In Kooperation zwischen der Victor-Rolff-Stiftung und dem Science College Overbach ist ein neues Stipendienprogramm entstanden, das mit Jugendlichen die Verbindung von Naturwissenschaft und Technik mit Kunst und Gesellschaft ermöglichen soll. Die Bewerbungsphase läuft bereits.
Wer kennt es nicht? Die eine ist ein Mathe-Ass, der andere hat ein Händchen für Fremdsprachen, und der dritte räumt bei jedem Sportevent den ersten Platz auf dem Siegertreppchen ab. Und in der Regel legt man sich im weiteren Lebensverlauf beruflich auf den abgegrenzten Bereich fest, weil dieser den größten Erfolg verspricht.
Aber warum eigentlich? Ist nicht die komplette Schöpfung wie die Zahnräder eines Uhrwerks miteinander verbunden? Und etwas anderes fällt auf, denn viele kluge Köpfe hatten breit gefächerte Interessen. Albert Einstein beispielsweise spielte Geige und Klavier und soll das Segeln geliebt haben. Der Universalgelehrte Leonardo da Vinci war Künstler, Ingenieur und Philosoph. „Im Grunde sind die großen Forscherinnen und Forscher immer auch kreative Köpfe.
Im Tüfteln, Basteln und auch in der Forschung braucht es beispielsweise mehr als nur Technik und Physik. Kunst ist da nicht nur Ausgleich und Gegensatz“, sagt Na Young Shin-Vogel, die Referentin für Bildung der Victor-Rolff-Stiftung.
Gerade nimmt das Stipendienprogramm „Open Minds“ der Victor-Rolff-Stiftung Fahrt auf. Und der Name ist Programm: Jugendliche fernab jeder fachlichen Einschränkung sollen ihr Wissen frei erweitern können. Entsprechend werden dort junge Köpfe zusammenkommen, die sich vielseitig für Naturwissenschaften, Technik, Kunst und gesellschaftliche Fragen begeistern. Hierbei möchte man mit dem Victor-Rolff-Stipendium Jugendlichen neue Chancen eröffnen. Ein festes Programm gibt es im Übrigen noch nicht. Auch damit man etwaige Wünsche und besondere Interessen der Teilnehmenden bestmöglich abbilden könne.
Kooperationspartner von „Open Minds“ ist das Science College. Die Einrichtung ist ein außerschulischer Lernort, und das Team hat über Jahre Erfahrungen mit Ferienakademien und Workshops zu naturwissenschaftlichen Themen gesammelt. „Wir wollen einen neuen Weg des Stipendiums wagen. Es geht darum, ohne Tunnelblick und mit offenen Augen durch das Leben zu gehen und alle Bereiche gleichwertig zu behandeln“, sagt der Leiter des Science Colleges Overbach, Philipp Mülheims, zu dem neuen Projekt. „Wir wollen uns nicht nur für eine Schublade entscheiden müssen.“ Träger des Hauses Overbach ist die Overbach gGmbH, die Teil des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschlands (CJD) ist.
In dem zweijährigen Stipendium enthalten ist eine Ferienakademie, Wochenend-Workshops sowie Exkursionen zu Forschungs- und Kultureinrichtungen, Fachvorträge und Gesprächsrunden. Das Programm „Open Minds“ ist für die Stipendiaten kostenfrei.
Dass sich mit „Open Minds“ naturwissenschaftliche Orientierung immer breiter auffächern soll, ist kein Zufall. Denn technisch-digitale Lösungen werden immer umfangreicher. „Die Aufgabe, dies zu meistern, können nicht allein wenige hochbegabte Mint-Cracks lösen. Das ist eine Herausforderung, der wir uns alle stellen müssen. Die Kunst hat das längst begriffen und experimentiert mit neuen digitalen Möglichkeiten oder reflektiert kritisch unsere mediale Kultur. Auf der anderen Seite steht die Diskussion um einen breiten fachlichen Nachwuchs noch am Anfang. Den Fachkräftemangel werden die Branchen nicht im Alleingang lösen können“, sagt auch Eberhard Peill, der Vorstand der Victor-Rolff-Stiftung.
Die Bewerbungsphase für „Open Minds“ läuft bereits. Bis Freitag, 11. November, sind Bewerbungen über das Onlineportal sciencecollege.de/openminds möglich. Voraussetzungen für eine erfolgreiche Bewerbung sind das vielseitige
Interesse für die Funktionsweisen verschiedener Weltphänomene und eine Begeisterung dafür, den Blick über den Tellerrand wagen zu wollen. Das Mindestalter ist 14 Jahre, der Schulabschluss muss mindestens anderthalb Jahre in der Zukunft liegen. Schulnoten oder die Schulform haben keinen Einfluss auf den Erfolg der Bewerbung.
Nach einer Vorauswahl aus den schriftlichen Bewerbungen werden 45 passend erscheinende Mitwirker am Samstag, 3. Dezember, zum „Open Call“, einer
Kennenlernrunde, eingeladen. Das Stipendienteam wählt anschließend 30 Jugendliche aus, die das Victor-Rolff-Stipendium erhalten werden. Im Januar 2023 geht es dann mit Exkursionen, Akademien und Vorträgen los.