Un-Sichtbarkeit

Web-Dossier derr Uni Münster befasst sich mit dem Umgang mit Epidemien

Josse Lieferinxe: St. Sebastian betet für die Pestopfer/ Walters Art Museum,Baltimore, USA (c) gemeinfrei
Josse Lieferinxe: St. Sebastian betet für die Pestopfer/ Walters Art Museum,Baltimore, USA
Datum:
11. Aug. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 33/2020

Es ist unsichtbar. Selbst für hochmoderne Bild-Erzeugungstechnik ist das 80­–160 Nanometer kleine Corona-Virus eine Herausforderung. 

Die Angst vor dem unsichtbaren Virus hat in Epidemien vom Altertum bis heute in Kunst und Literatur zu vielen Versuchen des Sichtbarmachens geführt. „Das Unsichtbare, das man nicht riechen, schmecken oder anfassen kann, verunsichert zutiefst. Es schafft eine soziale Atmosphäre des Misstrauens“, schreiben Forscherinnen und Forscher des Exzellenzclusters „Religion und Politik“ im Web-Dossier „Epidemien. Kulturwissenschaftliche Ansichten“. Sie zeichnen nach, welche Bilder und Vergleiche Schriftsteller, Maler und Geschichtsschreiber verschiedener Epochen und Regionen schufen, um das Unvorstellbare greifbar zu machen – auch dann noch, als der Bakteriologe Robert Koch (1843–1910) Krankheitserreger sichtbar zu machen vermochte. Wo heute Bilder von Militärkonvois und Särgen aus Bergamo oder Leichensäcken aus New York zum Sinnbild der Pandemie wurden, stellten antike Schreiber wie Thukydides und Prokop oder Renaissance-Maler den Schrecken der Pest etwa in zahllos aufgestapelten Toten dar, um das Unfassbare zu erfassen. „Der Drang, dem Unsichtbaren eine Gestalt zu geben, begleitet die Menschheit, seitdem Epidemien ihren Lebensraum bedrohen.“


https://www.uni-muenster.de/Religion-und-Politik/aktuelles/schwerpunkte/epidemien/iii_
Epidemien_Kulturwissenschaftliche_Ansichten.html