„Wir sind immer noch da“, lautet die Botschaft der Suchtselbsthilfegruppe aktive Abstinenz „Der erste Schritt“ im Mechernicher Johanneshaus. Pfarrer Erik Pühringer betont: „Gerade in der Pandemie ein wichtiges Angebot an Suchtkranke und ihre Angehörigen.“
Im Mechernicher Johanneshaus direkt neben der Pfarrkirche ist jeden Donnerstag ab 19 Uhr Treffen einer Selbsthilfegruppe von Suchtkranken. Der Name der früheren Kreuzbund-Gruppe ist Programm: „Der erste Schritt“. Hier helfen sich Betroffene gegenseitig, von ihrer Sucht wegzukommen. Entgegen vieler Befürchtungen wurde die Selbsthilfe nicht von der Pandemie ausgebremst.
„Wir haben beständig weitergemacht und waren und sind für unsere Leute da und die, die uns brauchen“, erklärten jetzt die Vorsitzende Lydia Müller und ihr Stellvertreter Hubert Koch. Beide gaben dem Wochen-Spiegel-Redakteur Michael Nielen ein Interview und damit der Öffentlichkeit ein Lebenszeichen: „Unsere Tür steht immer offen! Immer noch …“
Es ist die Tür des Johanneshauses der katholischen Pfarrgemeinde St. Johannes Baptist in Mechernich, das Pfarrer Erik Pühringer der Selbsthilfegruppe seit mindestens zwei Jahrzehnten unentgeltlich zur Verfügung stellt. Erst der kirchlichen Kreuzbund-Gruppe, danach der daraus entstandenen, nicht religiös gebundenen Gruppe „Der erste Schritt“.
Selbst in den harten Lockdowns während der Corona-Pandemie haben die Mitglieder der Selbsthilfegruppe ihr Gesprächsangebot bei den wöchentlichen Treffen im St. Johanneshaus aufrechterhalten. „Wir sind Pfarrer Erik Pühringer sehr dankbar, dass er uns ermöglicht hat weiterzumachen“, erklärte Lydia Müller dem Reporter. „Nicht nur er war der Meinung, dass unsere Arbeit gerade während der Pandemie enorm wichtig ist“, so Hubert Koch.
„Tatsächlich“, so berichtet Erwin Henk, der mit Johan ten Hoove und Günter Hettfleisch den Vorstand und damit das Team der Ansprechpartner komplettiert, „hat Corona die Situation in vielen Fällen noch einmal verschärft.“ Da durch Homeoffice und Lockdown die Familie oft mehr und länger zusammen war, sei den Partnern auch schneller aufgefallen: „Mensch, du trinkst aber viel.“
„Es ist gar nicht so einfach, sich selbst die Sucht einzugestehen“, weiß Lydia Müller. Das gelte auch für den ersten Schritt hin zur Therapie und zur Selbsthilfe, den die Betroffenen machen müssten, um aus dem Teufelskreis herauszukommen.
„Während der Pandemie“, so die Beobachtung von Johan ten Hoove, „haben tatsächlich viele Partner und Angehörige die Suchtkranken dazu gedrängt, zu uns zu kommen.“
Hintergrund sei, dass Abhängigkeit schnell auch zu Problemen im privaten Umfeld und im Beruf führt. Einige kamen nur einmal, andere sind geblieben und nehmen das Angebot an, das die Selbsthilfegruppe betroffenen Menschen und Angehörigen im Kreis Euskirchen und darüber hinaus anbietet.
Günter Hettfleisch: „Wir kümmern uns dabei um die Suchtbereiche Alkohol, Medikamente und Drogen. Wir sind aber keine Therapeuten, sondern wollen Hilfe zur Selbsthilfe geben.“
Was dieses Angebot wertvoll macht, ist die Tatsache, dass alle fünf Mitglieder als „trockene“ Suchtkranke wissen, wovon sie reden. Sie haben den Ausstieg geschafft, so Hubert Koch: „Man muss aber immer am Ball bleiben und ständig an sich arbeiten, um keinen Rückfall zu erleiden.“ Der könne einen auch nach 15 Jahren noch treffen.
Die Gruppe selbst musste im Dezember 2018 einen herben Verlust verkraften, als mit Willi Floß das Gesicht und die Seele der Selbsthilfe verstarb. Man hat weitergemacht und freut sich jetzt darauf, wieder Ausflüge machen zu können oder Seminare anzubieten. Erwin Henk ist froh, mit seiner Bowling-Gruppe wieder loslegen zu können. Denn auch solche Angebote gehören dazu.
Wer aus seiner Abhängigkeit heraus möchte, ist bei der Selbsthilfegruppe „Der erste Schritt“ willkommen. „Den ersten Schritt“ kann man unter Tel. 01 77/4 81 40 72 tun oder eine E-Mail an: info@der-erste-schritt-mechernich.de schreiben.
Die Gruppe verfügt auch im Internet über eine eigene Webseite: www.der-erste-schritt-mechernich.de.
Die Treffen sind jeden Donnerstag ab 19 Uhr im St. Johanneshaus an der Kirche. Die Treffen finden im geschützten Rahmen statt. „Alle Teilnehmer und Gruppenmitglieder haben Schweigepflicht“, so Michael Nielen.