Die Vorbereitungen zur Heiligtumsfahrt in Mönchengladbach laufen auf Hochtouren. Vom 28. Mai bis 4. Juni wird in der Münsterbasilika das Stück Tuch gezeigt, das ein Teil des Tischtuchs vom letzten Abendmahl sein soll. Die Heiligtumsfahrt mit dem Leitwort „Verwoben“ wird etwas bescheidener ausfallen als die von 2014.
Beim Blick auf das Programm fällt sofort auf, dass der Abschluss der Heiligtumsfahrt in Mönchengladbach 2023 nicht die Dimension erreicht wie 2014. Fand vor neun Jahren ein großer Gottesdienst unter freiem Himmel mit einem Chor, der aus mehreren Chören zusammengestellt war, und hunderten Gläubigen statt, wird es diesmal eine vergleichsweise bescheidene Vesper werden. „Aber es wird auch sehr feierlich“, verspricht Charlotte Lorenz, Geschäftsführerin der Heiligtumsfahrt Mönchengladbach.
Die Vorbereitungskommission habe sich aus mehreren Gründen für eine kleinere Version der Heiligtumsfahrt entschieden. Zum einen erschien es dem Team in Zeiten des Krieges in Europa und nach den Skandalen in der Kirche passender, die Heiligtumsfahrt in kleinerer Form zu begehen. Zum anderen gab es einen praktischen Grund: Der Platz, auf dem 2014 der große Gottesdienst unter freiem Himmel gefeiert worden war, gibt es so nicht mehr.
Trotzdem sollen so viele Menschen wie möglich an der Heiligtumsfahrt und ihrem besonderen Geist teilhaben. Dafür ist die Heiligtumsfahrt 2023 dezentraler ausgerichtet, und die evangelischen Geschwister sind in diesem Jahr nicht nur dabei, sondern aktiver Teil der Heiligtumsfahrt.
An acht Orten werden Veranstaltungen stattfinden. Unter dem Motto „Verwoben“ gibt es neben der Gottesdienste auch Ausstellungen, Konzerte, Lesungen und bunte Kulturprogramme. „Wir haben versucht, konzentriert das Leben in der Stadt aufzugreifen und hinzuhören“, sagt Lorenz. Das zeigt sich zum Beispiel in dem Podiumsgespräch „MenschenGladbach“, das der Schauspieler und Stadionsprecher Torsten Knippertz moderiert. Hier werden Menschen, die sich in vielfältiger Weise in der Stadt engagieren, von ihrer Arbeit und ihren Gründen erzählen. Auf Spurensuche begeben sich die Teilnehmenden der Straßenexerzitien. Am Samstag, 27. Mai, geht es um 9.30 Uhr los. Die Teilnehmenden gehen in Mönchengladbach auf den ganz normalen Straßen und Plätzen auf Entdeckungsreise: ohne Plan, ohne Geld, ohne Ziel – aber offen für Begegnungen. Die gemachten Erfahrungen werden anschließend geteilt.
2014 hatten die evangelischen Geschwister zum ersten Mal einen aktiven Part. Zur Eröffnung saßen ihre Vertreter mit im Chorraum. Zu Gottesdiensten in der evangelischen Hauptkirche kamen die Katholiken, und so mancher nahm auch am Abendmahl teil. Zum Abschluss schenkten die Protestanten den Katholiken ein Altartuch, das seither bei vielen feierlichen Anlässen in den Gemeinden aufgelegt wird.
Bei den ersten Heiligtumsfahrten nach dem Zweiten Weltkrieg war daran noch nicht zu denken. Traditionell waren Katholiken und Protestanten streng getrennt: Es gab konfessionelle Schulen, getrennte Gottesdienste, und in den städtischen Schulen war zumindest der Religionsunterricht getrennt. Selbst Stadtteile waren entweder katholisch oder protestantisch. Die Straßen wurden wie Grenzen angesehen.
Wenn man Bilder aus diesen Zeiten sieht, erscheint die heutige Heiligtumsfahrt sehr klein. Damals waren die Straßen von Menschen gesäumt, große Prozessionen mit dem goldenen Schrein und der Büste des Hl. Vitus führten durch die Stadt. Heute beteiligen sich viele Gemeinden mit eigenen Aktionen in ihren Stadtteilen.
Bischof Helmut Dieser wird zum Ökumenischen Friedensgebet (31. Mai, 18 Uhr), zum Kinderchortag des Bistums (3. Juni, 10 Uhr) und zum Abschluss der Heiligtumsfahrt am 4. Juni, 16 Uhr, erwartet.