Till Eulenspiegel

Die Seejungfrau. Vertonungen von Richard Strauß

Hörtipp Kiz 27 (c) Alpha Classics
Hörtipp Kiz 27
Datum:
28. Juni 2016
Von:
Joseph Schneider
Der Schalksnarr – wenn es ihn überhaupt gab – lebte wohl im 14. Jahrhundert.

Seine wunderlichen Geschichten amüsieren seitdem Jung und Alt. Richard Strauß schrieb 1895 über ihn eine Sinfonische Dichtung „in Rondeau-­ form“. Schon bei der „Es war einmal“-Eröffnung erklingen zwei markante Motive. Eines wurde das vermutlich berühmteste Hornsolo der Musikliteratur, das den Namen nennt, während das zweite eher den Schelm charakterisiert. Am Ende des Werkes hört man das Gerichtsurteil und auch seine Vollstreckung. Dazwischen schildert die Musik etliche teils strafwürdige Ereignisse: Den Ritt durch die Marktstände, Auftritte als vorgetäuschter Wanderprediger, missliche Erfahrungen mit einer Schönen, die ihn abblitzen lässt, Begegnung mit leichtgläubigen Philistern, denen er betrügerische Thesen auf die Nase bindet. Hämisches Lachen ist nicht zu überhören und schadenfrohes Grinsen zu vermuten. Strauß wollte, „dass die Zuhörer selbst die Nüsse aufknackten“, ließ sich später aber dazu bewegen, für einen Konzertführer einige programmatische Hinweise zu geben, die im Booklet leider nicht abgedruckt sind. So könnte es ratsam sein, die Geschichten nachzulesen, ehe man die gelungene Einspielung des Orchestre Philharmonique du Luxembourg unter Emmanuel Krivine hört, den jüngst eine Zeitschrift als „einen der größten Dirigenten unserer Zeit“ bezeichnete. Da „Till Eulenspiegel“ nur ca. 15 Minuten dauert, wurde die Sinfonische Dichtung „Die Seejungfrau“ von Zemlinsky nach einem Märchen von Andersen miteingespielt, über die man im Booklet mehr erfährt.

R. Strauß: Till Eulenspiegel u.a. (Alpha Classics 236)