Im Rahmen ihrer Gesprächsreihe „Domgedanken“ hat die Europäische Stiftung Aachener Dom für Dienstag, 27. September, 19 Uhr, mit Gregor Maria Hoff einen namhaften Referenten eingeladen, der sich per Vortrag mit dem Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland auseinandersetzt.
Auf der Synodalversammlung in Frankfurt hat sich erneut gezeigt, wie kontrovers dieser Weg diskutiert und bewertet wird. Hoff, Professor für Fundamentaltheologie und Ökumenische Theologie an der Universität Salzburg und freier Autor bei der „Zeit“, nimmt eine Einordnung auch im europäischen Umfeld vor und berücksichtigt dabei die jüngsten Entwicklungen.
Wo sehen Sie zurzeit den Synodalen Weg stehen oder ruhen?
Der Synodale Weg steht an einem Scheidepunkt. Die Krise des Donnerstagabends (Anm. d. Red.: 8. September 2022) hat einerseits die Atmosphäre und das Vertrauen vor allem in eine schweigende Minderheit von reformkritischen Bischöfen beschädigt. Auf der anderen Seite wurden gerade vor diesem Hintergrund die weiteren Dokumente angenommen. In mancher Hinsicht handelt es sich um einen synodalen Lernprozess.
Wie schätzen Sie die Chancen auf Umsetzung der Beschlüsse ein?
Eine ganze Reihe von Bischöfen hat bereits angekündigt, Beschlüsse in ihren Bistümern umzusetzen. Im Zuge der Selbstbindung der Bischöfe gibt es viele Spielräume in den Ortskirchen. Aber selbstverständlich kommt der Synode über die Synodalität in
der katholischen Kirche im kommenden Jahr in Rom eine maßgebliche Rolle zu.
Welche Wahrnehmung haben Sie auf die Reaktionen dieses Ansatzes aus dem europäischen Umfeld?
Die Rückmeldungen aus der Weltkirche zum synodalen Prozess des Papstes haben gezeigt, dass die Reformperspektiven in Deutschland nicht isoliert dastehen und der Synodale Weg kein deutscher Sonderweg ist. Das bestätigten die drei europäischen Beobachter der vierten Plenarversammlung. Aber auch hier gibt es eine Vielstimmigkeit: Für die katholische Kirche in Skandinavien zum Beispiel haben andere Themen und Perspektiven Vorrang.
Wie steht es um das Verhältnis mit Rom?
Der Papst hat schon früh seine Sicht auf den Synodalen Weg zum Ausdruck gebracht. Seine Sorge richtet sich darauf, dass systemische Prozesse stärker als geistliches Ringen die Reformperspektiven des Synodalen Wegs bestimmen könnten. Aus vatikanischen Dikasterien waren zudem immer wieder kritische Stimmen zu vernehmen – zuletzt mit dem anonymen Schreiben im Sommer, das Einrichtungen wie den nun beschlossenen Synodalen Rat [beziehungsweise Ausschuss als Vorbereitung dieses Rates] verhindern wollte.
Demgegenüber gab es auch Stimmen wie die von Kardinal Grech (Anm. d. Red.: Kardinal Mario Grech, Generalsekretär der römischen Bischofssynode), der die römische Synode maßgeblich vorbereitet. Man muss aber realistisch wahrnehmen, dass die Widerstände aus Rom stark sind. Dass das Präsidium des Synodalen Wegs mit Laien bislang keine Audienz beim Papst erhalten hat, ist ein Zeichen.
Ist der Synodale Weg kompatibel mit dem, was der Papst unter Synodalität versteht?
Papst Franziskus hat mit der Rede von einer synodalen Kirche einen Schritt im Selbstverständnis der katholischen Kirche gemacht. Sie ist eine bischöflich verfasste, hierarchisch begründete und organisierte Kirche. Synodale Elemente spielten darin immer schon eine Rolle – man denke an die Konzilien. Aber dass die Kirche wirklich synodal handelt, erweitert dieses Format. Macht- und Gewaltenteilung erhalten eine andere Qualität – übrigens auch mit einer gestärkten Position von nicht-bischöflichen Synodalen. Bischöfe auf dem Synodalen Weg haben zuletzt mehrfach gesagt, man müsse Synodalität lernen. Das bedeutet: Was der Papst unter Synodalität versteht, ist erstens kein Alleingang und steht zweitens nicht vorab fest. Deswegen befragt Franziskus die Ortskirchen. In diesen Prozess bringt sich der Synodale Weg in Deutschland mit seinen Erfahrungen ein.
Das Gespräch führte das Domkapitel Aachen. Der Eintritt zu den „Domgedanken“ ist frei.