„Der Betroffenenrat im Bistum Aachen fordert die Nennung von Täternamen seit mehreren Monaten. Er begrüßt die Veröffentlichung dieser Liste als einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs. Unbedingte Transparenz ist die Basis aller Aufarbeitungsversuche. Das Bistum Aachen leistet mit der ersten Nennung von Täternamen auch einen Beitrag zur Erhellung des sogenannten Dunkelfeldes. Betroffene sexualisierter Gewalt werden mit der Nennung von (mutmaßlichen) Täternamen aufgerufen, sich zu melden. Mit Entsetzen nimmt der Betroffenenrat zur Kenntnis, dass es mit Weihbischof August Peters auch in Aachen ein hochrangiges Mitglied der Bistumsleitung gegeben hat, dass der Gruppe der mutmaßlichen Täter zuzurechnen ist.“
„Der Diözesanverband Aachen der Katholischen Frauengemeinschaft (KFD) begrüßt grundsätzlich die Nennung von überführten und mutmaßlichen Tätern sexuellen Missbrauchs an Minderjährigen. Dies sei ein wichtiger Schritt, um Licht ins Dunkelfeld zu bringen.
Wenn sich aber das Bistum Aachen der Vergangenheit wirklich stellen möchte und sich wirksam für die Betroffenen einsetzen will, seien darüber hinaus weitere ernsthafte Anstrengungen erforderlich. ‚Der formulierte Selbstanspruch einer konsequenten, transparenten und lückenlosen Haltung ist aus unserer Sicht bei Weitem nicht eingelöst. Aufarbeitung ist nicht nur eine Frage der Haltung, sondern vor allem des Handelns‘, betonte Marie-Theres Jung, Vorsitzende des KFD-Diözesanvorstands.“
Elodie Scholten, Vorsitzende des BDKJ-Diözesanverbandes Aachen, erklärt: „Wir bedauern sehr, dass unsere Strukturen einen Raum für Täter/-innen sexualisierter Gewalt geboten haben. Jugendverbandsarbeit sollte ein sicherer Ort für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sein.
Wir sind in Gedanken bei allen Betroffenen sexualisierter Gewalt. Wir möchten Betroffene, aber auch alle weiteren Personen ermutigen, sich mit Erfahrungen, Gesprächsbedarfen, Hinweisen und Anfragen zu melden und entsprechende Kontaktstellen zu nutzen.
Uns ist es wichtig, transparent mit dieser Situation umzugehen. Wir haben notwendige Schritte für eine Aufklärung und Aufarbeitung im BDKJ-Diözesanverband in die Wege geleitet und nehmen weitere Prüfungen im Archiv vor.“
„Unserer Meinung nach ist das ein wichtiger Schritt zur transparenten Aufarbeitung. In dem Prozess der Aufarbeitung sehen wir uns in der Rolle als Lotsin für unsere Mitglieder, Ehrenamtlichen und Menschen darüber hinaus. Das bedeutet, wir sind Ansprechpartnerin für alle, die Unterstützung oder Beratung suchen. Wir helfen den Personen dabei, die entsprechenden Stellen zu finden. Im Sinne einer konsequenten, transparenten und lückenlosen Aufarbeitung von Vorfällen sexualisierter Gewalt ist es wichtig, eine offene Kultur zu schaffen, daher unterstützen wir den Aufruf: ‚Wir möchten Betroffenen Mut machen, sich mitzuteilen.‘“
„Der Diözesanrat der Katholik/-innen begrüßt die Namensnennung als wichtigen Schritt bei der Aufarbeitung des Missbrauchs, dem weitere folgen müssen.
Das Dunkelfeld aufzuhellen in der schmerzlichen Geschichte so bestürzend vieler Menschen, ist unbedingt erforderlich. Betroffene, Angehörige, Zeugen und andere können sich an gut vorbereitete, unabhängige und kompetente Ansprechpersonen wenden bei unabhängigen Fachstellen ebenso wie bei Bistum, Verbänden und Institutionen.
Für den Diözesanrat der Katholik/-innen und seine Mitglieder aus Pfarreien und Regionen einerseits, Jugend- und Erwachsenenverbänden andererseits ist die Nennung von Namen von Tätern und mutmaßlichen Tätern ein tiefer Einschnitt. Selbstkritisch müssen sich alle fragen, ob sie immer genau genug zugehört und hingeschaut haben. Der Diöze-sanrat fordert Bischof Helmut Dieser auf, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen und den Klerikalismus hinter sich zu lassen, wie es Wissenschaftler als Beitrag zur Prävention empfahlen.“