Tradition und Wandel

Das Kloster Steinfeld feiert als Ort spiritueller und weltlicher Begegnung im Mai 900-jähriges Jubiläum

(c) Stephan Johnen
Datum:
2. Mai 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 18/2023 | Stephan Johnen

Es gab schon klösterliches Leben an diesem Flecken Nordeifel, bevor im Jahr 1121 die Regularkanoniker aus Springiersbach nach Steinfeld kamen. Die Chorherren übernahmen ein halb verfallenes Kloster mit dem Auftrag, dieses wieder aufzubauen und die Seelsorge zu übernehmen. 

Die Schenkungsurkunde des damaligen Kölner Erzbischofs Friedrich I. ist das älteste vorhandene Dokument, das die Gründung des Klosters Steinfeld belegt. Es folgte eine bewegte Geschichte, die beweist, dass der Wandel zwar das einzig Stete ist, aber in jedem Wandel auch eine Chance steckt. Wenn im Mai das Jubiläum „900 Jahre Kloster Steinfeld“ gefeiert wird, zeigt sich an jeder Ecke der Klosteranlage, wie Tradition, Neuanfang und Wandel harmonieren können.

„Am 20. und 21. Mai wird eine in der Eifel nur in Steinfeld erhaltene Tradition geistlichen Lebens und Wirkens gefeiert“, freut sich Pater Wieslaw Kaczor, Leiter der GdG Heiliger Hermann-Josef, darüber, dass das Jubiläum nun nach Ende der Pandemie gefeiert werden kann. Zwar mit zwei Jahren Verspätung – dafür aber mit einem dem Anlass angemessenen geistlichen Programm sowie einer Wiederbelebung des „Hermann-Josef-Marktes“. Die Reliquien des „Eifel-Heiligen“ (1150 bis 1241) werden seit mehr als 750 Jahren in der Basilika aufbewahrt.

„Das Kloster Steinfeld zählt mit dem Kloster Maria Laach zu den bedeutenden geistlichen Zentren der Eifel – und es ist eines, das die Zeitläufe überstanden hat“, sagt Martin Reinicke, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Kloster Steinfeld. Es gilt in seiner Gesamtanlage als eines der besterhaltenen klösterlichen Baudenkmäler des Rheinlandes. Steinfeld hat Höhen und Tiefen erlebt, Blütezeiten, aber auch Krisen und Zerstörung. Um 1130 übernahmen die Mönche die Regel des noch jungen Prämonstratenserordens. Steinfeld zählte schnell zu den bedeutendsten Klöstern im Deutschen Reich. Es folgten Tochtergründungen in Irland, Holland sowie in Osteuropa. 1184 wurde Steinfeld zur Abtei erhoben, in der bis zur Säkularisierung 1802 44 Äbte in ununterbrochener Reihenfolge regierten. Danach diente das Kloster weltlichen Zwecken, bis es 1923 von der Ordensgemeinschaft der Salvatorianer neu belebt wurde.

Die Gebeine des heiligen Hermann Josef werden in einer Prozession über das Klostergelände und durch den Ort getragen. (c) Kloster Steinfeld
Die Gebeine des heiligen Hermann Josef werden in einer Prozession über das Klostergelände und durch den Ort getragen.

 „Die Salvatorianer übernahmen die ehemalige Klosterkirche und heutige Basilika sowie die Seelsorge in der Pfarrei, gründeten ein Gymnasium und ein mittlerweile geschlossenes Jungeninternat“, berichtet Martin Reinicke. Das nächste Jubiläum, 100 Jahre Salvatorianer in Steinfeld, wird im Dezember mit dem Aachener Bischof Helmut Dieser gefeiert. Im April 2024 steht der 100. Geburtstag des Gymnasiums im Kalender. Dass die Schule nicht von gestern ist, zeigen die Teilnahmen an Digitalisierungswettbewerben und gewonnene Preise, die am Festsonntag sicherlich auch Thema einer Diskussionsrunde mit NRW-Digitalisierungsministerin Ina Scharrenbach sein werden. Die Salvatorianer betreiben heute zusätzlich einen Klosterladen mit Klostercafé, die Akademie Kloster Steinfeld, und sie leiten das Gästehaus des Klosters. In Steinfeld trifft Tradition auf Moderne.

„Es gehört zu unserer Ordensspiritualität, nicht alles alleine zu machen, sondern Multiplikatoren zu finden, mit Laien zusammenzuarbeiten“, erklärt Pater Wieslaw Kaczor. Ein kleines Kloster verfüge so über große Ressourcen und habe viele Menschen an seiner Seite, die die Steinfelder Spiritualität mittragen: „Wir verkündigen die frohe Botschaft mit allen Mitteln, die die Liebe zulässt.“ Pfarrteam und Kloster betreuen elf Gemeinden, die Touristen- und Pilgerseelsorge, unterbreiten spirituelle und weltliche Angebote, Orgelmeditationen, Vespern, Lesungen. In den Gebäuden des Klosters leben acht Mitbrüder, drei Salvatorianerinnen und seit 2022 im benachbarten ehemaligen Benediktinerkloster zehn Trappistinnen aus Dahlem als Nachfolgerinnen der Benediktinerinnen. Die Schule wird von 735 Schülern besucht, 150 Menschen arbeiten für das Kloster oder auf dem Gelände. „Es ist schon eine Menge, was sich im Laufe des Jahres abspielt“, ergänzt Pater Paul Cyrys, Superior des Ordens.

„Mit dem Hermann-Josef-Kolleg, dem Verein der Ehemaligen der Schule, der Stiftung, der Kloster Steinfeld GmbH & Co. KG und dem Investment eines Pächters in das Gästehaus ist die Zukunft des Klosters gesichert. Das war in den vergangenen 900 Jahren nicht immer so“, freut sich Pater Lambertus Schild, Geschäftsführer der Kloster GmbH, dass Steinfeld auch im 21. Jahrhundert ein Ort spiritueller und weltlicher Begegnung und des Austauschs ist. Die zuletzt 35000 Übernachtungen im Jahr zeigten, dass das Konzept aufgehe. „Unser Fest soll ein Zeichen der Freude, der Hoffnung und der Dankbarkeit sein“, spricht Pater Kaczor eine Einladung aus.

Zweitägiges Jubiläumsprogramm

Das Jubiläum „900 Jahre Kloster Steinfeld“ wird wegen der besonderen Verbindung zum „Eifel-Heiligen“ am Fest des heiligen Hermann-Josef, Sonntag, 21. Mai, gefeiert. 
Am Vorabend des Festtages, Samstag, 


20. Mai, 17.30 Uhr, wird der Tradition folgend der Reliquienschrein des heiligen Hermann Josef erhoben und zum Hermann-Josef-Altar in der Basilika getragen. Damit startet der erste von zwei Festtagen zum Klosterjubiläum: Die GdG Steinfeld und die Salvatorianer laden Pilger, Gäste und Freunde von 19 bis 22.30 Uhr zu einem „musikalischen und kulinarischen Willkommen“ ein. Musikalisch zeichnet die Band „Rock on Wood“ auf der Klosterbühne verantwortlich, gutes Klosterbier und weitere Eifeler Köstlichkeiten runden das Konzert kulinarisch ab.

Der eigentliche Festtag am Sonntag, 21. Mai, beginnt um 10 Uhr mit einem Hochamt. Hauptzelebrant ist Ludwig Schick, Erzbischof emeritus aus Bamberg, der den Salvatorianern sehr verbunden ist. Unter Leitung von Erik Arndt führen Chor und Orchester an der Basilika Steinfeld die zeitgenössische „Missa Sancte Francisci Assiesensis“ von Damijan Mocnik auf. Eine Stunde später wird um 11 Uhr nach über 70-jähriger Unterbrechung erstmals wieder der „Hermann-Josef-Markt“ eröffnet. Er ist als Familienfest rund um die Klosteranlagen gedacht. Im großen Innenhof des Klosters gibt es regionale Köstlichkeiten, auf Groß und Klein warten bis 18 Uhr Spiel und Spaß.

Am frühen Nachmittag folgt dann wieder der geistliche Teil des Jubiläums von Kloster Steinfeld: Mit einer Prozession wird der Reliquienschrein mit den Gebeinen des heiligen Hermann Josef auch außerhalb der Basilika gezeigt. Eine Woche lang bleiben die Gebeine im Anschluss in der Kirche selbst zur Andacht ausgestellt, bevor sie am 29. Mai mit einer heiligen Messe wieder in ihren Sarkophag eingesetzt werden.

Der Eintritt zu allen Veranstaltungen anlässlich der 900-Jahr-Feier von Kloster Steinfeld ist frei.

Mit der Neugestaltung soll der Hermann-Josef-Markt wieder etabliert und einer größeren Öffentlichkeit bekannt gemacht werden. Um auf den Zustrom von Besuchern vorbereitet zu sein, wurde ein zusätzlicher Parkplatz P3 geschaffen: Die Wiese am alten Sportplatz der Schule kann genutzt werden, die Parkplätze sind ausgeschildert.