Umweltschutz ganz ökumenisch

Den Auftrag zu Bewahrung der Schöpfung wirklich mit Leben füllen: GdG Herz Jesu in Rheydt-West strebt Umweltzertifizierung „Grüner Hahn“ an. Zahlreiche Menschen aus der Gemeinde machen mit

(c) Umweltteam GdG Rheydt-West
Datum:
1. Aug. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 31/2023

Ob der „Grüne Hahn“ bald einzieht und kräht? Das wird sich zeigen, denn die Gemeinschaften der Gemeinden (GdG) Herz-Jesu Rheydt-West steht noch am Anfang. Aber das Ziel ist klar: Als erste katholische Gemeinde will sie sich mit dem „Grünen Hahn“ der Evangelischen Kirche für umweltgerechtes Handeln zertifizieren lassen. 

Bewahrung der Schöpfung ganz ökumenisch sozusagen: Bundesweit sind bereits viele evangelische Gemeinden in das System eingegliedert. „Wir sind sehr dankbar, dass wir uns an dieses funktionierende System angliedern konnten“, sagt Marco Köhler, Mitglied im Bauausschuss des Kirchenvorstandes der GdG.

2021 stellte Gemeindereferent Daniel Scherer die Aktion „Grüner Hahn“ den Gremien in Rheydt vor. Er kannte die Zertifizierung bereits aus einer evangelischen Gemeinde in seiner Heimat. Schnell fand sich ein kleines Team, das den Gedanken von Umweltschutz und Nachhaltigkeit stärker vorantreiben wollte. „Beim allerersten Treffen gab es auch kontroverse Diskussionen, ob das denn die Aufgabe eines GdG-Rates ist. Da war auf einmal das Gefühl im Raum: „Wir werden zum Naturschutzverein und vergessen unseren kirchlichen und religiösen Auftrag“, erinnert sich Sonja Pfeiffer vom GdG-Rat Herz Jesu Rheydt. Doch schnell war klar: „Wir wollen Gottes Auftrag annehmen, die Schöpfung bewahren und das Thema auch zu den Menschen bringen, die kirchenfern sind. Denn mit diesen Gedanken sind wir nicht alleine auf der Welt“, bekräftigt die 48-Jährige.

Umweltschutz kinderleicht: Mit selbst gebastelten Samenkugeln lassen sich Beete und Wiesen in bunte Blühwiesen verwandeln. (c) Umweltteam GdG Rheydt-West
Umweltschutz kinderleicht: Mit selbst gebastelten Samenkugeln lassen sich Beete und Wiesen in bunte Blühwiesen verwandeln.

Mit positivem Votum von GdG-Rat und Kirchenvorstand sowie mit Unterstützung von hauptamtlicher Seite bildete sich ein Umweltmanagement-Team. Diesem gehören acht Personen an. Darunter auch die Koordinatorin der Verwaltung, so dass ein einfacher Zugriff auf Verbrauchsdaten und allumfassende Gebäudekenntnisse möglich ist. Schließlich geht es beim Umweltmanagement darum, Einsparpotenziale zu finden: Wo lassen sich Energie und Ressourcen sparen? Das ist die entscheidende Frage.

Und die ist gar nicht so einfach zu beantworten: So arbeitete sich das Team tief ins Thema ein. Bei den ersten Treffen waren auch Vertreter der evangelischen Nachbargemeinde Mönchengladbach-Rheydt eingeladen. Aus Kapazitätsgründen haben sie sich noch nicht auf den Weg der Zertifizierung gemacht, unterstützen aber das Anliegen mit allen Kräften. „Ein gemeinsamer Einstieg ist leider nicht gelungen. Trotzdem versuchen wir, bei all unseren Aktionen die evangelische Gemeinde mitzunehmen“, unterstreicht Marco Köhler.

Seit Oktober 2022 trifft sich die Gruppe des Umweltmanagements nun regelmäßig einmal im Monat. „In unserer Gruppe gibt es ein großes Engagement, Gottes Schöpfung in allen Bereichen intensiv zu betrachten und nicht nur die Formalien zur Zertifizierung zu erfüllen, sondern das Ganze mit Leben zu füllen“, bekräftigt Köhler. Gemeinsam mit Sonja Pfeiffer ist er Ansprechpartner und Umweltmanagement-Beauftragter. „Natürlich haben wir keine Entscheidungsgewalt. Wenn es um offizielle Maßnahmen geht, müssen die natürlich von den Gremien auch bestätigt werden.“ Doch das Team spürt, dass die gesamte Gemeinde hinter ihnen und den Ideen steht.

Wer sich mit dem „Grünen Hahn“ zertifizieren lassen will, muss bestimmte Anforderungen erfüllen: Darunter fallen zum Beispiel die Analyse von Gebäuden, die Erfassung von Daten über eine Software des „Grünen Hahns“ und die Erstellung eines Umweltmanagementberichts. An ihm wird gerade intensiv gearbeitet. Bis Ende August wird die Gruppe einen Maßnahmenkatalog mit mittel- und langfristigen Zielen erstellen. Ob die Begrünung von Dachflächen, die Sanierung der Heizungsanlage, Elektrotankstellen für Fahrräder oder eine Photovoltaikanlage: Es gibt viele Möglichkeiten, Ressourcen zu schonen. „Nach einer gewissen Zeit wird dann überprüft, was in welchem Maße erreicht worden ist. Große Maßnahmen wie beispielsweise eine Photovoltaikanlage dauern länger, während kleine Maßnahmen wie intelligente Heizungsventile, die Verwendung von Recyclingpapier oder die Umstellung auf LED-Technik schneller umgesetzt werden können“, sagt Marco Köhler.

Beim Umweltschutz kann jeder mitmachen

Darüber hinaus ist es aber auch wichtig, den Gedanken der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes in die Gemeinde zu tragen. So stemmte das achtköpfige Team eine kleine Eröffnungsveranstaltung, um seine Idee weiterzutragen. „Es sollte etwas Informatives und etwas zum Mitmachen sein“, berichtet Sonja Pfeiffer. Neben reichlich Informationen und praktischen Tipps, etwa zur Renaturierung von Steingärten, gab es Mitmach-Aktionen für Kinder wie einen Malwettbewerb, den Bau von Insektenhotels oder das Formen von Samenkugeln für Blühwiesen. „Mich hat an dem Thema sehr gereizt, dass man den Auftrag zur Bewahrung der Schöpfung wirklich mit Leben füllen kann. Die Schöpfung zu bewahren, liest sich zwar wunderbar, aber dies bereits in kleinen Schritten zu machen, Blühwiesen anlegen, nachhaltig kochen, mit den Menschen und für die Menschen etwas Gutes tun, macht mir sehr viel Spaß“, erzählt Sonja Pfeiffer.

Das Resümee: Zahlreiche Menschen aus der Gemeinde waren mit dabei. Das Interesse war groß. Und die Aktion strahlte hinaus ins Stadtviertel, in die Häuser und Gärten der Menschen vor Ort. „Das sind Themen, die Menschen interessieren, über die sie mit der Gemeinde in Kontakt bleiben wollen, bei denen sie sich sinnvoll einbringen können“, unterstreicht Sonja Pfeiffer.

Auch wenn der „Grüne Hahn“ eine Initiative der Evangelischen Kirche ist, war es für die GdG Herz Jesu kein Problem, dort mitzumachen, unter anderem dank der Unterstützung des Evangelischen Kirchenkreises Gladbach-Neuss. „Wenn die Erfahrungen gut sind, möchten wir gerne mehr Gemeinden dazu ermutigen und dabei unterstützen“, betont Burchard Schlömer, Referent im Fachbereich Kirche in ,der Gesellschaft der Abteilung Grundfragen und -aufgaben der Pastoral des Bischöflichen Generalvikariates Aachen. Und so kräht der „Grüne Hahn“ vielleicht bald noch in anderen Gemeinden des Bistums Aachen. 


Mehr zum „Grünen Hahn“:
www.gruener-hahn.net