder kirchlich sozialisiert wurden. Die nüchterne aber nicht ernüchternde Bilanz der Gemeindereferentin: „Regelmäßige Gottesdienstbesuche finden so gut wie gar nicht mehr statt, die Rituale im Jahreskreis werden nur noch von wenigen Familien gelebt und dieses Wissen geht verloren.“
Doch Melanie Thelen und ihre Kolleginnen und Kollegen sowie alle ehrenamtlich Tätigen wollen weder mit Klemmbrett an der Kirchentür stehen und während der Kommunionvorbereitung Anwesenheitslisten führen, noch den Kopf in den Sand stecken. „Unsere Haltung gegenüber allen Familien, die ihre Kinder anmelden, ist Wertschätzung. Jeder wird mit dem, was er mitbringt, willkommen geheißen“, betont sie. Denn, Hand aufs Herz, es sei für viele Familien ohnehin schon schwer genug, allen Aufgaben und terminlichen Verpflichtungen nachkommen zu können. Anders als noch vor 40 Jahren gehen beide Elternteile arbeiten, die Arbeitsverdichtung hat massiv zugenommen, ganz oft seien Eltern „Einzelkämpfer“ und auch die Großeltern, die eine entscheidende Rolle in der Vermittlung des Glaubens gespielt haben, sind nicht mehr in allen (Patchwork-)Familien als wichtige Ressource der Unterstützung greifbar. Zeit ist die knappste aller Ressourcen geworden. Umso schöner also, wenn sich Menschen Zeit für die Erstkommunion-Vorbereitung nehmen.
Das Konzept möchte all diesen Herausforderungen und Bedürfnissen gerecht werden – und zudem noch die Unterschiede zwischen „Stadt“ und „Land“ nicht aus dem Blick lassen. Nach einem kurzen, für alle gleichen Vorbereitungsteil, der mit einem Gottesdienst für alle Familien nach den Herbstferien startete, konnten sich die Familien für unterschiedliche Wege der Vorbereitung entscheiden: Unter Anleitung und mit zur Verfügung gestelltem Material werden die Kinder zuhause in Eigenverantwortung vorbereitet, angeboten werden aber auch vier Familientage, vier digitale Vorbereitungen per Videokonferenz (ein Konzept, das zur Corona-Zeit entstand und sich bewährt hat) und Gruppentreffen – dort, wo es örtlich möglich ist. Darüber hinaus gibt es zusätzliche Angebote wie Ausflüge und Veranstaltungen für Eltern und Kinder.
„Ich wurde getauft und gehöre einer Gemeinschaft an. Ich lebe diesen Glauben. Aber die Gemeinschaft der Gläubigen ist ein wenig verlorengegangen“, sagt Melanie Thelen, die überzeugt ist, dass es in jedem Kind, in jeder Familie ein Fünkchen Gott gibt. Es ist ihr wichtig, dass sich jeder auch mit eigenen Ideen einbringen kann. „Wenn wir mit Eltern und Kinder zusammen etwas machen, merken wir oft, dass es auch für viele Eltern eine Erstkatechese ist“, berichtet Melanie Thelen. „Ich sehe die Menschen auf einem lebenslangen Glaubensweg. Die Erstkommunion-Vorbereitung ist nur ein kleiner Teil davon. Wenn wir uns auf diesem Weg einbringen, können wir Impulse für das weitere Leben geben.“