Überall nur offene Türen

Das Jesuskind aus der Dürener Annakirche reist durch die Pfarrei St. Lukas

Jesse und Svantje (vorne), Christian und Jenny Blome haben das Jesuskind auf seiner Reise durch St. Lukas am ersten Advent in die Josefkirche gebracht. (c) Stephan Johnen
Jesse und Svantje (vorne), Christian und Jenny Blome haben das Jesuskind auf seiner Reise durch St. Lukas am ersten Advent in die Josefkirche gebracht.
Datum:
7. Dez. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 49/2023 | Stephan Johnen

Kalt war es – und dunkel, doch Jesse hat das Jesuskind den ganzen Weg nach Hause getragen. Dort angekommen, war Schlafenszeit, denn schließlich haben der Neunjährige und seine kleine Schwester Svantje den Übernachtungsgast erst spät willkommen geheißen. 

Am Ende des Adventskonzerts in der Dürener Annakirche wurde der Korb, in dem das Jesuskind der Annakrippe liegt, vom vorherigen Gastgeber übergeben. Seit vielen Jahren ist es Tradition, dass in der Adventszeit das Jesuskind durch die Pfarrei St. Lukas reist – und jeden Tag in einer anderen Herberge bleibt.

Zwei Wochen vor dem ersten Advent wird in der Kirche eine Liste aufgehängt, in der sich Gastgeber eintragen können. Anders als die Herbergssuche von Maria und Josef muss hier nicht damit gerechnet werden, dass die Türen verschlossen bleiben, berichtet Gemeindereferentin Marga Fleischmann. Es sind nicht nur Familien, die sich beteiligen, sondern auch Kitas und Seniorenheime. „In der Coronazeit war dies leider nur eingeschränkt möglich, aber es gab dennoch eine Reise, wenn auch mit Vorsichtsmaßnahmen“, blickt Marga Fleischmann zurück. Gerade für ältere Menschen sei es ein Segen gewesen, den Besuch in der Mitte zu haben. Umso schöner ist es, dass die Figur heute wieder von Hand zu Hand gereicht werden kann, sozusagen der Besuch im wahrsten Sinne des Wortes wieder greifbar ist.

„Es gibt in der Welt auch heute viele Mütter, die sich Sorgen machen, weil es kein Krankenhaus gibt, in denen die Babys zur Welt kommen können“, wies Pfarrer Hans-Otto von Danwitz vor dem Start der Aktion auf Projekte des Hilfswerks „Action medeor“ hin. Von Danwitz sammelt in St. Lukas regelmäßig für den Verein, der beispielsweise in Sierra Leone eine Hebammenschule unterstützt. Denn dort sterben aufgrund fehlender Versorgung viele Mütter bei der Geburt. Was könnte besser passen, als während der Reise des Jesuskindes Spenden zu sammeln, damit Kinder sicher geboren werden können?

In der Kita nahm Ella Hages (r.) als nächste Gastgeberin das Jesuskind in Empfang. (c) Stephan Johnen
In der Kita nahm Ella Hages (r.) als nächste Gastgeberin das Jesuskind in Empfang.

Die Familie von Jesse hat sich als Gastgeber eingetragen, weil der Neunjährige im nächsten Jahr zur Erstkommunion geht. „Ich fand die Idee schön, dass das Jesuskind auch mal bei uns einzieht“, sagt er. Sicherheitshalber hatten Jesse und Svantje dem Besucher noch einen Schnuller in den Korb gelegt. Dieses Geschenk begleitete die Figur auch am Morgen des ersten Adventssonntags zum Gottesdienst in die Josefskirche, den die Kindergartenkinder der Kita St. Josef vorbereitet hatten.

„Das Jesuskind hat gut geschlafen. Heute morgen allerdings lag ein Kuscheltier daneben. Ein Hund mit Pudelmütze“, berichtet Jesse. Gemeinsam ging die Familie zur Kirche und anschließend in die Kita zum Tag der offenen Tür, wo der Korb wieder in neue Hände kam. Begleitet wird das Jesuskind von einem Buch, in dem alle Gastgeber ihre Erfahrungen hineinschreiben. Aber bereits am dritten Tag der Reise war klar: Auch der Korb wird sich nach und nach füllen – mit Grußbotschaften, Segenswünschen, Gebeten. Ging die Figur am 1. Dezember nur mit einer Decke auf Tour, hat sie nun schon eine Mütze – und einen Schnuller. Das Kuscheltier haben Svantje und Jesse als Erinnerung behalten.

Nach einem kurzen Zwischenstopp bei Kita-Leiterin Melanie Schütte-Dienstknecht kam das Jesuskind in die Obhut der fünf Jahre alten Ella Hages und ihrer Familie, die später am Tag nach Bergstein zu einem Benefizkonzert auf den Weihnachtsmarkt wollte. Langweilig wird es in den kommenden Wochen sicherlich nicht, davon dürfte später auch der Reisebericht zeugen. Spätestens Heiligabend muss das Jesuskind aber wieder in der Annakirche sein. Dort wartet eine leere Krippe.