Verbund, der trägt

Was die Arbeit von „Pro Arbeit“ ausmacht, besonders in der Pandemie

Eine Stärke von Pro Arbeit ist die gegenseitige Unterstützung und der Erfahrungsaustausch der ganz unterschiedlich aufgestellten Träger. (c) www.pixabay.com
Eine Stärke von Pro Arbeit ist die gegenseitige Unterstützung und der Erfahrungsaustausch der ganz unterschiedlich aufgestellten Träger.
Datum:
8. Juni 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 23/2021 | Andrea Thomas

Pro Arbeit, Dachverband der Träger für Bildung, Qualifizierung und Beschäftigung in der Städteregion Aachen hat eine neue Vorstandsspitze: Christina Hermann und Leonhard Höfert. Beide schätzen die gute Vernetzung und die Solidarität der Träger untereinander sowie mit den Menschen, die dort tätig sind. Etwas, das gerade in den Monaten der Coronapandemie noch einmal an Bedeutung gewonnen hat.

Von links:  Leonhard Höfert, Christina Hermann, Alois Poquett und Kathrin Sachsen. (c) Andrea Thomas
Von links: Leonhard Höfert, Christina Hermann, Alois Poquett und Kathrin Sachsen.

Leonhard Höfert vom Sozialwerk Aachener Christen tritt als erster Vorsitzender  die Nachfolge von Alois Poquett von der Wabe an. Christina Hermann, Mitarbeiterin im Nell-Breuning-Haus in Herzogenrath, hat den zweiten Vorsitz übernommen. Beide vertreten ihre Träger bereits seit vielen Jahren im Verein Pro Arbeit, kennen und schätzen die hier geleistete Arbeit und bringen selbst ein ganzes Paket an Praxiserfahrungen in ihre neue Aufgabe mit ein.

„Ich habe beim Sozialwerk fast alle Maßnahmen einmal durchlaufen, kenne alle Facetten der Arbeit, auch für die Arbeit von Pro Arbeit, die die Träger abdecken“, erklärt der neue Vorsitzende. Begonnen hat Leonhard Höfert seinen Berufsweg im Bergbau, ehe der Sozialpädagoge zur Arbeit im Sozialen und zum Sozialwerk fand, wo er aktuell für den Bereich Projektmanagement verantwortlich ist. Die praktische Erfahrung aus seiner Zeit beim Eschweiler Bergwerksverein habe ihm in den Werkstätten und den verschiedenen Projekten immer wieder geholfen, Menschen zu erreichen.

Wenn die Beschäftigten merkten, da versteht einer auch was von der Praxis, dann schaffe das Vertrauen. Das und eine gute Kenntnis der Strukturen und Netzwerke, für die Pro Arbeit steht, will er auch in die Vorstandsarbeit einbringen. „Ich fühle mich da sehr getragen. Über die Zusammenarbeit mit dem Bistum Aachen, mit beiden Kirchen und auch 
den Zusammenschluss der Träger in der Region.“

Christina Hermann ist neben ihrer Arbeit für das Nell-Breuning-Haus mit eigener Praxis in Aachen als Supervisorin tätig. „Eine gute Grundlage, es geht immer um Menschen“, sagt sie. Wie Menschen arbeiten, wie sie zusammen leben und wie beides sein soll, um menschenwürdig zu sein. Das sei auch die zentrale Frage von Pro Arbeit: „Wie können wir Menschen begleiten, wie sie unterstützen, mit ihrem Schicksal umzugehen, wie kann ich sie beteiligen, ihre Rechte in Anspruch zu nehmen.“ Als Träger seien sie Stimme der Menschen, die ihre Maßnahmen oder ihre Beratung in Anspruch nähmen, aber ihr Ziel sei es, „sie auch selbst zur Stimme zu machen“. Da sei Pro Arbeit als Zusammenschluss der unterschiedlichen Träger in der Region „hervorragend unterwegs“.

Dazu gehört für Christina Hermann ganz besonders auch die politische Arbeit. Sie erinnert an erfolgreiche Aktionen wie „Hartz IV im Landtag“, wo sie Politiker und langzeitarbeitslose Menschen in den direkten Austausch miteinander gebracht hätten. „Da wollen wir wieder hin, auch in Corona“, sagt sie mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl. „Pro Arbeit hat Macht“, unterstreicht auch Leonhard Höfert: als Vertreter der Träger, aber vor allem, weil sie Fachwissen mitbrächten, mit dem sie überzeugten. „Wir wissen, wie die Situation bei den Mitgliedern ist und können diese Expertise einbringen, zum Beispiel bei Gesprächen mit dem Job-Center.“ Wichtig sei, zu schauen, „wie wir den Menschen helfen, die uns anvertraut sind“.

 

Corona wirkt auch für die Arbeit der Träger in der BIldung, Qualifizierung und Beschäftigung wie ein Brennglas

Das sei in den vergangenen Monaten eine besondere Herausforderung gewesen und werde es bis zum Ende der Pandemie auch noch bleiben. „Corona ist ein Brennglas, das trifft auch auf die Träger zu. Menschen wurde ein Stück ,Heimat‘ genommen“, schildert der bisherige Vorsitzende Alois Poquett seine Wahrnehmung. Corona habe vieles, was ihr Kerngeschäft als Träger sei, sehr schwer gemacht, sagt Christina Hermann. „Alle unsere Mitarbeiter sind nah dran an den Menschen, darin sind wir gut.“ Die Distanz zwinge sie nun dazu, Zuspruch an vielen Stellen virtuell zu geben. Jeder Träger habe da seine Linie gefunden, berichtet Leonhard Höfert, auch mit Unterstützung von Pro Arbeit.

Der Dank des neuen Vorsitzenden-Duos gilt hier Kathrin Sachsen, die als Mitarbeiterin in der Geschäftsstelle „das Gesicht von Pro Arbeit“ und stets ansprechbar sei, und Alois Poquett. Der sei in der Corona-Zeit unermüdlich rundgefahren und habe die Träger bei Anträgen und Formularen zu Kurzarbeitergeld oder Überbrückungshilfen unterstützt. „Wir haben bei Pro Arbeit ganz unterschiedliche Träger, die Großen, die breit aufgestellt sind, aber auch solche die von Ehrenamtlichen getragen und geleitet sind“, sagt Kathrin Sachsen. Sich da gegenseitig zu unterstützen, sei in der Krise wichtiger denn je.

Manche habe die Pandemie härter getroffen als andere, besonders, wo durch die zeitweise Schließung Anlaufstellen und Einnahmen gefehlt hätten, aber bis jetzt sei noch keiner auf der Strecke geblieben, so die Pandemie-Zwischenbilanz. Das ist für Leonhard Höfert auch ein Verdienst der Kirchen und ihrer Unterstützung. Als Beispiele nennt er den Solidaritätsfonds des Bistums und den Wertschätzungsfonds im vergangenen Jahr, dessen Gelder über Pro Arbeit gezielt dahin verteilt werden konnten, wo sie besonders gebraucht wurden. Viele lernten darüber Kirche auch noch einmal von einer anderen Seite kennen. „Wir sind Kirche an den Randzonen“, betont Christina Hermann.

Viele staatliche Hilfen laufen im Juli aus. „Da müssen wir jetzt noch einmal schauen, wo die einzelnen Träger stehen, was wie weiterlaufen konnte und wo weiter Hilfen nötig sind“, fasst Leonhard Höfert zusammen. Corona fordere sie weiter. Doch auch hier zahle sich das gute Netzwerk von Pro Arbeit aus, ebenso wie die Erfahrungen und das Fachwissen, das hier gebündelt werde. Und, dass der Vorstand sich als Partner mit offenen Herzen für Träger und Menschen versteht.