„Religion ist privat, aber Feiern ist für alle“, zitierte Prithu Sanyal vor Beginn des Fastenbrechens ein Sprichwort aus seiner Heimat Bangladesch. Der ehemalige Stipendiat der Heinrich-Böll-Stiftung, der als Vorsitzender des Dachverbands der Migrantenselbstorganisationen in Düren (MSO) sprach, brachte mit einem Satz das Ziel des besonderen Abends auf den Punkt: Harmonie in der Gesellschaft.
Auf Einladung des Vereins GIVE (Gesellschaft für interkulturelle Verständigung) fand im Haus der Evangelischen Gemeinde zu Düren erstmals ein Fastenbrechen von Menschen aus ganz verschiedenen Kulturen statt. An den festlich dekorierten Tafeln saßen bunt gemischt Moslems, Protestanten und Katholiken.
„Es gibt Menschen, die blind sind, die Religion zur Ausgrenzung nutzen. Wir nennen solche Menschen Extremisten oder Fanatiker. Unsere Verantwortung ist es, diese Menschen zu informieren, alle zusammenzubringen. Religion will immer etwas Gutes für die Menschen“, bedankte sich Prithu Sanyal beim Verein GIVE für die Organisation und bei der Evangelischen Gemeinde für die Öffnung des großen Gemeindesaals. „Bitte warten Sie nicht bis zum nächsten Ramadan, um das Gespräch und den Austausch lebendig zu halten“, gab er den rund 150 Gästen mit auf den Weg.
„Jeder von uns hat schon beim Hereinkommen gespürt, dass es ein besonderer Abend wird“, begrüßte der evangelische Pfarrer Dirk-Christian Siedler die Gäste. Er freute sich besonders darüber, dass neben Vertreterinnen und Vertretern zahlreicher Kultur- und Freundschaftsvereine aus den Reihen der Migrantenorganisationen auch Gemeindemitglieder und Gäste aus der katholischen Innenstadtgemeinde St. Lukas die Möglichkeit des Kennenlernens und Dialogs genutzt haben. „Entscheidend ist, was vor Ort passiert und dass wir vor Ort gut miteinander auskommen“, betonte Siedler. „Wir dürfen uns nicht von denen vereinnahmen lassen, die uns trennen wollen. Unser Profil ist die Gemeinschaft, die in diesen Kontakten und Gebeten lebt.“
Bereits seit zehn Jahren organisiert der Verein GIVE solche interkulturellen und interreligiösen Fastenbrechen im Ramadan. Kooperationspartner sind meist Kirchengemeinden, Kommunen und Schulen – aber es gibt auch ein Format, bei dem Privatpersonen in einer muslimischen Familie zu Gast sind, um mehr über die religiösen und kulturellen Hintergründe zu erfahren und in den Dialog zu kommen. „Wir wollen Brücken bauen, keine Mauern“, sagt GIVE-Geschäftsführer Murat Gök. Der Verein erhält Fördermittel, aber einen Großteil der Kosten übernehmen Spender – und viele Menschen engagieren sich ehrenamtlich, sei es bei der Zubereitung der Speisen oder mit kulturellen Beiträgen vom „Tanz der kleinen Derwische“ über osmanische Flötenmusik bis zum Auftritt eines interreligiösen Chors.
„Hier feiern Menschen verschiedener Religionen gemeinsam ein Fest, sitzen an einem Tisch und kommen ins Gespräch. Bei dem, was sonst in der Welt los ist, ist es ein tolles Zeichen, das wir hier setzen“, bedankte sich Pfarrer Hans-Otto von Danwitz im Namen der Gemeinschaft der Gemeinden St. Lukas für diesen Abend.
„Mich erinnert es an den ‚Engel der Kulturen‘, der hier in Düren vor dem Haus der Stadt steht. Die drei Zeichen der großen Weltreligionen Kreuz, Stern und Halbmond ergeben einen Engel. So viele Engel haben ein tolles Fest vorbereitet und damit einen Beitrag geleistet zum friedlichen Miteinander verschiedener Menschen.“