Seit einigen Wochen ist es mit der Ruhe rund um den Adenauer-Platz in Mönchengladbach vorbei. Der Caritasverband will in der ehemaligen Kirche St. Albertus einen Tagestreff für Obdachlose einrichten. Die Anwohner finden die Idee nicht so gut.
Um die Obdachlosen geht es im Publikum nicht. Den Satz „Diese Menschen müssen auch einen Platz haben“ hört man zwar oft in den Statements derer, die sich nach vorne in die Diskussionsrunde wagen. Die Worte „aber nicht hier“ schwingen unausgesprochen in ihren Beiträgen mit.
Die Kirche St. Albertus liegt im Gründerzeitviertel, eine der schöneren Gegenden von Mönchengladbach. Mitten in der Stadt und doch ruhig. Rund um die parkähnliche Grünfläche reihen sich Häuser aus der Gründerzeit mit ihren prächtigen Fassaden und weniger schöne Nachkriegsbauten. In einer Nebenstraße entstehen neue Premium-Wohnungen.
Die Anwohner haben Sorge, dass sich mit den Obdachlosen auch die Drogenszene an den Platz verlagert. „Wenn ich zwischen zwei Patiententerminen aus dem Fenster sehe, kann ich beobachten, wie dort gedealt wird“, sagt der Inhaber einer psychotherapeutischen Praxis. Eine Anwohnerin beklagt, dass zwei Mal in der Woche Menschen direkt vor ihrer Haustür ihre Notdurft verrichten würden – immer dann, wenn es in der Kirche das Essensangebot für Obdachlose gebe.
Im November 2020 hatte die Caritas in der Kirche St. Albertus einen Mittagstisch etabliert. „Weil sich die Rahmenbedingungen damals für Wohnungslose weiter verschlechtert hatten“, sagt Caritas-Geschäftsführer Frank Polixa. „Seit fünf Jahren kommen regelmäßig wohnungslose Menschen in diese Kirche und nie hat jemand etwas gesagt. Die Nachbarn haben oft nichts davon mitbekommen.“
Anfangs gab es den Mittagstisch zwei Mal in der Woche, seit einigen Monaten gibt es das Angebot nur an einem Tag. Es wird hauptsächlich durch Ehrenamtliche getragen, und in der Vergangenheit gab es einen Personalengpass. Was das Beispiel aber auch zeigt: Die Beobachtungen der Anwohnerin vor ihrer Haustür stehen nicht zwangsläufig in direktem Zusammenhang mit dem Treff in der Kirche.
Der geplante Tagestreff in St. Albertus ist kein neues Angebot in der Stadt. Vielmehr zieht die Einrichtung aus dem Bruno-Lelieveld-Haus an der Erzberger Straße an den Adenauerplatz. Die alten Räume sind nicht mehr ausreichend, der Mietvertrag läuft Ende 2026 aus. Um den Tagestreff aufnehmen zu können, sollen im Sommer die Umbauarbeiten in der Kirche starten.
Der frühere Altarraum wird abgetrennt und als Aufenthalt für täglich bis zu 50 Gäste eingerichtet. Der Zugang erfolgt über einen Seiteneingang der Kirche, zu den Nachbargrundstücken wird eine Wand errichtet, so dass niemand in Privaträume sehen kann oder gesehen wird. Neben dem Tagestreff entstehen sanitäre Räume mit Duschen und Toiletten. Zudem wird es Waschmaschinen und Trockner für die Wäschepflege geben. Eine medizinische Ambulanz für die Ersthilfe bei Verletzungen und Erkrankungen rundet das Angebot ab.
In den Kirchenraum wird eine Zwischendecke eingezogen, so dass im Obergeschoss Büros und Besprechungsräume für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des benachbarten Caritasverbandes entstehen.