Teilhabe erfahren

Mohammed Ourraoui ist neuer Leiter des Fachdienstes Integration

Freude und Frust liegen im Arbeitsfeld von Mohammed Ourraoui oft dicht beieinander. Insbesondere die Kürzungen im Bereich Migration bereiten Sorgen. (c) Dirk Jochmann
Freude und Frust liegen im Arbeitsfeld von Mohammed Ourraoui oft dicht beieinander. Insbesondere die Kürzungen im Bereich Migration bereiten Sorgen.
Datum:
27. Sep. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 39/2023 | Chrismie Fehrmann

Mohammed Ourraoui, der neue Leiter des Fachdienstes für Integration und Migration beim Caritasverband Krefeld, bringt ideale Voraussetzungen für seinen Beruf mit – nicht nur, was die Ausbildung betrifft. „Meine Eltern stammen aus Marokko, waren auch Migranten. Als ich zwei Jahre alt war, kamen wir zunächst nach Frankreich und dann nach Deutschland“, erzählt er. „Ich weiß von meinen Eltern genau, wie sie sich damals gefühlt haben.“ 

„Ich verstehe ihre Vorstellungen und Befindlichkeiten."

Er kann deshalb einen kultursensiblen Umgang mit Flüchtlingen und Migranten, besonders aus arabisch sprechenden Ländern, pflegen. „Ich verstehe ihre Vorstellungen und Befindlichkeiten im Großen und Ganzen.
So öffnet sich beispielsweise ein Mann aus einem solchen Land gegenüber einer deutschen Beraterin nicht. Bei mir war er im Gespräch dann in Tränen aufgelöst und hat seine Probleme geschildert.“ 

Wie wichtig dieser Fachdienst ist, zeigen die steigenden Zahlen der Menschen, die nach Krefeld kommen und ihr Bedürfnis nach Hilfe äußern. Der engagierte  41-Jährige strebt in seiner neuen Aufgabe mit Elan und Freude die gute und schnelle Eingliederung der Zugewanderten an.
Sie sollen Chancengleichheit und Teilhabe in allen Bereichen erfahren, insbesondere am gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben.

„Wir decken fast alle Sprachen ab. Die Menschen kommen beispielsweise aus Syrien, Afghanistan, der Ukraine oder sind türkisch sprechende Bulgaren. Wir haben den ganzheitlichen Blick und arbeiten daran, dass Menschen mit internationaler Geschichte in Krefeld ein neues Zuhause und Arbeit finden und die Stadt mit ihrer Partizipation bereichern“, sagt Ourraoui, Chef von knapp zehn Mitarbeitern.

Bei aller Freude hat der studierte Sozial- und Kommunikationswissenschaftler auch Frust. Ganz besonders jetzt. „Mit großer Bestürzung haben wir zur Kenntnis genommen, dass der Entwurf des Bundeshaushalts für den Bereich Migration und Flucht drastische Kürzungen vorsieht. Das ist uns gerade in dieser Zeit unverständlich.“

Für Krefeld bedeute die Kürzung, dass von den rund 2600 Menschen in der „Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte“ bei der Caritas etwa 800 keine Beratung mehr bekommen könnten. „Diese Aufgabe fällt dann auf die überlastete Kommune zurück“, sagt Ourraoui.

„Unsere für die gesamte Gesellschaft so wichtige Arbeit sollte vielmehr stark gemacht werden.“ Den Fachdienst – insbesondere mit Blick auf das neue Fachkräfte-Einwanderungsgesetz – auszurichten, werde ein wichtiger Teil seiner Aufgaben sein, berichtet er weiter. Doch auch hier ist der Frust nicht weit.

„Es braucht alles viel zu viel Zeit. Die bürokratischen Wege, die die Bundesregierung vorgibt, sind zu lang.“ Er zählt auf: „Die Anerkennung von Abschlüssen, die Aufenthaltsgenehmigungen bei der Ausländerbehörde – viele müssen dort monatelang auf einen Termin warten – einen Sprachkurs besuchen – in Krefeld gibt es nur einen mit Kinderbetreuung – einen Berufsabschluss anerkannt bekommen – vor allem bei auf der Flucht verlorenen Papieren – das dauert Jahre. Darüber wird manch ein Hilfesuchender depressiv. Das ist Tatsache.“ Zu seiner beruflichen Vorgeschichte: Der aus Moers stammende Mohammed Ourraoui war seit 2015 bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Duisburg tätig. Dort hatte er zuletzt die Teamleitung für die Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte inne. 

„Es braucht alles viel zu viel Zeit. Die bürokratischen Wege, die die Bundesregierung vorgibt, sind zu lang.“

Er zählt auf: „Die Anerkennung von Abschlüssen, die Aufenthaltsgenehmigungen bei der Ausländerbehörde – viele müssen dort monatelang auf einen Termin warten – einen Sprachkurs besuchen – in Krefeld gibt es nur einen mit Kinderbetreuung – einen Berufsabschluss anerkannt bekommen – vor allem bei auf der Flucht verlorenen Papieren – das dauert Jahre. Darüber wird manch ein Hilfesuchender depressiv. Das ist Tatsache.“

Zu seiner beruflichen Vorgeschichte: Der aus Moers stammende Mohammed Ourraoui war seit 2015 bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Duisburg tätig. Dort hatte er zuletzt die Teamleitung für die Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte inne.