Tiefenbass mit „Grobiphon“

Frank Grobusch freut sich über mehr Klangvielfalt der Walcker-Orgel und Register-Namensgebung

Orgelbauer Heribert Coehnen brachte 2008 in  St. Michael Echtz die Orgel wieder zum Klingen. (c) Elmar Farber
Orgelbauer Heribert Coehnen brachte 2008 in St. Michael Echtz die Orgel wieder zum Klingen.
Datum:
2. Feb. 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 05/2021 | Dorothée Schenk

Ein ganz besonderes und einmaliges Register kann Organist Frank Grobusch in der Kirche St. Michael Echtz ziehen: das Grobiphon, ein Tiefenbassregister, das seinen Namen trägt. Eine kleine Orgelgeschichte und Auftakt für eine lose Folge von Beiträgen, die sich dem Instrument des Jahres 2021, der Orgel, widmen werden. 

Der Kirchenmusiker ist ein bekennender Freund der üppigen, großen Klangmomente: „Dafür war ich schon im Studium bekannt“, sagt Frank Grobusch schmunzelnd. Frönen konnte er seiner Leidenschaft jedoch nicht, als er Ende der 1990er Jahre in Echtz seinen neuen Wirkungskreis betrat. Selbst Wikipedia bescheinigt dem Instrument, das 1956 seine erste Aufstellung in der Renaissance-Kapelle des Pragfriedhofs in Stuttgart-Nord fand und 1989 ursprünglich als Provisorium nach Echtz gebracht wurde, dass es „nahezu unbespielbar“ war.

Wohl aber erkannte Fachmann Grobusch, was in der alten Walcker-Orgel steckte, und er hat nach eigener Aussage viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, bis es zur ersten und jetzt zweiten Überholung- und Ausbauphase kam. Der kathedrale Raumklang von St. Michael hingegen begeisterte ihn sofort. „Das Problem ist: Die Kirche hat eine sehr gute Akustik, da kann man im Prinzip auf einem Blecheimer spielen, das klingt immer noch gut“, meint der Musiker kritisch. 


Elf Jahre lang ruhte das Projekt Tiefenbassregister


Die Grundsanierung war 2008 durch Orgelbauer Heribert Coehnen von der Heinz-Wilbrand-Werkstätte für Orgelbau aus Übach-Palenberg erfolgt. Im Rahmen einer groß angelegten „Reorganisation“ wurden etliche Register entweder durch neue ersetzt oder innerhalb der Teilwerke getauscht, um ein dem grandiosen Kirchenraum von St. Michael angemessenes Klangbild zu erreichen. „Es sei gesagt, dass die Orgelbauer damals bis an die Grenzen des Möglichen gegangen sind!“, betont der Organist. Die Maßnahmen waren derart aufwendig, dass man schon aus Kostengründen „irgendwann den Sack zubinden musste“. Die Idee eines Tiefenbassregisters gab es aber schon in dieser Zeit und wurde offenbar seither weiter in den Köpfen der Fördervereinsmitglieder bewegt.

Bis es beim Pfarrfest 2019 wieder zur Sprache kam und Frank Grobusch beauftragt wurde, ein Angebot einzuholen. Ferdy Simon, Mitarbeiter der belgischen Firma Schumacher in Eupen, lotete die Möglichkeiten aus. Als die sinnvollste Variante erwies sich der Umbau eines bereits vorhandenen Holzregisters, dessen Pfeifen um 40 cm verlängert wurden. Das neue Register sei sehr wandlungsfähig, da es sich sowohl für die Begleitung sehr leiser Klänge bis hin zum strahlenden Fortissimo eigne. Jetzt endlich kann er seine Leidenschaft für die majestätischen und raumfüllenden Klänge ausleben. Im Zusammenspiel des Registers „Subbass“ mit dem neu entstandenen „Grobiphon“ ergäben sich Kombinationstöne, die einen grandiosen Tiefbass erzeugten. „Etliche Organisten und Fachleute, die seither unsere Orgel besucht haben, äußerten einhellig die Meinung, die Orgel klinge nun wie eine noble englische Kathedralorgel“, sagt Frank Grobusch mit hörbarem Stolz.

Besondere Freude macht dem Musiker natürlich, dass das neue Register seinen Namen trägt. Die Bezeichnung geht auf die Initiative von Orgelbauer Ferdy Simon zurück, denn jedes Register muss schließlich ein Namensschildchen haben. Simon sei auf ihn, Grobusch, mit der Frage zugekommen: „Was sollen wir denn da jetzt draufschreiben?“ Aus einer Laune heraus habe der Kirchenmusiker geanwortet: „Dann schreib doch ,Grobiphon’ drauf.“ Gesagt – getan. „Es freut mich doch sehr, weil es mein Leib- und Magenprojekt ist und es jetzt zum krönenden Abschluss gekommen ist.“ Die Namensgebung, räumt Frank Grobusch bescheiden ein, ist keine absolute Rarität, auch in Bonn, erinnert er sich, sei einmal ein Register nach dem amtierenden Geistlichen benannt worden.

Bauartbedingt ist die letzte Ausbaustufe der Walcker-Orgel erreicht, sagt Frank Grobusch – aber ohne Bedauern. „Es war schon damals meine erste Idee, die Orgel umzubauen, zu elektrifizieren und zu erweitern. Jetzt haben wir dieses Ziel über 1000 Ecken erreicht.“ Und: „Die klangliche Wirkung ist schlichtweg grandios“, schwärmt er. Alle Interessierten lädt Frank Grobusch ein, sich nach den Gottesdiensten auf der Orgelempore das Instrument vorführen zu lassen.