Und was wird jetzt?

Die Katholische Hochschule startet eine Gesprächsreihe, die Begleiterscheinungen und Folgen der Corona-Pandemie aus Sicht der Sozialen Arbeit in den Blick nimmt

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Datum:
14. Apr. 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 15/2021 | Kathrin Albrecht

Seit einem Jahr prägt das Sars-CoV2-Virus unser Leben. Dieses ist weitgehend heruntergefahren, zumindet im öffentlichen Bereich. In anderen Bereichen hingegen, wie der Pflege, geraten Menschen an ihre Belastungsgrenzen. Was hat das hinter uns liegende Corona-Jahr mit uns und der Gesellschaft gemacht? Welche Konsequenzen, vielleicht gar Forderungen an politisch Verantwortliche ergeben sich daraus, um in Zukunft das Leben mit Corona besser zugestalten? Eine Gesprächsreihe der Katholischen Hochschule NRW, Abteilung Aachen (Katho), nimmt das in den Blick.

Denn auch die Katho sei als Hochschule in mehrfacher Hinsicht von der Covid-19-Pandemie betroffen, erklärt Martin Spetsmann-Kunkel, Dekan des Fachbereichs Sozialwesen der Katho. Die Pandemie mache zum einem viel mit der Lehre, auch hier musste der Lehrbetrieb in den digitalen Raum ausweichen. Doch auch in den Praxisfeldern der Sozialen Arbeit, angefangen von den klassischen Begleit- und Beratungsangeboten, bis hin zur wissenschaftlichen Begleitung aktueller gesellschaftspolitischer Fragen.

„Und jetzt? – Die Covid-19-Pandemie und die Konsequenzen aus der Sicht von Sozialer Arbeit, Gesundheitswesen und Bildungsarbeit“ startet im aktuellen Sommersemester mit fünf Diskussionsveranstaltungen. Den Auftakt machte dabei die Kultur, ein Schlüsselthema in der Veranstaltungsreihe. Denn in diesem Bereich geht es auch um gesellschaftliche Teilhabe und kulturelle Bildung, gerade für Kinder und Jugendliche, aber auch für Menschen mit Behinderungen, wie Marion Gerards, Professorin für Ästhetik und Kommunikation in der Sozialen Arbeit, Schwerpunkt Musik, und Mit-Initiatorin des Chor-Projektes „ChorSonant“, das Problem umreißt. In dem Projekt singen Bewohnerinnen und Bewohner des Vinzenz-Heims, Studierende und Menschen aus Burtscheid gemeinsam im Chor. Seit Beginn der Covid-19-Pandemie ruht der Chor. Hier, konstatiert sie, gehe auch viel an kultureller Inklusion verloren, was bisher durch den Chor geleistet wurde. 


Zurück ins alte Rollenmodell?

Um die Frage, ob die Pandemie traditionelle Geschlechterrollen wieder neu verstärkt und verfestigt, geht es in einem weiteren Gesprächsforum. Im ersten Lockdown zeichnete sich ab, dass Studierende mit Familienverantwortung durch Auswirkungen von Home Office, Home Schooling und auch Home Study doppelt und dreifach belastet seien. Diese Belastungen wirkten sich jedoch auch unterschiedlich auf Frauen, Männer, Alleinerziehende oder pflegende Angehörige aus, erläutert Marion Gerards: „Frauen und Mütter übernehmen da einen größeren Part“.

Ein weiterer Aspekt: Frauen arbeiten überwiegend in den zwar systemrelevanten , aber schlecht bezahlten Berufen. Gemeinsam mit Marianne Genenger-Stricker, Verena Klomann und Julia Breuer Nyhsen will Marion Gerards mit unter anderen mit zwei Studentinnen der Katho über die Vereinbarkeit von Studium, Beruf und Familie diskutieren. Mit Ralitsa Petrova-Stoyanov, Leiterin der Rektorstabsstelle für Gender und Diversity Management der RWTH Aachen, geht es um die Frage von Geschlechtergleichheit an Hochschule in Zeiten von Corona. Silke Tamm Kanj, stellvertretende Vorsitzende des Frauennetzwerks der Städteregion Aachen und Elisabeth Thesing-Bleck vom Bundesverband der Frauen in Business und Managemet, Region Aachen, berichten über Erfahrung von Frauen aus dem vergangenen Jahr.

Alle Veranstaltungen haben neben dem Erfahrungsaustausch und der Vorstellung von gelungenen Praxisbeispielen zum Ziel, auch Forderungen an die politischen Verantwortungsträger auf verschiedenen Ebenen zu formulieren. Denn sollten auch die meisten Menschen in Deutschland im Sommer geimpft sein, wird das Sars-CoV2-Virus nicht einfach verschwinden. Langfristig müssten Wege gefunden werden, wie sich mit Covid-19 leben lässt.


Die Folgen für Pflege, Erziehung, Gesellschaft 

Um die Pflege geht es in der dritten Veranstaltung am 31. Mai. Zu Beginn der Pandemie habe es gerade für diesen Bereich viel Anerkennung gegeben. Doch an den Arbeitsbedingungen in der Kranken- oder Altenpflege habe dies wenig geändert. Zunehmend verlassen Fachkräfte die Pflegeberufe, weil sie an die Grenzen ihrer körperlichen und emotionalen Belastbarkeit geraten. Wie sich die Pflegeberufe möglicherweise nach der Pandemie verändern, ist eine zentrale Frage der Veranstaltung. Wie die sogenannte Querdenker-Bewegung alte antisemitische Ressentiments und Verschwörungsdenken für sich nutzt, erörtert ein Vortrag des Sozialwissenschaftlers Samuel Salzborn am 17. Juni. Von 2017 bis 2019 hatte er eine Gastprofessur für Antisemitismusforschung an der Technischen Universität Berlin inne. Zum Abschluss der Gesprächsreihe geht es am 28. Juni um Erziehungsarbeit und Resilienz. 
Im Wintersemester soll die Reihe mit weiteren Themenbereichen fortgesetzt werden. Martin Septsmann-Kunkel: „Es gibt viel zu sagen.“ 

So geht es weiter

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„Geschlechter(dis)kontinuitäten und Corona – auch ein Thema der Sozialen Arbeit“ lautet das Thema der zweiten Diskussionsveranstaltung in der Reihe am 23. April. Sie findet online als Cisco-Webex-Konferenz 
in der Zeit von 10 bis 13.15 Uhr statt. – Anmeldungen sind möglich per E-Mail an: gleichstellung-aachen@katho-nrw.de. Die Teilnahme ist kostenfrei. Mehr Informationen gibt es unter www.katho-nrw.de, dort sind auch Berichte über vergangene Veranstaltungen der Reihe zu finden.