Themen, die bewegen, direkt im Ohr

Seit einem Jahr hat die KJG Aachen mit einem Podcast einen direkten Draht zu jungen Menschen

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Datum:
10. Nov. 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgbe 45/2021 | Kathrin Albrecht

„Warming up“ – unter diesem Titel veröffentlicht der Aachener Diözesanverband der Katholischen jungen Gemeinde (KJG) alle 14 Tage einen Podcast. Für die Macher Paul Arns, hauptamtlicher Referent bei der KJG, und Veronica Rohn, ehrenamtliche Diözesanleiterin, ist es das ideale Format, um Menschen zu erreichen.

Dienstag, später Nachmittag. Per Online-Konferenz haben sich Paul Arns, Veronica „Ronnie“ Rohn und Lukas Färber zusammengeschaltet. Färber ist Diözesanleiter bei der KJG Münster und Talkgast für die aktuelle Podcast-Aufzeichnung „Warming up“. „Jugend und Politik“ ist an diesem Tag das Thema, es passt zeitlich zu den Bundestagswahlen und zu der zum Zeitpunkt der Aufzeichnung kurz zuvor stattgefundenen U-18-Wahl.

Vor diesem Hintergrund formuliert Färber den Wunsch, dass die neue Regierung „versteht, dass Kinder und Jugendliche Personen sind, die eigene Rechte haben“. Es sei eine Lehre aus der Pandemie, dass Kinder mehr seien als nur Schüler. Die Abschlussfrage von Veronica Rohn, bereits erprobt in einigen Gruppenleitersitzungen – „Wenn du ein Brotaufstrich wärst, welcher wärst du dann?“ – wirft Färber dann doch kurz aus der Bahn. Oje, spontan will nichts einfallen, aber nach einigem Überlegen entscheidet er sich „für einen alten Käse, manchmal ein bisschen unbequem, einer, der stinkt, aber megageil ist, wenn man weiß, wie man ihn richtig genießt“. Nach einer guten halben Stunde ist das Gespräch im Kasten. Die Folge erscheint am darauffolgenden Donnerstag.

Seit einem guten Jahr produziert die KJG Aachen ihren Podcast „Warming up“. Seit längerer Zeit, erzählt Paul Arns, war man im Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit des Verbandes auf der Suche nach Formaten, wie man junge Menschen erreichen könnte. Dann kam Corona, und die Möglichkeiten, Menschen direkt zu erreichen, gingen praktisch gegen Null. Digitale Formate blieben vorerst die einzige Möglichkeit. Am 1. Mai 2020 ging die erste Folge von „Warming up“ an den Start. Von Anfang an hatten die Macher, neben Paul Arns und Veronica Rohn ist auch noch Joshua Hinz mit im Boot, die Folgen per Zencaster online aufgenommen. 

Überzeugt vom Format Podcast

„Die ersten Folgen waren etwas holprig“ erinnert sich Paul Arns. Auch das anfangs wöchentliche Angebot ließ sich zeitlich nicht halten. „Warming up“ erscheint nun alle zwei Wochen immer donnerstags. Der Podcast erscheint bei Spotify, Apple Podcast, Google Podcast, Amazon Music, Youtube und Deezer. Zudem gibt es eine Browserversion (www.kjg-aachen.de/ podcast). 57 Folgen sind bisher erschienen. Die Themen orientieren sich dabei eng an den Themen der KºG oder anderen Jugendverbänden, „aber auch sonst alles, was Kinder und Jugendliche interessiert“, fasst Arns zusammen.

Auch in der Aufnahme ist das Team sicherer geworden. Einen Ablaufplan gebe es zwar, der käme aber immer weniger zum Einsatz. „Inzwischen sind wir mutig genug, zu improvisieren“, erzählt Paul Arns. Ganz zu Beginn habe man sich nur gehört, mittlerweile sehen sich die Podcaster auch.

Nervös seien vor allem auch die Gäste. Für viele sei es das erste Mal, dass sie eine solche Aufzeichnung miterleben, erzählen Arns und Rohn. Talkgäste waren in der Vergangenheit unter anderem Michael Ziemons, Gesundheitsreferent in der Städteregion Aachen, und Sibylle Keupen, langjährige Leiterin der Bleiberger Fabrik, jetzt Oberbürgermeisterin von Aachen.

Podcasts sind beliebt, vor allem bei den europäischen Nachbarn Schweden, Irland und im Vereinigten Königreich. Das ergab eine Umfrage bei Heise-Online. In Deutschland hören immerhin 27 Prozent der Befragten Podcasts. „Man ist mit keinem anderen Format näher dran als mit dem Podcast. Man ist buchstäblich im Ohr der Menschen“, sagt Veronica Rohn. Solange die drei und vor allem Rohn und Hinz als ehrenamtlich Tätige in der KJG noch Spaß am Podcasten haben, wird es auch weitergehen, da sind sich Veronica Rohn und Paul Arns einig.

Anwalt für die Jugend seit 50 Jahren

Veronica Rohn, Paul Arns und Gast Lukas Färber bei der Aufnahme des Podcasts. (c) KiZ
Veronica Rohn, Paul Arns und Gast Lukas Färber bei der Aufnahme des Podcasts.

Jungen Menschen Räume bieten, sich selbst auszuprobieren und Gemeinde mitzugestalten, das ist seit 50 Jahren Kern der Arbeit der KJG. 1969 gründete sich der Jugendverband durch den Zusammenschluss der Katholischen Frauenjugend-Gemeinschaft und Katholischen Jungmänner-Gemeinschaft. Ein Jahr später beschloss eine Bundesversammlung den neuen Namen: Katholische junge Gemeinde. Die ersten Jahre des neuen Verbands im Bistum Aachen waren vor allem geprägt durch spirituelle Themen und Grundsatzfragen wie die Aktion aus dem Jahr 1976 „Nicht schweigen, handeln“ als Forderung zur Mitgestaltung in den Pfarrgemeinden. In den 1980er Jahren waren vor allem die Friedensarbeit und die Arbeit für die eine Welt Schwerpunkte in der Verbandsarbeit.

Bei der „50+1“-Jubiläumsfeier der KJG Aachen erinnerte sich Wilfried Hammers, Gemeindereferent in Herzogenrath und von 1981 bis 1986 Regionalsekretär der KJG, an den Besuch der Partnerorganisation aus Kolumbien 1984, die im Rahmen des Katholikentages das Bistum besucht hatte. Heute prägen die Schwerpunkte Ökologie, Mitsprache in Kirche und Politik sowie Mitbestimmung die Arbeit der KJG. Auf die Frage, wie relevant die KJG als Jugendverband heute noch ist, streicht Paul Arns zwei Aspekte heraus: „Relevant ist die KJG, wenn sie in der Pfarrei vor Ort eine spirituelle Heimat für junge Menschen sein kann, die sich im klassischen Sonntagsgottesdienst nicht wiederfinden. Eine Messe am Lagerfeuer, eine Pilgerwanderung durch den Wald, Taizégebet im Ferienlager – durch Jugendverbände lernen sie vielfältige Möglichkeiten von Kirche kennen.“

Außerdem sei die KJG ein Ort der Partizipation. Bereits Kinder könnten mitbestimmen, was im Verband geschehen soll und haben eine Stimme bei Leitungswahlen. Sie werden in ihrer Person ernst genommen und lernen früh, Verantwortung wahrzunehmen. Im geschützten Bereich des Jugendverbandes können sich junge Menschen ausprobieren und erlernen Kompetenzen in Pädagogik, Organisation und Kommunikation. Aspekte, die auch im Podcast immer wieder zur Sprache kommen.