Verantwortungsvoll feiern

Ökumenisches Experiment: Auto-Gottesdienst in Eschweiler führte Christen coronasicher zusammen

Eine ganz besondere Gottesdienstgemeinde: Menschen in Autos vor Bühne und Leinwand. (c) St. Peter und Paul Eschweiler
Eine ganz besondere Gottesdienstgemeinde: Menschen in Autos vor Bühne und Leinwand.
Datum:
27. Apr. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 18/2020 | Andrea Thomas

Gottesdienst zu feiern, erfordert derzeit die Bereitschaft, sich auch auf unkonventionelle Ideen einzulassen, von Priestern wie Gläubigen. In Eschweiler hatte am vergangenen Sonntag mit dem ersten ökumenischen Auto-Gottesdienst eine ganz neue Form Premiere. 

Pfarrer Michael Datené übertrug die Feier auch über einen Youtube-Kanal. (c) KiZ
Pfarrer Michael Datené übertrug die Feier auch über einen Youtube-Kanal.

Daran, alleine in einer leeren Kirche, dafür aber mit Tabletkamera zum Aufnehmen Gottesdienst zu feiern, hat sich Pfarrer Michael Datené, Leiter der Pfarrei  St. Peter und Paul Eschweiler-Stadtmitte, inzwischen notgedrungen gewöhnt. Nun von der Bühne auf eine Reihe Autos zu schauen, ist für ihn und seine Kollegen nochmal eine ganz neue Erfahrung. Aber eine sehr befriedigende, wie er hinterher erklärt: „Es ist schön, so noch einmal Kontakt zu den Menschen zu haben, wenn auch hinter Windschutzscheiben. Ich bin immer noch begeistert.“ Die Gläubigen in den vorderen Reihen hätten sie gut erkennen können, und auch ihre Reaktionen, ihr Mitsingen und -beten. Das sei fast schon wie sonst im Gottesdienst auch gewesen. Diese Erfahrung teilten mit ihm Pfarrer Hannokarl Weishaupt (Pfarrei Heilig Geist Eschweiler), Walter Wieser (Agape-Gemeinde), Pfarrer Thomas Richter (evangelische Dreieinigkeitskirche) und Pfarrer Florian Wintersohl (Freie evangelische Gemeinde). 

 

Liederzettel hinter Scheibenwischer

Entstanden ist die Idee zum ersten Eschweiler Auto-Gottesdienst über die gute Vernetzung der Stadtpfarrei mit anderen Akteuren in der Stadt. Hier gab es Überlegungen für ein Auto-Kino oder Kabarett- und Kleinkunstveranstaltungen im Auto, um den Menschen trotz Coronabeschränkungen wieder ein bisschen Abwechslung und Kultur anbieten zu können. Zeitgleich war die Pfarrei auf der Suche nach Möglichkeiten, wie sie nach wochenlanger Pause wieder einmal öffentlich Gottesdienst feiern könnte.  Da klar war, dass dies noch nicht mit einer Eucharistiefeier möglich sein würde, hätten sie direkt auch die anderen christlichen Gemeinden in Eschweiler mit ins Boot geholt, um gemeinsam ökumenisch Gottesdienst zu feiern.

Eine Idee, die auf offene Ohren stieß und auch viele Gläubige neugierig machte. Die Zahl von 200 Autos (so viele wären erlaubt gewesen) erreichte die Premiere zwar noch nicht, doch die Teilnehmerzahl konnte sich sehen lassen. Auch Stimmung und Reaktionen waren durchweg positiv. Wer sich darauf eingelassen hatte, den erwartete ein Gottesdienst mit vielen vertrauten Elementen wie Gebeten und Liedern, Erzählungen aus der Bibel, besinnlichen Texten und einer österlichen Ansprache, aber auch mit Ungewohntem. Statt Platz in der Kirchenbank zu suchen, gab es die Einweisung durch ehrenamtliche Parkhelfer, statt Liederbuch den hinter den Scheibenwischer geklemmten Liedzettel. Die Pfarrer sowie Kirchenmusiker Achim Prinz waren über das Autoradio zu hören, an dem zu Beginn eine spezielle UKW-Frequenz eingestellt werden musste. Aussteigen war ebenso verboten, wie das Herunterlassen der Autoscheiben.

Jedes Auto war so eine kleine Gemeinde für sich und alle gemeinsam eine große Gemeinde. Etwas, das viele in diesen Tagen vermisst haben und dem sie an diesem Sonntag wenigstens ein Stückchen wieder nahekommen konnten. Zum Abschluss gab es noch für alle Autos einen „Segen-to-go“. Ob der Auto-Gottesdienst in dieser Form einmalig bleibt oder eine Fortsetzung findet, ist noch unklar. „Wir katholischen Gemeinden wollen schon versuchen, zeitnah wieder in der Kirche Gottesdienst zu feiern mit den entsprechenden Auflagen und Schutzmaßnahmen“, sagt Pfarrer Datené. Aber er kann sich durchaus vorstellen, sich noch einmal an einem solchen Format zu beteiligen. Man müsse einfach mal sehen, wie sich die Situation weiterentwickle. Kreativ damit umzugehen, daran haben sich kirchlich Verantwortliche wie Gläubige ja bereits gewöhnt.