Tradition und neue Akzente verbinden

Vom 10. bis 18. Juni und 10. bis 17. September findet die Heiligtumsfahrt in Kornelimünster statt

Die beiden Neuen, Pfarrer Andreas Möhlig und Stephanie Berrer, über ihren Plänen. Es sind viele Kleinigkeiten, die berücksichtigt werden müssen. (c) Andrea Thomas
Die beiden Neuen, Pfarrer Andreas Möhlig und Stephanie Berrer, über ihren Plänen. Es sind viele Kleinigkeiten, die berücksichtigt werden müssen.
Datum:
18. Jan. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 03/2022 | Andrea Thomas

Die Tradition ist Jahrhunderte alt, für die beiden hauptverantwortlichen Wallfahrtsleiter Pfarrer Andreas Möhlig und Stephanie Berrer, Koordinatorin im Pilgerbüro, ist 2023 ihre Heiligtumsfahrtspremiere. 

Das sei Chance und Herausforderung zugleich, sagt Andreas Möhlig. Chance, weil sie Dinge neu und zeitgemäß angehen könnten, Herausforderung, weil ihnen das Wissen, worauf sie alles achten müssten, und die Erfahrung aus vorhergehenden Heiligtumsfahrten noch fehle.

Nach dem Tod des langjährigen Wallfahrtsleiters Propst Ewald Vienken 2020 verfügen darüber vor allem noch eine Reihe Ehrenamtliche. Mit ihnen hat sich das neue Leitungsduo im vergangenen Jahr zu einem Klausurtag getroffen und Informationen und Details gesammelt. Es seien viele Kleinigkeiten, die berücksichtigt werden müssten, sagt Stephanie Berrer und nennt ein Beispiel. „Wenn morgens eine Pilgergruppe ankommt, muss klar sein: Wer nimmt sie in Empfang? Sind die Toiletten offen? Bietet man einen Kaffee an, bevor sie nach Aachen weiterpilgern?“ Oder auch: Welche besonderen Gottesdienste, Gäste und Pilgergruppen müssen berücksichtigt werden? Unterstützt werden sie dabei von einer Steuerungsgruppe aus Vertretern aus GdG-Rat, Kirchenvorstand, Pastoralteam und Ehrenamtlichen. Arbeitsgruppen kümmern sich um Kultur, Liturgie, Öffentlichkeitsarbeit und die spirituelle Vorbereitung. „Die Heiligtumsfahrt, das sind nicht nur die beiden Wochen im Juni und im September, sondern auch die Vorbereitung in der GdG“, sagt Andreas Möhlig.

Eine Herausforderung ist die diesjährige Wallfahrt auch wegen der Ausgangslage: Erst die Verschiebung wegen Corona um zwei Jahre, die immer noch eine zweigleisige Planung erfordert, sollten erneut Corona-Schutzmaßnahmen nötig werden. Dann die Hochwasserkatastrophe 2021, bei der die Propsteikirche schwer beschädigt wurde. „Die Heiligtümer (Schürztuch vom Letzten Abendmahl, das Grabtuch und Schweißtuch Jesu) lagen zum Glück sicher in der Heiligtumskapelle auf der ersten Etage der Kirche“, sagt Andreas Möhlig. Noch ist das Gotteshaus Baustelle, aber die Fortschritte sind sichtbar, und mit der Heiligtumsfahrt soll auch die Kirche wieder eröffnet werden.

Ein spannender Moment, sind sich beide einig, werde die Öffnung des Schreins mit den Reliquien werden. „Das hat noch keiner von uns beiden direkt miterlebt, und trotz aller Proben bleibt offen: Wie wird das sein, wenn wir die Tür öffnen und die Heiligtümer auspacken? Passen die Schlüssel?“, schildert es Stephanie Berrer. Wäre schließlich unangenehm, wenn die Kirche voll besetzt ist, und dann geht irgendetwas schief. Außerdem überlegen sie, wie man den Moment des Schreinöffnens, der in Kornelimünster aus Platzgründen unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet, dieser zugänglich machen kann.

Spirituelle Dimension

Das „Zeigefenster“ zwischen Kapelle und Kirche diente früher dazu, Gästen die Heiligtümer zu zeigen. (c) Lothar Stresius
Das „Zeigefenster“ zwischen Kapelle und Kirche diente früher dazu, Gästen die Heiligtümer zu zeigen.

Das ist nur einer der Punkte, an denen es darum geht, eine gute Balance zwischen Tradition und Anpassung an die heutige Zeit zu finden. So hätten sie sich auch gefragt, ob eine öffentliche Zeigung der Heiligtümer von der Galerie herunter heute noch zeitgemäß sei. „Früher standen hunderte Menschen auf dem Platz, um das zu sehen. Das hat sich verändert. Es soll kein Event daraus werden, sondern die Zeigung soll ihre spirituelle Dimension behalten“, erklärt Andreas Möhlig. Daher hätten sie sich entschieden, dass es in beiden Wallfahrtswochen nur jeweils eine öffentliche Zeigung geben soll.

Ein großes Programm wird es in der Wallfahrtswoche im Juni, die gleichzeitig mit der Heiligtumsfahrt in Aachen stattfindet, nicht geben. Da nähmen sie sich bewusst zugunsten des Aachener Programms zurück. Einzige Ausnahme wird ein Konzert mit dem Vokalensemble „Voices8“ sein, das zu den besten der Welt zähle. Die hätten nur im Juni gekonnt. Die enge Verbindung mit Aachen wird auch im gemeinsamen Leitwort deutlich, wobei Kornelimünster den Schwerpunkt weniger auf „Entdecke mich“ als auf das biblische Leitwort „Für wen haltet ihr mich?“ legen wird. Auch das eine Herausforderung, im Schatten der großen Aachener Heiligtumsfahrt die eigene Tradition zu betonen und Akzente zu setzen, ohne in Konkurrenz zueinander zu stehen.